Brisanter Finalsieg – im dritten Anlauf klappte es für Alexandrowa in Linz
LINZ. Upper Austria Ladies: Russin gewann emotionales Duell gegen Ukrainerin Jastremska
Es war mehr als nur ein Finale auf der WTA-Tour, mehr als nur ein absolut hochklassiges Tennismatch. Welche schlimmen Risse der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine auch im Sport hinterlassen hat, es zeigte sich gestern auch im Endspiel des 34. Upper Austria Ladies in Linz auf schmerzliche Weise.
Wie es das Schicksal wollte, traf im Design Center die Ukrainerin Dajana Jastremska auf die Russin Jekaterina Alexandrowa. Letztere behielt nach 2:11 Stunden mit 6:2, 3:6, 7:5 knapp die Oberhand, gewann damit nach den Final-Niederlagen 2018 und 2024 endlich das Turnier. Und konnte sich dennoch nicht vollends freuen.
Kein Handshake, keine Gratulation in der Rede danach und auch kein gemeinsames Finalfoto – man konnte es Jastremska, die ihre Gegnerin keines Blickes würdigte, irgendwie nicht verdenken. Sie hatte 2022 berichtet, dass sie in Odessa „von Bomben geweckt“ wurde, als der russische Angriff auf ihr Heimatland begann. Ihre Familie suchte zunächst Schutz in einer Tiefgarage, bevor Jastremska und ihre damals 15 Jahre alte Schwester ihr Heimatland per Schiff über die Donau gen Rumänien verließen. Ihre Eltern und die Oma blieben zurück.
Bis nach Lyon, wo die beiden – mit der ukrainischen Fahne auf dem Platz – Doppel spielten und Jastremska im Einzel das Finale erreichte. Ihr letztes auf WTA-Ebene bis zum gestrigen Tag.
Krieg ist immer Thema
"Es ist emotional wirklich hart zu spielen“, sagte Jastremska, die bereits im Vorjahr in Linz mit Erika Andrejewa eine russische Gegnerin hatte. Sie wird dennoch nicht müde, den seit drei Jahren tobenden Krieg immer wieder zum Thema zu machen: „Denn das Schlimmste ist, wenn das, was gerade passiert, für die Menschen zur Normalität wird oder in Vergessenheit gerät. Sport und Politik kann man nicht trennen – und ihr wisst es.“
Mutter Maryna leistete ihr diese Woche emotionalen Beistand in Linz, bis ins Endspiel konnte Jastremska – 2021 nach einem Dopingvergehen kurz gesperrt, später aber freigesprochen – mit ihrem Power-Tennis alle Gegnerinnen aus dem Weg räumen. Dann aber stellte sich ihr mit Alexandrowa eine in den Weg, die dieses kompromisslose Spiel „hopp oder dropp“ zwar ebenfalls bestens beherrscht, doch gestern auch die Ruhe im hart geführten Schlagabtausch bewahrte.
"Ich wusste, dass meine Chance kommt"
6:2, 3:0 lag sie bereits voran, alles sah nach einer einseitigen Angelegenheit für sie aus. Doch dann kam Jastremska in Fahrt, machte neun Games in Folge und hatte das sprichwörtliche Momentum auf ihrer Seite. In den entscheidenden Momenten war aber Alexandrowa die abgeklärtere Spielerin. „Ich wusste, dass meine Chance kommt, ich musste nur Ruhe bewahren“, sagte sie nach dem verwandelten fünften Matchball.
Doch auch die 30-Jährige gab danach zu. „Ich bin emotional müde.“ Auf die Frage, ob das Duell ob der politischen Lage ein besonderes war, wich sie dann aber aus: „Ich gehe auf den Platz, um Tennis zu spielen und denke an nichts anderes.“ Auch diese Herangehensweise ist legitim.
Kein ukrainisches Happy-End
Auch im Doppel bestand die Chance auf einen ukrainischen Titelgewinn. Doch die Zwillingsschwestern Nadija und Ljudmyla Kitschenok unterlagen im Endspiel Timea Babos/Luisa Stefani (Ung/Bra) knapp mit 6:3, 5:7 und 4:10.
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