Das bisher größte Comeback des Hallensports
GRAZ/LINZ. Mehr als 500 Athleten schwimmen ab heute in Graz um österreichische Titel und Limits – unter speziellen Vorschriften.
Insgesamt 521 Schwimmer messen sich von heute bis Mittwoch bei den Staatsmeisterschaften sowie den parallel ausgetragenen Österreichischen Nachwuchs-Meisterschaften in der Grazer Auster. Der Auftakt zur Jagd nach den Olympia-Limits 2021 hätte eigentlich im Linzer Parkbad fallen sollen, doch nach dem Lockdown hätte dort das gesamte Gelände für die Rennen gesperrt werden müssen. Und seine Badegäste an einem Hochsommerwochenende komplett auszusperren, dazu war kein Freibad in Österreich bereit gewesen.
Obwohl drinnen die Übertragungsgefahr prinzipiell höher ist, blieb dem Verband (OSV) letztlich nichts anderes übrig. Damit der größte heimische Athleten-Auflauf unter Dach seit Ausbruch der Pandemie nicht zum Bauchfleck wird, tüftelten die Verantwortlichen ein Sicherheitskonzept aus.
Um nicht mehr als 200 Personen auf einmal in die Halle zu lassen, wurden die Wettkämpfe auf fünf Tage ausgedehnt. "Jeder bekommt einen markierten Platz in der Halle zugeteilt", schildert OSV-Sportdirektor Walter Bär. Ein Einbahnsystem für die Athleten wurde eingerichtet. Dieses gilt mehr oder weniger auch für das Aufwärmbecken, in dem die Schwimmer einander nicht – im engsten Sinne des Wortes – begegnen. Prinzipiell bringe gerade der Schwimmsport Voraussetzungen mit, um Corona gut in Schach zu halten. "Wegen des Chlors im Wasser schwimmen wir praktisch in einer Desinfektionslösung", verweist Bär darauf, dass im Rennen zumeist unter Wasser ausgeatmet wird.
Einschwimmen im Freibad?
Die notwendigen Reglementierungen stellen die Athleten vor eine ungewohnte Situation, insbesondere die stark eingeschränkte Benutzung des Zweitbeckens. "Einerseits ist es vor dem Rennen wichtig, noch einmal die Schnelligkeit und die Technik richtig einzustellen", sagt Landestrainer Marco Wolf. "Andererseits setzt man danach mit dem Ausschwimmen die Regeneration schneller in Gang." Dies sei notwendig, um über mehrere Tage hinweg Höchstleistungen erbringen zu können.
Dazu kommt, dass Langstreckenspezialist David Brandl am Vormittag seines Endlaufs über 1500 Meter Kraul nicht die Gelegenheit bekommen wird, sich einzuschwimmen. Wolf: "Wir überlegen deshalb, ob er das in einem Freibad macht."
Wolf definierte die Meisterschaft als Standortbestimmung nach dem Lockdown. An einem optimalen Tag traut er Bernhard Reitshammer das Unterbieten der Tokio-Norm zu. Für die anderen sieht er die Olympia-Verschiebung positiv: "Wir haben ein Jahr mehr Zeit gewonnen."