Mit Pokerface zum Fabel-Weltrekord
EUGENE. Leichtathletik: Sydney McLaughlin lief die 400 m Hürden in 50,68 Sekunden.
Sydney McLaughlin hat der Leichtathletik-WM in Eugene einen emotionalen Höhepunkt beschert. Die umjubelte US-Amerikanerin flog über 400 Meter Hürden in 50,68 Sekunden zu einem sensationellen Weltrekord. Erst im Juni hatte die erst 22-Jährige – ebenfalls im Stadion Hayward Field – die Bestmarke auf 51,41 gedrückt.
"Es ist unwirklich. Aller Ruhm gebührt Gott. Ich bin wirklich dankbar, dass mein Team mir geholfen hat, an diesen Punkt zu gelangen", sagte McLaughlin, die sich vor der Niederländerin Femke Bol (52,27) und ihrer Landsfrau Dalilah Muhammad (53,13) durchgesetzt hatte. Noch nie zuvor sei die ganze Familie vereint bei einem Wettkampf dabei gewesen, deshalb sei das alles so groß für sie. "Nach Tokio, als niemand dabei war, ist das wie eine Erlösung."
McLaughlin hat die 52-Sekunden-Marke nun schon fünf Mal unterboten. Fünf der sechs schnellsten jemals über die 400 m Hürden gelaufenen Zeiten gehen auf das Konto der Olympiasiegerin 2021. "Ich muss meinen Trainer nach dem nächsten Ziel fragen, er hat das Sagen", zuckte die Ausnahme-Athletin – angesprochen auf ihre sportliche Zukunft – mit den Schultern. Der Blick auf ihren Kontostand könnte ein Ansporn sein.
WM-Gold ist 70.000 US-Dollar wert, der Weltrekord spült 100.000 in die Kasse, bei den Sponsorengeldern wird es ein Vielfaches sein bei der Dame, die man oft mit ernster Miene antrifft. Das WM-Maskottchen, das ihr hinter der Ziellinie ein Transparent mit der Aufschrift "Weltrekorde sind meine Lieblingsspeise" unter die Nase hielt, brachte McLaughlins Augen definitiv zum Strahlen.
"Ich bin immer glücklich"
"Ich lächle nicht, bis die Arbeit erledigt ist, bis das letzte Rennen vorbei ist. Ich bin konzentriert geblieben, bei mir geblieben. Ich bin immer glücklich, immer dankbar, hier zu sein. Aber manchmal muss man sein Pokerface aufsetzen. Das ist alles", erklärte die Triumphatorin.
Detail am Rande: Mit ihrer Weltrekordzeit wäre McLaughlin wenige Minuten vorher im WM-Finale über 400 m flach – also ohne Hürdenbelastung – an der siebenten Stelle gelandet. Doppelolympiasiegerin Shaunae Miller-Uibo von den Bahamas holte hier Gold.
Das 4 x 100 m-Staffelrennen der Damen entschieden die USA vor Favorit Jamaika und Deutschland mit Alexandra Burghardt, die heuer als Bob-Anschieberin schon Olympia-Silber gewonnen hatte, für sich.