"Das widerspricht dem gesunden Menschenverstand"
"Wenn sich die Welt zusammenschließt, um die Verbreitung des Covid-19-Virus zu begrenzen, müssen IOC und IPC das Gleiche tun." Die Botschaft, welche die internationale Athletenvereinigung "Global Athlete" dem Internationalen Olympischen (IOC) sowie dem Paralympischen Komitee (IPC) in einer Mitteilung übermittelte, war unmissverständlich: Wegen der Coronakrise könnten die Olympischen Sommerspiele (ab 24. Juli) sowie die Paralympics (ab 25. August) nicht wie geplant stattfinden.
"Unter den gegenwärtigen globalen Beschränkungen haben die Athleten nicht die Möglichkeit, sich angemessen auf diese Spiele vorzubereiten. Ihre Gesundheit und Sicherheit müssen an erster Stelle stehen", hieß es. Der deutsche Säbelfechter Max Hartung ging einen Schritt weiter und schloss seine Teilnahme in Tokio aus, um damit ein Zeichen zu setzen.
Neben "Global Athlete" sprachen sich unter anderem der mächtige US-Leichtathletik-Verband oder Serbiens und Kroatiens Nationale Olympische Komitees gegen die Durchführung aus. "Das widerspricht dem gesunden Menschenverstand", sagte Vanja Udovicic, Chef der serbischen Organisation.
Der wachsende Druck zeigt Wirkung: Das IOC ging dazu über, eine Verschiebung der Spiele in Betracht zu ziehen. Binnen vier Wochen wolle man darüber entscheiden. Das kündigte IOC-Präsident Thomas Bach gestern Abend in einer Aussendung an und schloss zugleich eine vollständige Absage des sportlichen Großereignisses aus. Bisher hatte das IOC stets beteuert, dass es verfrüht sei, eine derart weitreichende Entscheidung zu treffen. Die damit einhergehenden Durchhalteparolen hatte das ÖOC artig mitgetrommelt. "Positiv bleiben", sagte etwa ÖOC-Chef Karl Stoss noch am Samstag.
Stundenlanges Anstehen
Trotz der Pandemie haben in Japan sehr viele Menschen das olympische Feuer bewundert. Mehr als 50.000 Neugierige strömten am Samstag zum Bahnhof Sendai in der Präfektur Miyagi, wo die Flamme in einem goldenen Kessel gezeigt wurde. Die Warteschlange war Medienberichten zufolge teilweise 500 Meter lang. Viele Besucher trugen Atemschutzmasken.