4923 Kilometer nonstop am Rad - "Da wird man echt gaga im Kopf"
ATLANTIC CITY. Lukas Kaufmann hat etwas geschafft, was vor ihm, noch dazu als Rookie, nicht vielen gelang: Zweiter Platz beim Race Across America, dem mit 4923 Kilometern und 50.000 Höhenmetern längsten und härtesten Radrennen der Welt. Von der West- bis zur Ostküste der Vereinigten Staaten benötigte er acht Tage und 23 Stunden. Herausragend war auch das Teamwork, denn kein anderer Finisher benötigte weniger Standzeit.
Vor der Abreise zu seinem größten Abenteuer seines Lebens brachte der 30-jährige Lukas Kaufmann seine Ziele auf den Punkt: "Ich will gesund ins Ziel kommen und wenn möglich unter neun Tagen finishen."
Beides ist ihm eindrucksvoll gelungen. Der Kronstorfer sorgte auch lange für eine Überraschung, denn er führte vom ersten bis zum dritten Tag bis knapp vor dem Halfway Point vor dem schwedischen Ex-Radprofi Jimmy Rönn.
Danach folgte ein Sekundenkrimi, doch der Schwede konnte sich dann als guter Zeitfahrer auf den endlosen Weiten von Kansas entscheidend absetzen. Der vergangene letzte Tag hatte es dann nochmal in sich, wie Teamchef Thomas Hölzl berichtet: "Das Gebirgsmassiv der Appalachen im Finale hat Lukas extrem zugesetzt, obwohl er ein ausgezeichneter Bergfahrer ist. Aber die letzten neun Tage sieht man ihm an. Es ging nur rauf und runter, teilweise 20 Prozent steile Rampen hinauf. Das hat ihm die letzten Körner gekostet."
Kaufmann: "Mental war es der Wahnsinn." In den vergangenen neun Tagen verbuchte der Oberösterreicher eine Nettoschlafzeit von lediglich 10:15 Stunden.
"Der Schlafentzug mit den Halluzinationen war schon extrem. Aber genau so schlimm fand ich, dass ich in den letzten neun Tagen nichts festes sondern nur hochkalorische Flüssignahrung zu mir nahm. Je länger man da am Rad sitzt desto schlimmer wird es. Die mentalen Anstrengungen waren echt zach. Und dann noch täglich 15 bis 20 Liter Flüssigkeit in sich reinzuschütten. Da wird man echt "gaga" im Kopf", sagt Kaufmann in Atlantic City. Im Ziel hatte Lukas nur fünf Stunden Rückstand auf den Sieger Ronn. Der Salzburger Dominik Meierhofer lag bei der letzten Timestation vor dem Ziel etwa zwei Stunden hinter Kaufmann.
Der sechsfache RAAM-Rekordsieger Christoph Strasser kennt das Rennen quer durch die USA wie kaum ein anderer und ist von Lukas Leistung bei seiner ersten Teilnahme begeistert: "Größten Respekt und herzliche Gratulation für diesen zweiten Platz. Lukas ist ein unglaublich starkes Rennen als Rookie gefahren. Am Ende hat er sich nochmals gegen Dominik Meierhofer aufgebäumt. Seine Stärke in den Bergen - das kam ihm über die Appalachen zugute. Ich erreichte bei meinem ersten RAAM nicht das Ziel, deshalb schätze ich seine Leistung noch höher ein. Er hat vor allem die Schlafstrategie durchgehalten wie ein erfahrener Ultra-Radfahrer. Gratulation auch die Expertisen seines Teams. Sie sind Dreh- und Angelpunkt, um die Standzeiten gering zu halten. Und das haben sie am besten von allen gemacht, denn Lukas hatte die geringste Standzeit aller Finisher. Ich war neun Tage lang gefesselt - danke dafür."
"4923 Kilometer nonstop am Rad" - Warum müssen die Schläfer immer so übertreiben?
Mörderisch...aber wers braucht....Spitzenleistung.
Im Schatten der Fußball-EM ist es sehr schwierig es zu schaffen, dass so eine sportliche Top-Leistung überhaupt wahrgenommen wird. Deshalb Gratulation an den Hr. Kaufmann (vlg. Ultraharter-Hund) und Dank an die OÖN, die ihn medial begleitet hat.