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Missbrauch: Der Schritt einer Betroffenen aus der Anonymität

Von Reinhold Pühringer   17.Juni 2020

Der Schritt aus der Anonymität. Für Claudia Brösenhuber war er kein einfacher – auf ihrer Suche nach Sinn aber fast unabdingbar. Im Juni des Vorjahres hatte sie in den OÖN von sexuellem Missbrauch an ihr berichtet. Der Trainer ihres Rad-Klubs hatte sich Mitte der 90er-Jahre mehrfach an der anfangs 14-Jährigen vergangen. Der Fall der heute 38-Jährigen aus dem Bezirk Kirchdorf war wegen Verjährung nie vor Gericht gegangen.

"Ich möchte, dass meine Geschichte nicht umsonst war", war sie damals an dieser Stelle noch unter dem Schutz-Pseudonym "Stefanie D." zitiert worden. Daran geändert hat sich, dass sie heute den Decknamen nicht mehr für notwendig hält. Ihr Anliegen ist das gleiche geblieben.

Was passierte nach dem Artikel?

Brösenhuber war von Anfang an klar gewesen, dass zumindest ihr nahes Umfeld nach der Publikation ohnehin wusste, dass da von ihr die Rede war. Ihre Eindrücke waren zunächst gemischt: "Einerseits war es eine Art Befreiung, weil dieses Thema dadurch nicht versteckt in einem Kammerl geblieben ist, die Leute darüber redeten. Andererseits war es eigenartig, über sich selbst in der Zeitung zu lesen."

Nur wenige haben sie darauf angesprochen, was der früheren Psychologie-Studentin mitunter gelegen kam. Schließlich wolle niemand ständig über derart traumatische Erlebnisse reden. Sehr wohl darüber gesprochen hat sie mit ihrem mittlerweile 17-jährigen Sohn. "Er war tief betroffen, als ich es ihm erzählt habe. Ich habe ihm dann aber erklärt, dass er meine Lebensrettung war." Seine Geburt hatte ihr geholfen, die Suizidgedanken, die sie seit den Übergriffen begleiteten, endgültig hinter sich zu lassen.

Spendenaktion gestartet

Auch wenn die Erinnerungen niemals ganz verschwinden werden, ist sich Brösenhuber sicher, dass ihr der offensive Umgang bei der Aufarbeitung hilft. "Es freut mich zu sehen, dass ich etwas bewirken kann." Frei nach diesem Motto ruft die nach wie vor begeisterte Radfahrerin nun eine Spendenaktion ins Leben: Bei der Race Around Austria Solo Challenge, einem Radrennen rund um Oberösterreich mit Start in St. Georgen im Attergau, tritt Brösenhuber am 12. August für den guten Zweck in die Pedale. Unterstützer können jeden der insgesamt 560 Kilometer um jeweils fünf Euro "erwerben". Der Erlös geht an den Verein Pia, der sich präventiv und therapeutisch gegen sexuelle Gewalt engagiert. "Ich möchte damit etwas zurückgeben", sagt Brösenhuber, die einst selbst auf psychologische Betreuung angewiesen war, ohne dass sie dafür bezahlen musste. "Das möchte ich auch anderen ermöglichen." Interessierte können das Projekt auf dem Instagram-Account "ClaudiaFuerPia" verfolgen und unter folgender Kontonummer spenden:

Konto: "Claudia für Pia" mit dem IBAN AT66 3438 0000 08149254

Langlauftrainer: Ministerin entscheidet

Neben dem Fall Claudia Brösenhuber berichteten die OÖN im Vorjahr noch über andere, davon unabhängige sexuelle Übergriffe. Im Zentrum Letzterer stand ein Linzer Langlauftrainer. Mehrere ehemalige Athletinnen hatten in den OÖN von Vorfällen in den 90er-Jahren berichtet. Nach der Einstellung des behördlichen Ermittlungsverfahrens im Vorjahr wegen Verjährung stellte unlängst auch das Bundesheer sein Disziplinarverfahren gegen ihn ein. Wegen des Lockdowns sei er derzeit in Homeoffice, heißt es von Seiten des Bundesheeres. Über seine weitere „Dienstverwendung“ – wie es im Heeresjargon heißt – werde im von Klaudia Tanner (ÖVP) geführten Verteidigungsministerium entschieden.

Das Sportland Oberösterreich hatte im Vorjahr auf die Berichte reagiert und ein Schutzkonzept vorgestellt. Die nächsten Schritte bei dessen Umsetzung werden nächste Woche besprochen.

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