Die längste Warteschlange der Welt
WIMBLEDON. Wer beim Tennis-Klassiker in Wimbledon live dabei sein möchte, braucht viel Geduld.
Ab dem späten Nachmittag werden heute viele Menschen in den Wimbledon-Park rund fünf Gehminuten südlich der Southfield Station strömen. Nicht, um dort spazieren zu gehen, vielmehr wartet auf sie eine lange Stehpartie. In der Freizeitanlage unweit des "All England Lawn Tennis and Croquet Club" beginnt sie nämlich, die längste Warteschlange der Welt. Wer sich in der legendären "Queue" bis heute Mittag anstellt, darf sich berechtigte Hoffnungen darauf machen, am Montag auf einem guten Sitzplatz live dabei zu sein, wenn auf dem "heiligen Rasen" der "Manic Monday" zelebriert wird. 48 Stunden anstellen, um sich eine nicht gerade billige Eintrittskarte zu kaufen, das gibt es nur in Wimbledon.
Nach dem spielfreien Sonntag – ein Luxus, den sich nur der englische Tennis-Klassiker erlauben darf – stehen am Montag alle Achtelfinal-Spiele der Einzelbewerbe auf dem Spielplan. Tennis-Fans wird da ein Gourmet-Menü serviert. Kein Wunder, dass die Nachfrage nach den Karten so groß ist. Für die Menschen, die sich geduldig in die "Queue" einreihen, werden täglich rund 10.000 Tickets (darunter jeweils 500 für den Centre Court, Court 1 und Court 2; der Rest sind "Ground Tickets" um rund 28 Euro für die Nebenplätze) auf die Seite gelegt, die anderen hat man längst im Vorverkauf nach dem Los-Prinzip an Mann und Frau gebracht.
Schlangensteher, die am Montag dabei sein wollen, werden zweimal im Park übernachten müssen. Es gibt ein eigenes Camping-Areal (größere Zelte als Zwei-Personen-"Iglus" sind nicht erlaubt), man kann sich morgens wieder dort in die Schlange einreihen, wo man sie verlassen hat. Jeder bekommt beim Betreten des Parks eine "Queue Card", auf der die jeweilige Nummer und Position registriert sind. Das ist auch hilfreich, wenn die Blase drückt oder der Magen knurrt. Länger als 30 Minuten darf man allerdings nicht weg sein.
Mehrere Zustelldienste versorgen die "Queue" mit Pizza oder Sushi – die lange Schlange von Wimbledon ist ganz schön gefräßig und durstig. Bier, Wein, Prosecco und Gin Tonic schmecken ihr besonders gut. Der "exzessive Genuss von Alkohol und/oder betrunkenes Benehmen" werden nicht toleriert. So steht es im "Guide to Queueing", den jeder Schlangensteher im Wimbledon Park von einem der Stewards ausgehändigt bekommt. Das Heft mit seinem genauen Regelwerk umfasst 32 Seiten. Zeit genug zum Lesen hat man ja.
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Wie hieß es schon bei Asterix:
"Die Spinnen, die Briten!"
Schon vor Jahrhunderten war "Queuing up" in Britannien ein Volkssport.
Und sogar vor Jahrtausenden.
Schon als Julius Caesar und wenig später sein Statthalter in Londinium die verrückten Verwandten Asterix' mittels brotlosen Gladiatorenspielen ruhig stellten, war queuing up (nur hatte es damals einen keltischen Namen) ein Muss. Wie für die Germanen der Stau. Als die Römer wichen, wurden sie bald von den Angelsachsen abgelöst, und auch dann stellten sich die Kelten gemeinsam mit den neuen Herren an. William the Conqueror stand ebenfalls nicht zurück, sondern an, und warum hätte es später unter dem Haus Hannover anders sein sollen.