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Als der Zufall Geburtshelfer spielte

Von Reinhold Pühringer, 24. August 2019, 00:04 Uhr
Ruder-WM in Ottensheim
Bild: Alexander Schwarzl

OTTENSHEIM. Heute wird die Weltmeisterschaft eröffnet. Dass Ottensheim zum Mekka der Ruderer wurde, war allerdings alles andere als geplant, wie der Blick ins OÖN-Archiv verdeutlicht.

"Damals stand hier kein einziger Baum. Überall nur Schotter und Sand." Wenn der Blick des Zeitzeugen Gert Kerschner über die Regattastrecke in Ottensheim schweift, glänzt die Nostalgie in seinen Augen. Die OÖN trafen das 78-jährige Ruder-Urgestein, um auf eine Zeitreise zu gehen. Denn wo sich ab morgen die weltbesten Ruderer um WM-Medaillen und Olympia-Startplätze in die Riemen legen, war es nicht immer so grün und schon gar nicht so idyllisch. Dass es die Regattastrecke, die gerne als die fairste im internationalen Rudersport gilt, überhaupt gibt, beruht auf mehreren zufälligen Begebenheiten.

Jener stille Flussarm, auf dem gerudert wird, war einst der natürliche Lauf der Donau. Letztere wurde für den Bau des Wasserkraftwerks Ottensheim-Wilhering kurzerhand umgebettet. Zwischen 1969 und 1974 wurden zunächst Schleusen und Kraftwerksanlagen in die trockene Landschaft gebaut, um dann Österreichs größten Fluss dorthin umzulenken. Ein Mammutprojekt. Wie aus dem OÖN-Archiv hervorgeht, waren allein im Jahr 1971 mehr als 1200 Arbeiter in der 56 Hektar großen "Baugrube" beschäftigt. Insgesamt wurden 17 Millionen Kubikmeter Erde bewegt und rund eine Million Kubikmeter Beton verbaut. Niemals Teil der Planungen war allerdings der Bau einer Ruderstrecke gewesen.

Zu wenig Geld gebraucht

Der heute ausladende Altarm war ursprünglich viel schmäler konzipiert. "Ein Rinnsal mit vielleicht 20 Metern Breite", erinnert sich Kerschner. Gedacht als Verlängerung der Mündungen von Pesenbach und der mittlerweile verlegten Rodl. Letztlich aber zu schmal für eine große Regatta, geschweige denn eine moderne WM.

Bereits vor Bau-Ende wurde jedoch ersichtlich, dass die veranschlagten 2,8 Milliarden Schilling nicht ausgeschöpft würden. Eine Kuriosität, die auch die OÖN in ihrer Ausgabe vom 30. Jänner 1974 (siehe Faksimile) hervorstrichen. "Weil es bei allen heiklen Bauphasen Schönwetter gab", erklärt Kerschner, was gerade beim Umleiten eines großen Flusses wie der Donau eine enorme Erleichterung bringt. Also sollen Ideen die Runde gemacht haben, wie das übrig gebliebene Geld noch verbaut werden könnte. "Sogar von einem Schwimmbad in Ottensheim war die Rede", schildert Kerschner.

Das rief den erst 1971 gegründeten Wassersportverein (WSV) Ottensheim mit der Idee einer Regattastrecke auf den Plan. Größen wie Karl Öllinger oder Hans Eiler wurden bei Land und DoKW vorstellig. Ebenso dabei: Gründungsmitglied Kerschner. Auch weil sie genau wussten, dort auf mitunter sehr offene Ohren zu treffen. Denn oberster Bauherr des Kraftwerksprojekts war Josef Kobilka, Bürgermeister in St. Georgen an der Gusen und Ruderer bei ISTER Linz. "Zu ihm hatten wir einen sehr guten Draht", sagt Kerschner, der selbst auch Anknüpfungspunkte mit dem Klub aus der Landeshauptstadt hat. "Mein Großvater war dort Säckelwart (Kassier; Anm.)."

