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Ist Extrembergsteigen nur noch reine Show?

11. September 2010, 00:04 Uhr
Bergsteigen
Bild: APA

Das gefälschte Gipfelfoto von „Skyrunner“ Christian Stangl hat eine Diskussion über das Extrembergsteigen entfacht. Öffnet die Kommerzialisierung des Alpinismus dem Schwindel um Höchstleistungen Tür und Tor? Müssen die Himalaya-Stürmer Erfolge ...

Das gefälschte Gipfelfoto von „Skyrunner“ Christian Stangl hat eine Diskussion über das Extrembergsteigen entfacht. Öffnet die Kommerzialisierung des Alpinismus dem Schwindel um Höchstleistungen Tür und Tor? Müssen die Himalaya-Stürmer Erfolge vortäuschen, um ihre Sponsoren bei Laune zu halten? Fakt ist, dass Stangls Gipfellüge am K2 den Extrembergsport in ein schiefes Licht rückt.

Sophie Hausberger, Studentin, Engerwitzdorf

Nein, der Meinung bin ich überhaupt nicht. Extrembergsteiger erbringen eine wahnsinnige Leistung. Obwohl es Stangl anscheinend nicht auf den Gipfel geschafft hat, ist er ja trotzdem tausende Meter auf den K2 gekraxelt. Schon alleine das ist eine Leistung, die man würdigen sollte. Ich habe selbst schon einmal beim Aufstellen eines Gipfelkreuzes geholfen. Sogar das war ziemlich anstrengend. Soweit ich weiß, hat Stangl schon mehrmals versucht, den Gipfel zu erreichen. Ich glaube, er wollte es diesmal einfach schaffen. In Ordnung ist es natürlich trotzdem nicht.

Reinhold Messner, bezwang als Erster alle 14 Achttausender

Christian Stangl war kein Extrembergsteiger, sondern ein Skyrunner. Er lief ausgetretene Pisten auf hohe Berge hinauf. Dabei war er sicher schnell. Schade, dass er am K2 eine Show abgezogen hat. Es ist allerdings nur der Beweis dafür, dass er „bergsteigen“ nicht konnte. Nur schneller zu sein als der Messner (das war doch sein Slogan!) ist im klassischen Alpinismus gar nichts.

Walter Würtl, Österreichischer Alpenverein

NEIN! – wenn man die Leistungen der Weltspitze betrachtet, sieht man, dass die Grenzen permanent nach oben verschoben und „Projekte“ realisiert werden, die noch vor Jahren als unmöglich galten. Das Problem ist, dass die besten Bergsteiger nur in Insiderkreisen bekannt sind und keine Öffentlichkeit haben. Deren Leistungen sind für „Normalsterbliche“ nicht (mehr) nachvollziehbar und so nicht zur Vermarktung geeignet. Die Leistungen der prominenten Protagonisten im Bergsport haben nur selten das Niveau der Weltelite und sind aus bergsteigerischer Sicht dementsprechend unbedeutend.

Julian Reil, Student

Für mich ist die Extrembergsteigerei nicht zur reinen Show verkommen. Ich glaube, dass der Betrug von Stangl ein Ausnahmefall ist. Zu Menschen, die so ambitioniert sind und ihren Körper dermaßen an die Grenzen bringen, passen Charakterzüge des Lügens und Betrügens nicht. Vertrauen ist unter Bergsteigerkollegen das Wichtigste – Stangl hat das gebrochen. Ich glaube, er hat den Druck der Sponsoren gespürt. Wer lügt, hat meistens ein Motiv. Er will damit durchkommen, um ein höheres Ziel zu erreichen, wie Prestige, Geld – oder einen weiteren Sponsor.

