Snowboarder ließ sich freiwillig die Hand amputieren

08.März 2018

Schon vor seinem ersten Start bei den Paralympics in der kommenden Woche in Pyeongchang ist der gebürtige Mühlvierter Patrick Mayrhofer ein gefragter Mann. Der 30-Jährige ist nämlich nicht nur ein Medaillenkandidat im Snowboard-Bewerb, er verkörpert auch ein Wunder der modernen Medizin.

Ein schwerer Arbeitsunfall, bei dem der Elektrotechniker unverschuldet einen Stromschlag erlitt, hatte 2008 fatale Konsequenzen. Mayrhofers rechte Hand konnte von Chirurgen zwar nach zehn Operationen wiederhergestellt werden, die linke blieb jedoch ohne Nerven und Muskeln und mit nur drei Fingern ohne Funktion. 

Nach dem Test einer damals neuartigen bionischen Handprothese, stimmte Mayrhofer einer freiwilligen Amputation der linken Hand zu. Aber erst die Freigabe durch eine Ethikkommission machte im Juli 2009 diesen Eingriff möglich. Nach einer sechswöchigen Reha wurde dem Mühlviertler dann  die weltweit erste bionische Prothese angepasst - damals eine medizinische Sensation. Das Ergebnis war  vielversprechend. „Mein Leben hat sich nach dieser Amputation entscheidend verbessert“, sagt Mayrhofer, der in der Folge als Snowboarder ordentlich Tempo machten. Seine Freundin hatte ihn motiviert, wieder Sport zu betreiben.

2015 Weltmeister

Im Weltcup 2013/2014 feierte er sein Debüt. 2015 gewann Mayrhofer bei der Para-Snowboard-Weltmeisterschaft die Goldmedaille in der Disziplin Banked Slalom (Torlauf mit Steilkurven). Ein Jahr zuvor konnte er nicht bei den Paralympics in Sotschi teilnehmen, da seine Wertungsklasse aus dem Programm gestrichen wurde. In Südkorea, wo am Freitag die Paralympics eröffnet werden, ist er jetzt endlich dabei.

Vor seiner Paralympic-Premiere in Pyeongchang musste der 30-Jährige, der inzwischen in Wien lebt, eine neue Hürde meistern. Vor einem Jahr verletzte er sich nämlich schwer am Schienbeinkopf und verpasste unter anderem die Paralympics-Generalprobe in Südkorea. Diese Verletzung prägte auch noch die aktuelle Saison. „Ich habe mir als Ziel gesetzt, dass ich die Verletzung komplett ausblende. Wenn mir das gelingt, kann es mit einer  Medaille klappen“, sagt Mayrhofer.

Dieses Ziel ist nicht unrealistisch, die ersten Rennen nach dem Comeback in diesem Winter verliefen mit den Plätzen zwei, drei und vier vielversprechend. Mayrhofer: „Ich bin sehr zufrieden, da ich nicht geglaubt hätte, dass es bei den ersten Bewerben gleich so gut funktioniert." 

Beruflich  arbeitet Mayrhofer inzwischen als Entwickler und Techniker beim Prothesenhersteller Ottobock. Sein Modell der bionischen Hand-Prothese heißt übrigens „Michelangelo“.