Ruderverband: Weiter hohe Wogen
In einem Boot sitzen im heimischen Ruderverband schon lange nicht mehr alle, dem ehemaligen Nationaltrainer Martin Kessler könnte das nun zum Verhängnis werden. Der Vorarlberger, der Blutabnahmen von ihm betreuter Sportler bei Humanplasma in Wien im Jahr 2004 ...
In einem Boot sitzen im heimischen Ruderverband schon lange nicht mehr alle, dem ehemaligen Nationaltrainer Martin Kessler könnte das nun zum Verhängnis werden. Der Vorarlberger, der Blutabnahmen von ihm betreuter Sportler bei Humanplasma in Wien im Jahr 2004 eingestanden hatte, eine Rückführung aber bestreitet, wird nun auch aus den eigenen Reihen angegriffen.
Während ehemalige oberösterreichische Schützlinge trotz des Trainer-Geständnisses nie in Wien gewesen sein wollen, ist mit Juliusz Madecki ein Teamkollege anderer Meinung. Er beschuldigt in einem Anwaltsbrief seine ehemaligen Mitstreiter des Blutdopings. Verbandspräsident Helmar Hasenöhrl schreibt in einem internen Mail an Verbandsfunktionäre – das Schreiben liegt den OÖN vor – von „Rufmord an den Betroffenen und Schädigung des Ansehens des Rudersports“. Der Verband klagte Madecki zudem auf Unterlassung und Widerruf.
Dennoch wird es für Kessler und die Ruderer enger. Denn für Madeckis Wissen interessiert sich nun auch die Soko Doping sowie die Nationale Anti-Doping-Agentur. Ein Verfahren gegen Athleten wird momentan in Zusammenarbeit mit der internationalen Doping-Agentur WADA geprüft. Erste Konsequenzen gibt es für Kessler bereits. Er wird auf Weisung von Landeshauptmann Herbert Sausgruber vorläufig nicht Leiter des Sportservice am Olympia-Stützpunkt Dornbirn, bis alle Vorwürfe geprüft sind.
Der Alleingang der heimischen Ruderer bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen wird bei den Untersuchungen wohl noch genauer durchleuchtet werden. Er wirft einige Fragen auf. Warum wohnten die Sportler damals nicht im olympischen Dorf, sondern zogen es vor, in mitgebrachten Wohnmobilen zu übernachten? Auch die Rolle eines oberösterreichischen Arztes, der als Betreuer der Ruderer in Griechenland weilte, ist unklar. Der Mediziner, pikanterweise ein früherer Heeressport-Kollege von Doping-Manager Stefan Matschiner, ist nun offiziell beim Österreichischen Skiverband tätig und war in dieser Funktion auch bei den Spielen in Vancouver.
Übrigens: In der Causa Christian Hoffmann dürfte ein Urteil nicht so schnell fallen. Eine für heute anberaumte mündliche Verhandlung bei der NADA musste abgesagt werden, weil die geladenen Zeugen von der Firma Humanplasma ihr Kommen abgesagt hatten. Das taten sie bereits auch im Jänner bei der ersten Sitzung. Die Wiener Blutbank ist also doch nicht so kooperativ in Sachen Doping-Aufarbeitung, wie sie immer wieder behauptet hat. (fei)