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Am Wochenende soll die Marathon-Schallmauer fallen

Von Reinhold Pühringer   09.Oktober 2019

Eliud Kipchoge ist kein Mann großer Worte. Lieber lässt der 34-Jährige Taten sprechen. Genau das beabsichtigt der Kenianer auch am Wochenende zu tun, an dem er in Wien als erster Mensch eine Marathon-Distanz unter zwei Stunden laufen will. Im Leichtathletik-Kosmos gilt diese Marke als Inbegriff für Sportgeschichte. "Das ist wie die Mondlandung", verdeutlicht Kipchoge. Bei seinem Landeversuch werden für den Neil Armstrong des Laufsports praktisch "Laborbedingungen" geschaffen. Das sind die Werkzeuge zum Einreißen einer Schallmauer:

Der Wunderläufer

Wer, wenn nicht er? Kipchoge gewann zwölf seiner 13 Marathons, ist Olympiasieger 2016 und stellte in Berlin im Vorjahr in 2:01:39 Stunden den offiziellen Weltrekord über die 42,195 Kilometer auf. Letzterer ist in Wien nicht in Gefahr, da ihm ein ganzer Trupp an ständig wechselnden Tempomachern zur Seite gestellt wird, was den Rekordkriterien des Weltverbands widerspricht. Bei seinem ersten Anlauf auf die Zwei-Stunden-Marke hatten Kipchoge vor zwei Jahren auf der Formel-1-Strecke in Monza bei ähnlichen Bedingungen nur 25 Sekunden gefehlt.

Die Mitläufer

Die Liste der 41 Tempomacher, die ständig ein- oder aussteigen dürfen, liest sich wie das "Who is Who" des internationalen Laufsports. Diese vereinen 55 Medaillen bei Großereignissen auf sich. Darunter die norwegischen Ingebrigtsen-Brüder Filip, Henrik und Jakob oder die beiden US-Amerikaner, 1500-Meter-Olympiasieger Matthew Centrowitz und Doppelweltmeister Bernard Lagat.

Die Strecke

Nach dem Start von der Wiener Reichsbrücke geht es zum Praterstern und von dort viermal die brettlebene und schnurgerade Prater Hauptallee rauf und runter (siehe Karte unten). Diese wurde dafür im August eigens neu asphaltiert. Rund um den zweiten Wendepunkt, das Lusthaus, wurde eine überhöhte Kurve errichtet. Sie soll Kipchoge eine Zeitersparnis von insgesamt 13 Sekunden bringen. Alles in allem ideale Voraussetzungen für das Marathon-Experiment. "Auch die Luftqualität ist umwerfend", sagt Event-Direktor Hugh Brasher.

Richtig temperiert

Wann genau Kipchoge auf die Strecke geht, ist noch offen. Samstag, Sonntag oder Montag sind denkbar. Die genaue Uhrzeit werde kurzfristig entschieden und hängt vom Wetter ab. Wind (unter 1,2 Meter pro Sekunde), Temperatur (optimal zwischen neun und elf Grad) und Luftfeuchtigkeit (unter 80 Prozent) müssen passen. Regnen darf es nicht. Fünf Wetterstationen wurden entlang der Hauptallee eingerichtet. 6.30 Uhr morgens gilt als wahrscheinlichste Startzeit. Der ORF berichtet live.

Der Anschieber

Finanziert wird das Lauf-Spektakel von Plastikproduzent Ineos, welcher der "Ineos 1:59 Challenge" seinen Namen gibt. Über die Kosten schweigt sich der Konzern des englischen Milliardärs James Arthur Ratcliffe aus. Der wegen Fracking in die Kritik geratene Chemieriese hat zuletzt Sportsponsoring zur Imagepflege entdeckt. Mit den 30 akkreditierten TV-Sendern passt der Marathon-Versuch perfekt ins Portfolio.

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