Ursula Voglsam, Magistratsbedienstete

Wenn man sich den Fall Stangl anschaut, kann man wirklich zur Überzeugung kommen, dass Extrembergsteigen nur noch Show ist.
Ich will dem Herrn Stangl aber auch nichts unterstellen und nichts Böses nachsagen. Wahrscheinlich war er wirklich so unter Druck, dass er keinen anderen Ausweg mehr gewusst hat, als eine Lüge zu erfinden. Allerdings hätte er sich schon im Vorhinein ausrechnen können, was auf ihn zukommt, wenn seine Geschichte auffliegt.

Edi Koblmüller, Linzer Extrembergsteiger

Sicherlich nicht. Denn die Leistung und das Risiko sind dieselben geblieben. Aber die Voraussetzungen haben sich geändert durch die mediale Aufmerksamkeit. Vor 30 Jahren war Bergsteigen nicht in dem Ausmaß Teil der Gesellschaft wie heute. Es interessiert viel mehr Leute als früher.
Ein Extrembergsteiger präsentiert sich daher heutzutage auch ganz anders. Früher hat man einen Vortrag über einen Gipfelerfolg gehalten. Heute wird das mehr vermarktet, als Diashow etwa. Bergsteiger als Beruf gab es früher zudem kaum.

Albert Wagner, Generaldirektor der VKB bank

Sicher nicht. Das Extrembergsteigen ist eben eine extreme Vari-ante, die Natur zu erleben, die nicht jedermanns Sache ist und auch nicht sein soll. Extrembergsteigen kann kein Modesport sein. Da setzt die Natur Grenzen. Für wenige „Auserwählte“ ist es wahrscheinlich die schönste Sache der Welt und das wird auch so bleiben.
Ich habe vor jedem Menschen größten Respekt, der einen mehr als 8000 Meter hohen Berg besteigt. Aber wie in jedem Bereich gibt es auch bei den Extrembergsteigern „schwarze Schafe“, wie man sieht.

Arthur Rohregger, Landesleiter der Bergrettung Oberösterreich

Nein, das glaube ich nicht. Extrembergsteigen bleibt eine enorme Anforderung für jeden Einzelnen. Die Bergsteiger betreiben einen hohen Aufwand und stehen unter einem gewaltigen finanziellen und medialen Druck.
Am Berg herrschen in diesen Höhen andere Gesetze. Stangl hat einen Fehler gemacht, aber man sollte deshalb nicht alle seine bergsteigerischen Leistungen kleinreden. Er ist sicher mehr als eine Fußnote in der Geschichte des Bergsteigens – auch wenn das Reinhold Messner anders sieht. Stangl hat sich aber mit dieser Aktion sicher keinen Gefallen getan.

Franz Schachinger, Pensionist

Ich glaube, dass zum Bergsteigen vor allem viel Leidenschaft gehört. Bei Profisportlern wie Christian Stangl spielen Geld und Prestige natürlich eine Rolle. Um einen Sponsorvertrag zu erhalten, ist es notwendig, immer wieder außergewöhnliche Leistungen zu erbringen.
Außerdem schreiben Extrembergsteiger oft Bücher oder halten Vorträge, bei denen sie Geld verdienen. Ich glaube jedoch nicht, dass Stangl absichtlich gelogen hat. Auf Grund der extremen Verhältnisse und der dünnen Luft am K2 können Wahnvorstellungen auftreten.

Ulrike Rubasch, Wirtschaftsredakteurin OÖNachrichten

Nein, aber für einen Teil der Extrembergsteiger ist die Vermarktung ihrer Person und ihrer Erfolge so wichtig geworden wie das Bergsteigen selbst. Denn die „Profis“ wollen vom Alpinismus leben und zahlen einen hohen Preis: Immer spektakulärere Aktionen in immer kürzerer Zeit, damit die Marketingmaschinerie geölt bleibt.
Der andere, viel größere Teil der Extrembergsteiger versucht sich hingegen in aller Stille an steilen Wänden und schwierigen Gipfeln, doch oft mit ebenso großartigen Leistungen. Vor allem ihnen gilt mein Respekt.

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