Thomas fehlt nur mehr das Zeitfahren zum ganz großen Triumph bei der Tour

Die Schlacht in den Bergen ist für die Asse der Tour de France geschlagen, und nur mehr das heutige Zeitfahren trennt Geraint Thomas (Sky) von seinem ersten Sieg. Der bislang souveräne Waliser baute gestern als Tages-Zweiter auf der letzten Pyrenäen-Etappe sein Guthaben auf den zweitplatzierten Zeitfahr-Weltmeister Tom Dumoulin (Sunweb) dank der Zeitgutschrift sogar auf 2:05 Minuten aus. Den Tagessieg auf dem 19. Teilstück von Lourdes nach Laruns (200 Kilometer), bei dem sich anfänglich auch der Schwanenstädter Lukas Pöstlberger (Bora) in einer Ausreißergruppe befand, sicherte sich Primoz Roglic (LottoNL-Jumbo).

Der junge Slowene, ein früherer Skispringer und Junioren-Weltmeister in dieser Sportart, flog seinen Konkurrenten bei der Abfahrt vom Col d’Aubisque auf und davon. Mit seinem Etappentriumph überholte er auch Christopher Froome (+2:37 auf Teamkollege Thomas) in der Gesamtwertung und liegt nun als Dritter 2:24 Minuten hinter dem Mann in Gelb.

"Das ist verrückt, aber ein sehr angenehmes Gefühl. Ich hatte heute die Beine dafür. Manchmal bringt einem das aber auch nichts, denn wir haben es schon öfter probiert diese Woche. Aber ich kam diesmal zum Glück weg", sagte Roglic, der im Vorjahr bereits ein Teilstück bei der Tour gewann. Er gilt als Mann mit großer Zukunft.

Die Gegenwart gehört aber Thomas. Denn heute im Zeitfahren, seiner stärksten Disziplin, gilt es als äußerst unwahrscheinlich, dass er an Boden gegenüber seinen Konkurrenten verliert. Nur mehr ein Sturz könnte den Triumph des 32-Jährigen verhindern.

Dumoulin, der Weltmeister im Kampf alleine gegen die Uhr, will die Flinte noch nicht ins Korn werfen, auch wenn er sagt: "Über zwei Minuten aufzuholen wird nicht möglich sein. Aber der Kurs liegt mir." Die hügeligen 31 Kilometer von Saint-Pée-sur-Nivelle nach Espelette haben es in sich. Und auch Roglic, im Vorjahr bei den Titelkämpfen im norwegischen Bergen schon Zweiter hinter Dumoulin, ist dabei nicht zu unterschätzen.

Alaphilippe ist der Bergkönig

Das Bergtrikot wird in diesem Jahr an den zweifachen Etappensieger Julian Alaphilippe (Quick-Step) gehen, wie seit gestern feststeht. Er muss nur noch am Sonntag in Paris ankommen. (fei)

105. Tour de France: 19. Etappe (Lourdes – Laruns/200 km): 1. Roglic (Slo) LottoNL 5:28:17 Std., 2. Thomas (Gb) Sky +0:19 Min., 3. Bardet (Fra) AG2R, 4. Martin (Irl) UAE, 5. Majka (Pol) Bora, 6. Dumoulin (Ned) Sunweb, 7. Landa (Sp) Movistar, 8. Froome (Gb) Sky, alle gleiche Zeit, 9. Kruijswijk (Ned) LottoNL 0:31; weiters: 73. Mühlberger (Ö) Bora +32:05 Min.; 137. Gogl (Ö) Trek 38:23; 140. Pöstlberger (Ö) Bora, gleiche Zeit; Gesamtwertung: 1. Thomas 79:49:31 Std., 2. Dumoulin +2:05 Min., 3. Roglic 2:24, 4. Froome 2:37, 5. Kruijswijk 4:37, 6. Landa 4:40, 7. Bardet 5:15, 8. Martin 6:39; weiters: 74. Mühlberger 2:39:10 Std.; 112. Gogl 3:25:20; 132. Pöstlberger 3:45:54.

 

Wels-Stargast hat in Paris noch einmal viel vor

 

Wenn das heutige Zeitfahren bei der Tour absolviert ist, folgt am Sonntag (ab 16.15 Uhr) die traditionelle Triumphfahrt des Pelotons zum Zielbogen an den Champs-Élysées in Paris, wo es noch einmal um den prestigeträchtigen Erfolg auf der Schluss-etappe geht. Diese hat auch John Degenkolb, der Stargast des Welser Innenstadt-Kriteriums am kommenden Mittwoch, ins Visier genommen. Druck hat der 29-jährige Teamkollege von Michael Gogl keinen mehr. Er gewann bereits das Teilstück nach Roubaix. Die Konkurrenz ist stark. Arnaud Démare und Peter Sagan sind ebenfalls heiß auf den letzten Coup bei dieser Tour.