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Warum 500 Euro bezahlen, nur um sich zu quälen?

Von Reinhold Pühringer   28.Juni 2017

KLAGENFURT. Zum bereits 15. Mal in Folge wird der Ironman Klagenfurt am Sonntag ausverkauft sein. Binnen 14 Tagen waren die 3000 Startplätze im Vorjahr vergriffen. „Ich hatte mich sogar beraten lassen, um ja nicht leer auszugehen“, verrät Günther Weidlinger. Auf Österreichs Rekordhalter im Marathon, der als Ausgleichstraining stets viel schwamm und auf dem Rad saß, wartet seine Ironman-Premiere. Doch was bewegt überhaupt Menschen dazu, mehr als 500 Euro Startgeld zu bezahlen, nur um sich 3,8 Kilometer im Wasser, 180 auf dem Rad und 42,195 auf der Laufstrecke zu schinden?

„Bei mir ist es ein Klient, den ich als Personal Coach betreue“, sagt Weidlinger. „Der äußerte als Ziel, einen Ironman absolvieren zu wollen, allerdings mit mir als Begleiter.“ Mittlerweile sei es aber weniger ein Müssen, sondern vielmehr ein Dürfen.

So nachvollziehbar das Motiv des Innviertlers ist, vermag es den Hype um den einst auf Hawaii erfundenen Bewerb nicht zu erklären. „Es geht um eine Lebenseinstellung, die den Trend der vergangenen 20 Jahre trifft“, sagt Helge Lorenz. Der Kärntner erstellte 1997 im Zuge seines Studiums einen Businessplan für einen Triathlon mit bis zu 900 Teilnehmern – die Geburtsstunde des Ironman Austria.

„Es geht darum, individuell etwas Besonderes zu leisten“, führt Lorenz näher aus. „Früher war es einmal das Marathonlaufen. Als aber schon fast jeder einen Marathon absolviert hatte, brauchte es den nächsten Schritt – und das war der Ironman“, nennt er es ein „Souvenir for Life“.

Weidlinger sieht es ähnlich: „Bei einem Ironman bedarf es verdammt viel Zeit und auch Geld.“ Beim Euquipment scheuen Starter oft keine Kosten, vor allem bei den Rädern. „Wenn ich mir anschaue, welche Maschinen da in der Wechselzone stehen, bin ich mit einem Micky-Maus-Rad’l unterwegs“, sagt Weidlinger. Insider schätzen den Preis für die Räder, die in Klagenfurt im Einsatz sind, auf durchschnittlich 4000 Euro. Zuzüglich der Kosten für Coach, Trainingslager, Laufschuhe, Neoprenanzüge relativiert sich das Startgeld rasch.

„Ersatz für soziale Defizite“

Aus Sicht von Otmar Weiß, Sportsoziologe an der Universität Wien, geht es um Selbstbestätigung: „Wenn man durch etwas seine Identität beweisen kann, ist man bereit, Geld dafür zu bezahlen.“ Der gesellschaftliche Trend gehe laut dem Wissenschaftler dahin, dass viele den beruflichen Alltag als sich wiederholend empfinden, wodurch es an Anerkennung mangele. „Ein Ironman kann daher oft als Ersatz für soziale Defizite dienen.“ Für Weiß ist der aktuelle Hype eine Modeerscheinung. „Und wie es bei jeder Mode ist, wird sie von einer anderen abgelöst oder geht zurück.“

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