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"Der Medaillenspiegel ist eher nicht relevant"

Von Christoph Zöpfl, 23. Oktober 2018, 20:22 Uhr
"Der Medaillenspiegel ist eher nicht relevant"
Von der Politik in die Privatwirtschaft und jetzt auch wieder mehr auf dem Sportplatz: Union-Präsident Peter McDonald Bild: gepa

LINZ. Union-Boss Peter McDonald möchte "Sport auf Krankenschein" und weniger Politiker-Fotos mit Marcel Hirscher.

Früher war er als Kicker beim SC Hörsching auf Ballhöhe, seit Anfang Juli zeigt Peter McDonald als neuer Präsident der Sportunion Österreich Offensivgeist und einen Zug zum Tor. Im Interview mit den OÖNachrichten verlangt er eine Aufwertung des Ehrenamtes und mehr Geld für den Sport.

 

OÖN: Auf politischer Ebene werden Gemeindefusionen oder die Zusammenlegung von Krankenkassen forciert. Eine Fusion der Dachverbände – was wären die Vorteile, was ginge verloren?

P. McDonald: Ich glaube nicht, dass der Begriff Dachverband ganz richtig ist. Wir sind eigentlich der Verband unserer Sportvereine. Von denen werden wir gewählt. Eine Zusammenführung würde so nicht funktionieren, weil hinter jedem Dachverband doch ganz verschiedene Vereine stehen. Aber was wir schon machen müssen, ist weiterhin eine enge Kooperation bei gemeinsamen Aufgabenfeldern wie z. B. beim gemeinsamen Qualitätssiegel oder dem Projekt "Kinder gesund bewegen".

Wie kann man der sinkenden Bereitschaft, sich in den Vereinen ehrenamtlich zu engagieren, begegnen?

Ich sehe das nicht so kritisch. Wenn man sich anschaut, dass 850 Delegierte zu einer Landesversammlung der Union Oberösterreich kommen – da hätten politische Parteien Schwierigkeiten, so viele Menschen zu mobilisieren. So schlecht ist es um die Vereinskultur und Vereinsstruktur also nicht bestellt.

Eine Alternative zum Ehrenamt wäre es, mehr Jobs im Umfeld des Vereinssports zu schaffen.

Ich glaube eher, dass die Politik gut beraten wäre, das Ehrenamt im Sport mehr anzuerkennen und viel besser zu unterstützen. Ich würde mir zum Beispiel einen Tag der Sportvereine auf Ö3 wünschen. Die Politik soll sich nicht immer nur mit Marcel Hirscher ablichten lassen. Einer, der seine Freizeit opfert, um junge Leute zu motivieren, dass sie Sport betreiben, ist für mich viel mehr ein Super-Star als Marcel Hirscher. Zu diesen Leuten soll auch die Politik danke sagen.

In Oberösterreich sind in den Musikschulen rund 1500 Lehrkräfte beschäftigt, die in etwa 57.500 Schüler unterrichten. Dafür werden jährlich 72 Millionen Euro als Budget zur Verfügung gestellt. Der Sport bekommt in Oberösterreich 12,5 Millionen, aktuell sind 75 "Bewegungslehrer" angestellt. Frisst da einen Sport-Funktionär der Neid?

Nein. Ich würde mich nicht mit der Kultur oder den Musikschulen messen, die haben es eh schwer genug, genauso wie der Sport. Wir als Vereinssport leisten irrsinnig viel, und das auf ehrenamtlicher Basis, für das Gesundheitswesen. Als Durchschnittsösterreicher, so wie wir hier sitzen, haben wir fünf gesunde Lebensjahre weniger im Vergleich zum Durchschnittseuropäer. Da sollten wir entgegenwirken und den Vereinssport mitdenken. Für unsere Leistung, die wir für das Gesundheitswesen bringen, wollen wir eine Finanzierung. Da müssen wir schauen, dass wir Leistungsvereinbarungen mit dem Gesundheits-, dem Sport- und dem Bildungsministerium bekommen.

Denken Sie da an konkrete Maßnahmen?

Ja. Warum ist zum Beispiel ein Gewerksschaftsbeitrag von der Steuer absetzbar und ein Beitrag für einen Sportverein nicht? Oder führen wir doch Sport auf Krankenschein ein. Wir sind in diesem Bereich ja ein Dienstleister. Das würde, wie wissenschaftlich mehrfach nachgewiesen ist, viel mehr Geld in das System zurückbringen. Oder schauen wir in den Schulbereich. Wenn Turnsäle an schulfreien Tagen – und das sind mehr als man glaubt – nicht für den Vereinssport zugänglich sind, ist das sehr schlecht. Da wäre die Politik gefordert, wenn man den Spruch "Sportstätten sparen Krankenbetten" fertig denkt.

Was muss passieren, dass sich Österreich zu Recht als Sportland bezeichnen darf?

Die Bundespolitik müsste stärker erkennen, dass Investitionen in den Sport in fast allen Lebensbereichen positive Effekte nach sich ziehen. Dieser gesellschaftspolitischen Dimension müsste man mehr Augenmerk schenken und gleichzeitig mehr finanzielle Mittel freigeben.

Mehr Medaillen bei Olympischen Sommerspielen werden also zu wenig sein?

Ich glaube, dass das der falsche Zugang ist. Wir brauchen nicht mehr Olympiasieger, sondern sollen schauen, dass wir mehr Menschen zum Breitensport bringen. Der Medaillenspiegel ist eher nicht relevant für die Performance unserer Sportpolitik.
 

Peter McDonald (45, Oberösterreicher mit irischen Wurzeln, Wohnort Klosterneuburg) war u. a. Direktor des Wirtschaftsbundes, Vorstand des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, Generalsekretär der ÖVP. Aktuell ist er als Vorstand bei Johnson & Johnson in der Privatwirtschaft. Seit Juli ist McDonald Präsident der Sportunion Österreich (rund 920.000 Mitglieder und 4370 Vereine).

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