71-Jährige im Interview: „100 Marathons sind mein Ziel, so Gott will“
LINZ. Ihren 83. Marathon wird Annemarie Altmann aus Alling bei München am Sonntag in Linz bestreiten. In sechs Stunden will sie „gut und gesund durchkommen“.
OÖN: Menschen laufen aus hunderten von Gründen. Warum müssen es bei Ihnen sogar hundert Marathons sein?
Altmann: Durch das Laufen bin ich sehr selbstständig geworden. Ich war früher immer ein ängstlicher Mensch, habe mich alleine nicht in den Wald oder auf den Dachboden getraut. Diese Ängste sind nun weg.
OÖN: Sie waren 45 Jahre alt bei Ihrem ersten Marathon. Wie kamen Sie auf die Idee, so spät mit dem Laufen zu beginnen?
Altmann: Zwei meiner Söhne machten damals Leichtathletik und haben viel trainiert. Im Grunde bin ich da nur meinen Kindern nachgelaufen. Im Leichtathletikverein hab ich dann einige Eltern kennengelernt, die mir immer vorgeschwärmt haben, wie toll es ist, selber zu laufen. Ich hab anfangs nur gedacht: „Die spinnen ganz schön.“
OÖN: Sie haben sich aber dann trotzdem entschlossen, es auszuprobieren?
Altmann: Nach dem Motto: Warum nicht? Habe ich angefangen, für den Münchner Stadtlauf zu trainieren. Das ist zwar nur ein zehn Kilometer Lauf, aber das hat damals auch gereicht. Damals war ich noch unerfahren, bin bei der ersten Verpflegungsstelle stehengeblieben und hab was gegessen. Mir hat vorher keiner gesagt, dass man da eigentlich nur vorbeiläuft und sich was nimmt.
OÖN: Und dieser erster Wettbewerb hat Sie dann mit dem Laufvirus infiziert?
Altmann: Ich war überwältigt. Ich hab vorher noch nie so viele Leute gesehen, wie damals am Münchner Marienplatz.
OÖN: Bisher sind Sie 82 Marathons gelaufen. Können Sie sich noch an Ihren Ersten erinnern?
Altmann: Ja freilich, mein erster Marathon war mehr oder weniger unfreiwillig. Ich wollte ursprünglich nur den Halbmarathon laufen, aber keiner hat mich am Wendepunkt abgeholt, da bin ich einfach die ganze Distanz gerannt. Das war vor 26 Jahren.
OÖN: Und seither kein Jahr ohne Marathon?
Altmann: Wenn es nach mir ginge, nicht. In manchen Jahren bin ich sogar zehn gelaufen. 2004 bis 2008 kam dann allerdings eine Zwangspause, weil ich dreimal operiert wurde.
OÖN: Ist es Ihnen leicht gefallen danach wieder zu trainieren?
Altmann: Ich musste bei Null anfangen und bin nur einen oder zwei Kilometer gelaufen.
OÖN: Sie haben ja auch an Extremveranstaltungen, wie dem 100-Kilometer-Lauf in Biel oder Wüstenmarathons, teilgenommen. Sind solche Läufe besonderns belastend?
Altmann: Der 100 Kilometer-Lauf war nicht so schlimm. Aber Wüstenmarathons sind, neben den körperlichen Strapazen, auch eine enorme psychische Belastung.
OÖN: Wird es mit den Jahren schwieriger sich fit zu halten?
Altmann: Naja, die Regeln für Marathonläufer sind nicht vom Alter abhängig. Körper, Ernährung, Einstellung und Trainingspensum müssen bei jedem passen.
OÖN: Laufen Sie im Training alleine?
Altmann: Meine Hunde begleiten mich immer auf meinen Laufausflügen.
OÖN: Ihr Mann begleitet Sie nicht?
Altmann: Nein, der hat es nicht so mit dem Sport.
OÖN: Haben Sie sich selbst eine Altersgrenze gesetzt, wie lang Sie noch Marathons laufen wollen?
Altmann: Solange es irgendwie geht. Das Laufen ist für mich ein großes Stück Freiheit und hilft mir, alles zu verarbeiten.
OÖN: Noch vier Tage bis zum Linzer Marathon. Wie bereiten sie sich jetzt noch vor?
Altmann: Ich gehe jetzt zuerst einmal ein wenig laufen und danach noch zwei Stunden ins Fitnessstudio.
Diese betagte Dame lehrt uns zu welchen Leistungen man auch im hohen Alter fähig ist! Wer 42,2 Kilometer schafft hat verdient hohe Anerkennung.
Wir haben jedoch mit dem Peilsteiner Eder Ewald auch ein Jubiläum. Linz ist sein 100.ster Marathon. Übrigens erst 54 Jahre alt und österreichischer Rekordhalter im "24 Stunden Lauf mit 272 Kilometer" Holt diese Leute vor dem Vorhang - die haben es verdient!