Drei Brüder – ein großes Ziel
Judo: Wels greift morgen in Gmunden nach dem ersten Bundesliga-Titel seit 42 Jahren.
1977 krönte sich Multikraft Wels – damals noch als Eudora Wels – zum bisher einzigen Mal zum Österreichischen Judo-Meister. "Seither waren die Chancen nie so groß wie jetzt", sagt Manfred Dullinger. Der Trainer greift mit seinen Mannen morgen beim Bundesliga-Final-Four in Gmunden nach den Sternen. Im Halbfinale (ab 13 Uhr) gegen Flachgau sind die Messestädter Favorit, im Finale wird dann wohl mit Galaxy Tigers Wien der Serienmeister warten.
Den Hauptstädtern wollen die Welser die Suppe versalzen. Ermöglichen sollen das vor allem drei Brüder: Kimran, Wachid und Shamil Borchashvili. Als Kinder waren sie mit ihrer Familie aus Tschetschenien geflohen. 2005 begannen sie in Wels mit dem Judosport. Mit dem Vorbild Sabrina Filzmoser vor der Nase, deren Ehrgeiz die drei förmlich aufsogen.
Heute, 14 Jahre später, sind sie nicht nur österreichische Spitze. Wachid holte erst vor zwei Wochen Bronze bei der U23-EM. Noch besser Shamil, der sich innerhalb eines Jahres von null auf Weltranglistenplatz 32 katapultierte und auf Olympiakurs liegt.
Comeback des Ex-Weltmeisters
"Ich glaube, dass wir Galaxy schlagen", sagt der bis 81 Kilogramm kämpfende Shamil mit fester Stimme. Mit seinen Leistungen hat sich der 24-Jährige Respekt verschafft. Dieser ist so groß, dass Galaxy diese Woche niemand Geringeren als Saeid Mollaei verpflichtete. Der Iraner zählt als Weltmeister 2018 zu den Besten seiner Zunft. Berühmtheit erlangte er zudem, als er bei der diesjährigen WM auf Befehl der iranischen Politik verlieren musste, um ein Finalduell mit dem Israeli Sagi Muki zu vermeiden. Mollaei ordnete sich schweren Herzens unter, setzte sich nach Deutschland ab und machte sein Schicksal öffentlich. Der Judo-Weltverband reagierte, schloss Irans Föderation aus und gewährt Mollaei einen Platz im Flüchtlingsteam für Olympia. In Gmunden kehrt er auf die Wettkampfmatte zurück.
Borchashvili freut sich riesig auf ein Duell. "Gegen Schwächere denke ich gerne zu viel nach. Das kann mir gegen ihn nicht passieren", sagt der Welser, der Mollaei im Training schon studiert hat. "Ich kenne seine Schwächen." Welche das sind, wolle er morgen zeigen.