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„Claudia wird sich mitfreuen“

Von Roland Vielhaber   22.April 2011

Sabrina Filzmoser hob die Hände gebetsartig in die Höhe. Gold. Zum zweiten Mal bei einer EM. Für sich. Und für Claudia Heill, ihre langjährige Freundin und Wegbegleiterin, die vor 22 Tagen aus unerklärlichen Gründen starb. „Claudia wird sich mitfreuen“, sagte die 30-jährige Welserin unmittelbar nach ihrem Triumph und widmete die Medaille der Silbermedaillengewinnerin von Peking: „Ich habe für Claudia gekämpft. Diese Medaille gehört nur uns zwei. In mir sind ungeahnte Kräfte frei geworden“, war Filzmoser nach ihrem siebenten EM-Edelmetall und ihrem zweiten EM-Titel in ihren Gedanken noch immer bei ihrer kürzlich verstorbenen Freundin.

Tatsächlich hatte die 30-Jährige eine extrem schwierige Situation gemeistert. Denn auch die Vorbereitung lief alles andere als programmgemäß. Nachdem sie sich den Mittelhandknochen gebrochen hatte, bestritt sie seit Jänner kein Turnier mehr. Auch die Vorbereitung musste improvisiert werden. Das Trainingslager in Japan musste wegen der Naturkatastrophe abgesagt werden. Doch schon gestern, kurz nach der Ankunft in Istanbul, spürte die Sportlerin von Multikraft Wels, dass sie „wieder Boden unter den Füßen“ bekommt und „das Geschehene akzeptiert“.

Vor den Augen ihrer Eltern Franz und Luise lieferte sie dann in Istanbul eine sensationelle Leistung ab. Filzmoser (Klasse bis 57 kg) startete mit Blitzsiegen gegen Concepción Bellorin (Spanien; 86 Sekunden Kampfzeit) und Tanja Bozovic (Montenegro; 26 Sekunden). Dann legte sie die bärenstarke Russin Irina Zabludina nach 3:49 Minuten mit Ippon aufs Kreuz. Über die volle Distanz von fünf Minuten musste sie im Semifinale gegen die regierende Europameisterin Corina Caprioriu gehen. Die Rumänin hatte leichte Vorteile, ehe Filzmoser kurz vor Schluss die entscheidende Wertung (Yuko) gelang. Im alles entscheidenden Kampf um Gold traf Filzmoser auf Vize-Weltmeisterin Telma Monteiro. Gegen die Portugiesin hatte sie bei der WM 2010 in Tokio im Halbfinale verloren. In Istanbul gelang ihr die Revanche. Filzmoser war die aktivere Kämpferin und siegte im Golden Score 5:0 nach Punkten. Der zweite EM-Titel war geschafft ...

Enttäuschende Herren

Für die ÖJV-Herren setzte es dagegen am ersten Tag der EM Enttäuschungen. Der Olympia-Zweite Ludwig Paischer (bis 60 kg) schied ebenso in der zweiten Runde aus wie Andreas Mitterfellner (bis 66 kg). Paischer startete mit einem Ippon-Sieg über den Schweizer Ludovic Cham-martin, unterlag danach aber dem Esten Elnur Aliev. Michael Mayr schied im ersten Kampf aus.

Die EM-Silberne

... wurde am 12. Juni 1980 in Wels geboren und wohnt in Thalheim bei Wels. Ihre jüngere Schwester Lisa ist auf dem Snowboard ein Ass und hat mit dem Brett schon die wildesten Abfahrten hinter sich. Vater Franz war Rallyepilot.

... 1988 stand in Wels beim Multikraft-Klub im Anfängerkurs von Willi Reizelsdorfer das erste Mal auf der Judo-Matte.

... hatte in ihrer Karriere unzählige Verletzungen. So zerschnitt sie sich 2003 bei einem Surfunfall etwa einen Muskel im Oberschenkel. „Bis jetzt hat mich jede Verletzung wieder weitergebracht. Nicht unmittelbar sportlich gesehen, aber geistig auf jeden Fall“, sagt Filzmoser.

... war schon drei Mal Oberösterreichs Sportlerin des Jahres.

... wirft nicht nur Gegnerinnen reihenweise auf die Matte, sie hat auch den Flugpilotenschein, studiert Japanologie und rennt gerne auf Berge.

... hat schon vor ihrem Erfolg in Istanbul bei Europameisterschaften sechs Medaillen erkämpft: Gold (2008), Silber (2010), Bronze (2003, 2005, 2006 und 2007).

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19. April 2024