"Den Video-Beweis brauchen wir nicht"
LINZ. Faustball-Weltpräsident Karl Weiß über das Fußball-Theater und die Frauen-WM in Linz.
In der kommenden Woche rückt Linz als Ausrichter der Frauen-WM in den Mittelpunkt der Faustball-Welt. Wie groß diese ist und welche Weltordnung dort herrscht, erklärt Karl Weiß, Präsident des Internationalen Faustballverbandes IFA mit Sitz in Linz-Urfahr, im OÖN-Interview.
OÖN: Mit welchem Blick hat der Faustball-Weltpräsident die WM der Fußballer beobachtet?
Karl Weiß: Ich habe so gut wie gar nicht hingeschaut, weil ich in Sachen Faustball sehr viel unterwegs gewesen bin. Am Wochenende war ich bei unserer Unter-18-WM in Roxbury in den USA, wo Österreich immerhin das kleine Finale um Platz drei gewonnen hat. Vom Finale der Fußballer in Moskau habe ich nichts mitbekommen, das war dort kein Thema.
Schaut man als Faustball-Weltpräsident manchmal etwas neidisch zur Weltsportart Fußball?
Nein, überhaupt nicht, das ist eine völlig andere Kategorie Sport. Fußball ist Big Business, wir bewegen uns auf der Amateurebene. Da geht es nicht ums Geld, sondern um Freundschaften und die Freude am Spielen.
Was könnten sich Fußballer von Faustballern abschauen?
Das Fair-Play. Die Fußball-Profis spielen so oft Theater, und dann sieht man auch echt schmutzige Fouls. Solche Mätzchen gibt es im Faustball nicht. Bei uns ist es in der Regel eher so, dass ein Spieler den Schiedsrichter korrigiert, auch wenn seine Mannschaft dann einen Punkt verliert. Den Videobeweis brauchen wir nicht.
Das Teilnehmerfeld der Frauen-WM ist auf elf Nationen geschrumpft. Ist Faustball als Weltsportart eine Utopie?
Nein, wir haben inzwischen 64 Mitgliedsverbände aus allen Kontinenten. Ein Problem ist, dass wir noch keine offizielle Anerkennung des Internationalen Olympischen Comités haben. Dadurch bekommen viele Verbände keine staatliche Förderung. Da kann eine weite Reise zur WM schnell einmal platzen, wenn es zu wenige Selbstzahler gibt oder wie bei Australien drei Spielerinnen schwanger werden.
Was macht Sie zuversichtlich, dass es mit dem Faustball-Sport aufwärts gehen wird?
Unter anderem die Zugriffe auf unsere Übertragungen auf diversen Youtube-Kanälen. Wir sind aus dem Dornröschenschlaf erwacht. Gerade hat sich in Kenia ein tolles Schulprojekt entwickelt. Faustball hat den Vorteil, eine günstige Sportart zu sein: zwei Stangen, eine Schnur und ein Ball, mehr braucht es nicht.
Können kleinere Sportarten davon profitieren, dass sich viele TV-Stationen die Rechte für Fußball nicht mehr leisten können?
Das Interesse wird stärker, aber bisher werden wir stets "eingeladen", uns an den Produktionskosten zu beteiligen, was kaum zu finanzieren ist. Davon, dass wir mit der Vermarktung von TV-Rechten einen Profit erwirtschaften, sind wir leider noch weit weg.
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