Inmitten einer Geröllwüste

Land und DoKW willigten schließlich ein, baggerten die heutige Strecke aus. Es dauerte nicht lang, bis die ersten Rennen stattfanden. Der erste Zielturm war noch mit einem Militärhubschrauber antransportiert worden. Hinauf führte nur eine schmale Leiter. "Ich weiß noch, als ein Zielrichter einen gebrochenen Fuß hatte und wir ihn und seine 130 Kilo mit einem Seil raufziehen mussten", erinnert sich Kerschner lachend.

Anfangs war das Umland der Strecke eine Geröllhalde. Ohne Strom. Ohne fließend Wasser. Nur jede Menge Schotter und noch mehr Staub. Kerschner: "Da bekommst du ja eine Staublunge, haben wir immer gesagt."

Das Erbe angetreten

Ebenso ab den allerersten Rennen aktiv dabei war Renate Sigl. Die Olympia-Zehnte der Sommerspiele 1976 streicht das Engagement der Ruder-Funktionäre auch nach der Schaffung der Regattastrecke hervor. "Wenn die nicht so engagiert gewesen wären, wäre das heute eine Kloake und kein Naherholungsgebiet", sagt Sigl, deren Enkel Anton Sigl bei der anstehenden WM mit Wiking-Partner Markus Lemp im Leichtgewichts-Zweier ohne Steuermann startet.

Zu den Geburtshelfern der Regattastrecke zählte auch der 2013 im Alter von 100 Jahren verstorbene Egon Anselm. In die Fußstapfen des langjährigen WSV-Obmannes ist sein Sohn Horst getreten, der dem Vermächtnis mit dem Bau des 2017 eröffneten Regatta-Zentrums sowie der an Land gezogenen WM-Premiere Ottensheims alle Ehre macht.

Zahlen & Fakten

Das ÖRV-Aufgebot
Damen
, Einer (W1x): Magdalena Lobnig (VST Völkermarkt); Leichtgewichts-Doppelzweier (LW2x): Louisa Altenhuber/Laura Arndorfer (Erster Wiener Ruderclub LIA)

Herren, Einer (M1x): Lukas Reim (Möve Salzburg); LG-Einer (LM1x): Rainer Kepplinger (WSV Ottensheim); LG-Doppelzweier (LM2x): Matthias Taborsky/Julian Schöberl (WRC Pirat/WSV Ottensheim); LG-Zweier ohne (LM2-): Anton Sigl/Markus Lemp (RV Wiking Linz); Doppelvierer (M4x): Julian Brabec/Jörg Auerbach/Thomas Lehner/Armin Auerbach RC Ausseerland); Vierer ohne (M4-): Gabriel Hohensasser/Maximilian Kohlmayr/Ferdinand Querfeld/Rudolph Querfeld (RV Villach/RV Klagenfurt/LIA Wien/LIA); LG-Doppelvierer (LM4x): Paul Sieber/Philipp Kellner/Bernhard Sieber/Sebastian Kabas ( STAW/WRC Pirat/ STAW/Friesen);

Para-Rudern, Zweier ohne: Thomas Ebner/Benjamin Strasser; Mix-Doppelzweier: Johanna Beyer/David Erkinger; Mix-Doppelvierer mit Steuerfrau: Beyer/Erkinger/Maria Dorn/Tobias Höller; Steuerfrau Sabine Farkas

Das WM-Programm

Heute: Eröffnungsfeier auf der Regattastrecke (19.30 Uhr)
Sonntag: Vorläufe (Sessions ab 9.30/15.15)
Montag, Dienstag: Vorläufe und Zwischenläufe (10/14.30)
Mittwoch: Zwischenläufe, Viertel- und Semifinali (9.30/15.30)
Donnerstag: Semifinali und Finali (9.30/15);
Freitag: Semifinali und Finali (9.15, A-Finale ab 13.05)
Samstag: Finali (9.15, 13.05)
Sonntag: Finali (10.15, 13.05

 

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Autor
Reinhold Pühringer
Redakteur Sport
Reinhold Pühringer

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