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Anita Baierl: Ein warmer Händedruck zum zehnten Meistertitel

Von Christoph Zöpfl, 09. Oktober 2013, 00:04 Uhr
Ein warmer Händedruck zum zehnten Meistertitel
Kraftplatz: Praktisch vor ihrer Haustür hat die „Teilzeit-Profisportlerin“ bei den Schacherteichen einen idealen Auslauf. Bild: OÖN

Langstrecken-Läuferin Anita Baierl (25) aus Kremsmünster über die coole Quälerei und den Sport als Lebenshilfe

OÖNachrichten: Mit 15 warst du* mit dem Start in die Leichtathletik relativ spät dran. War das rückblickend betrachtet ein guter Zeitpunkt, mit dem Leistungssport zu beginnen?

Anita Baierl: Für mich persönlich war‘s nicht spät, weil ich mich ja in meiner Kindheit viel bewegt habe. Wir waren wandern, ich hab‘ gerne geturnt. Ich glaube, dass sich Kinder eh nicht zu früh auf eine Sportart spezialisieren sollten.

Ist das Laufen für dich Freude oder Qual?

Das Laufen ist für mich in erster Linie eine Leidenschaft, natürlich sicher auch manchmal eine Qual, vor allem dann, wenn man in der Wettkampfvorbereitung an seine Grenzen geht. Das gehört dazu. Und wenn dann der Erfolg kommt, macht es sich auch bezahlt, wenn man seine Hausaufgaben richtig gemacht hat.

Stichwort bezahlt: Du hast am Wochenende über zehn Kilometer deinen zehnten österreichischen Meistertitel gewonnen. Zahlt sich so ein Erfolg auch in finanzieller Hinsicht aus oder gab‘s nur einen warmen Händedruck?

Ich habe halt wieder eine Urkunde und eine Medaille bekommen, wie immer. Prämien gibt es leider bei einer österreichischen Meisterschaft im Zehn-Kilometer-Laufen keine. Übrigens gab es am Wochenende auch die österreichische Kürbismeisterschaft. Da hat der Sieger tausend Euro bekommen. Alles eine Frage des Stellenwerts...

Fragt man sich da nicht, warum man sich das alles antut? Sich selbst quälen ist ja eher uncool.

Ich find‘s voll cool.

Und deine Freundinnen und Freunde halten dich nicht für ein bisschen verrückt, dass du als Spitzensportlerin auf viele Dinge verzichtest?

Nein, im Gegenteil. Die schätzen das. Für die ist das ein Wahnsinn, was ich mache. Gerade die Leute, die nicht sportlich sind, bewundern es noch mehr, wenn man solche Leistungen bringt.

Dein Vater ist auch dein Trainer – wird da bewusst vom Papa- in den Coach-Modus gewechselt oder sind die Grenzen schon fließend geworden?

Wir sind beide mit Herzblut dabei, es dreht sich fast alles um das Laufen, das kann man auch im Privatleben nicht ausklammern. Als Tochter kann ich natürlich sehr viel mitreden, und mein Vater kann bei der Trainingsplanung optimal auf mich eingehen.

Oft hört man den Begriff „Leichtathletik-Familie“. Gibt‘s die überhaupt?

Auf der Langstrecke, wo ich unterwegs bin, ist die Läuferfamilie sehr klein. Mittlerweile sehe ich mich als Einzelkämpferin.

Weil wir heute ja ein Gipfelgespräch führen: Wenn du deine Karriere als Berg betrachtest – wo befindest du dich derzeit, wohin geht die Reise und was soll der Gipfel sein?

Der Gipfel wäre sicher Olympia 2016. Ich bin derzeit irgendwo in der Mitte, vielleicht auf einer Hoch-alm. Wenn ich das Limit für die EM 2014 laufe, dann habe ich den Gipfel wirklich in Sicht. Es geht jedenfalls aufwärts.

Du hast im Winter eine Pause einlegen müssen, als dein Vater mit einer lebensbedrohlichen Krankheit gekämpft hat (Anm.: die aktuellen Befunde weisen darauf hin, dass Johannes Baierl den Krebs besiegt hat). Kann man als Spitzensportlerin mit solchen Extremsituationen und der mentalen Belastung besser umgehen?

Ich habe früher immer geglaubt, der Sport wäre eine Hilfe. Darum habe ich in dieser Zeit – das war im November – meinen Fokus nur mehr auf das Laufen gelegt. Im Nachhinein gesehen habe ich es übertrieben und einen schweren Einbruch erlitten. Sechs Wochen lang konnte ich überhaupt nichts mehr machen und bin selbst krank geworden. Sinnvoller wäre es gewesen, weniger zu laufen und sich mehr mit sich selbst auseinander- zusetzen.

Wir leben bequem in einer Komfortzone, aber trotzdem verzeichnen extrem harte Rennen wie Ironman oder Ultramarathons einen Teilnehmer-Boom. Hast du eine Erklärung dafür?

Wenn du einen Marathon beendest oder einen Triathlon überstehst, kannst du dich als Held fühlen. Wenn du so wie ich zehn Kilometer läufst, wird dir keiner gratulieren, nur weil du ins Ziel gekommen bist, da brauchst du eine schnelle Zeit, sonst war dein Rennen nichts wert. Den Boom zum Extremsport haben auch die Medien mit ihren Heldengeschichten unterstützt.

Gutes Stichwort: Angenommen, du wärst Chefredakteurin einer Tageszeitung, wie würde dein Sportteil ausschauen?

Prinzipiell wäre etwas weniger Fußball drinnen, damit mehr Platz für andere Sportarten bleibt. Auch der Skisport ist im Winter übermäßig dominant, obwohl im Vergleich zur Leichtathletik so wenige Nationen dabei sind.

zur Person

Anita Baierl, geboren am 18. Juni 1988, wohnt in Kremsmünster und hat erst mit 15 begonnen, leistungssportlich Tempo zu machen. Die Liste ihrer Erfolge zieht sich schon ganz schön in die Länge. Sie hat sich über 5000 Meter für die Team-EM in Kaunas qualifiziert, außerdem über 1500, 5000 und 10.000 Meter die Staatsmeistertitel geholt.

Bei ihrem Sieg in der Landesmeisterschaft gewann sie in persönlicher Bestzeit (34:19) den 10-Kilometer-Titel. Ihre Mutter Helga stand nach diesem Rennen als Dritte auch auf dem Stockerl. Normal bringen die Eltern die Kinder zum Sport, bei den Baierls lief es anders: Seit Anita rennmäßig Tempo macht, ist auch ihre Mutter zur Volksläuferin geworden.

 

 

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