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Ex-ÖSV-Trainer: „Anzeichen auf Blutdoping bereits 2001“

Von Von Roland Vielhaber   11.April 2009

In Wien hat nun die Ärztekammer ein Disziplinarverfahren gegen zwei Mediziner des Humanplasma-Instituts eingeleitet. Die Ärzte sollen Blutdoping bei Profisportlern durchgeführt haben, allerdings vor August des Vorjahres und damit vor dem neuen Anti-Doping-Gesetz, nach dem Blutdoping in Österreich nun strafbar ist. Die Ermittlungen des Bundeskriminalamtes wurden erst vor wenigen Tagen eingestellt.

Der Schildorner Franz Gattermann, früher Nordischer Rennsportleiter einer Skiherstellerfirma, wurde bereits im Jahr 2001 auf die Vorgänge aufmerksam. „Damals, als die erste EPO-Blase beim finnischen Team geplatzt ist, und schließlich 2002 bei Olympia, als der vermeintliche Sieger Johann Mühlegg positiv getestet wurde, kamen skandinavische Journalisten auf mich zu. Die fragten mich, ob ich wüsste, was in Linz (eine „Blutspur“ führt in die Landeshauptstadt, Anm.) und in Wien passiert. Die Journalisten zeigten mir Adressen, die von internationalen Sportlern besucht worden sind.“

Eine norwegische Zeitung habe damals sogar getitelt: „Österreich, die Doping-Insel“. Der Schildorner hat sich den Bericht aufgehoben. Reaktionen auf diese „Vorwarnungen“ gab es in Österreich keine.

In seiner Funktion als Rennsportleiter war Gattermann schließlich einer der Ersten, der bei Verträgen mit Sportlern und Verbänden Dopingklauseln einbauen ließ: „Die einen zierten sich beim Unterschreiben nicht, andere schon. Auch beim ÖSV hat es ein paar Monate gedauert.“

Später wurde Gattermann ÖSV-Langlauf-Cheftrainer (als Nachfolger von Walter Mayer). Nach nur einem Jahr wurde die Zusammenarbeit mit dem Skiverband beendet. Gattermann ist keiner, der es allen recht machen will. Trotzdem tritt der Innviertler für den Spitzensport ein: „Es stimmt einfach nicht, dass alle Weltklasseleute gedopt sind. Vielleicht greifen zehn Prozent zu unerlaubten Mitteln, 90 Prozent tun das nicht.“

Die „Verlockung“

In Österreich könnte das Verhältnis laut Gattermanns Einschätzung anders ausschauen: „Wer Weltklasse ist, trainiert mindestens 700 oder sogar 800 Stunden. Und dann gibt es die, die nur die Hälfte davon trainieren und trotzdem Spitze sein wollen. Hier ist die Verlockung Doping groß.“

Auch wenn Gattermann hofft, dass mit dem Doping-Sumpf aufgeräumt wird, so sieht er doch auch Gefahren: „Die Dealer bringen den Leistungs- und Gesundheitssport in Verruf. Sie haben Munition für alle geliefert, die sagen, dass sie ja nicht schwitzen wollen.“

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