Das schönste Tor des Thomas P.
SANKT PÖLTEN. Football: Raiders Tirol holten die Austrian Bowl, ein Ex-Fußballer war Matchwinner.
"Das ist ein Moment, den ich in meiner bisherigen Karriere noch nie erlebt habe. Genial, phänomenal, unvergesslich!" Thomas Pichlmann suchte nach dem Spiel um die Austrian Bowl der Footballer am Samstag in Sankt Pölten Superlative. Seine Raiders Tirol hatten in einem denkwürdigen Finale Titelverteidiger Vienna Vikings mit 51:48 geschlagen. Und der ehemalige Fußball-Profi Pichlmann war mit seinem Field-Goal 1,4 Sekunden vor dem Ende der strahlende Matchwinner.
5100 Zuschauer erlebten in der NV-Arena ein dramatisches Finale mit insgesamt sieben Führungswechseln. Wenige Sekunden vor Schluss waren es die Raiders, die beim Stand von 48:48 einen Field- Goal-Versuch unternahmen. Das war der Job von Pichlmann, der vor einem Jahr mit 36 seine Karriere als Fußball-Profi beendete und ins Football-Lager wechselte. Mit seinem eiskalt verwandelten Field-Goal aus 37 Yards (ca. 34 Meter) holte er schließlich die drei siegbringenden Zähler für die Tiroler.
Es war wohl das schönste Tor in der Karriere Pichlmanns, die viele Wegstationen hatte. Der Wiener war unter anderem für Rapid, Leoben, Austria, Pasching, Grosseto, Verona, Wr. Neustadt und Wacker Innsbruck aktiv. In Pasching erinnert man sich nicht nur an seine Tore, sondern auch an eine spezielle Geschichte. Weil sich Pichlmann vor dem Spiel bei Sturm Graz beim damaligen Trainer Georg Zellhofer beschwerte, nicht in der Startelf zu stehen, musste er mit dem Zug die Heimreise antreten. Klub-Präsident Franz Grad wusch seinem Stürmer nach dieser Aktion den Kopf, bewahrte ihn aber auch vor dem Rauswurf. "Grad war so etwas wie ein Ziehvater für mich", sagte Pichlmann später.
Video: Riesenjubel gibt es um die Swarco Raiders Tirol. Die Innsbrucker American Footballer besiegen im Endspiel um den österreichischen Meistertitel die Vienna Vikings.
Die Vorahnung des Trainers
Dass Pichlmann im Finale gegen die Vikings eine entscheidende Rolle zukommen würde, hat Raiders-Trainer Shuan Fatah schon im Vorhinein gewusst. "Im Training habe ich zu Pichlmann gesagt, dass es im Finale auf ihn ankommen wird. In diesen letzten Sekunden haben wir uns angeschaut und zugezwinkert. Wir wussten, was jetzt kommen wird."
Für die Raiders bedeutete der sechste Meistertitel zugleich das Triple. In dieser Saison hatten die Tiroler schon die neue "League of Champions" und den Sieg in der Central European Football League (CEFL) erobert. "Wir sind unfassbar glücklich, dass wir das schaffen konnten", sagte Fatah. Die Titel widme man dem im Mai verstorbenen Swarco-Chef Manfred Swarovski, der ein großer Förderer des Vereins gewesen war.
Silber Bowl für Amstetten
Schon das Vorspiel vor dem Finale war am Samstag dramatisch. Amstetten Thunder gewann dabei gegen die Vienna Knights mit 17:13. Ein Touchdown von Stefan Kerschbaummayer brachte 55 Sekunden vor dem Ende den Sieg, der den Niederösterreichern den Aufstieg in die AFL bringt. (chz)