Dieser Ironman ist nicht eingerostet
GMUNDEN/PODERSDORF. Triathlet Paul Ruttmann peilt gleich im ersten Langdistanzrennen nach dem Lockdown den Staatsmeistertitel und einen Europarekord auf dem Rad an.
Da auch "Eisenfrauen" und "-männer" vor dem Coronavirus nicht gefeit sind, ist der Ironman-Zirkus heuer mehr oder weniger zum Erliegen gekommen. Die Absage der berühmten WM auf Hawaii war die logische Konsequenz. Langdistanz-Triathleten saßen zuletzt praktisch auf dem Trockenen. Die Staatsmeisterschaften heute in Podersdorf (6.15 Uhr live auf Laola1.tv) bieten da eine seltene Ausnahme. "Gut möglich, dass das europaweit das einzige Langdistanz-Rennen seit dem Lockdown wird – wenn nicht sogar weltweit", sagt Paul Ruttmann, der um 6.30 Uhr mit der Startnummer eins in den Neusiedlersee springen darf. Diese hat sich der heuer nach Gmunden übersiedelte 35-Jährige mit zuletzt zwei Staatsmeistertiteln in Folge erarbeitet.
Während andere Athleten vor dem ersten Bewerb nach der mehrmonatigen Corona-Pause gerne von einer "Standortbestimmung" sprechen, geht es Ruttmann merklich offensiver an: "Wenn das Wetter und die erste Radrunde passen, dann kann ich einen Europarekord auf der Radstrecke schaffen." Die 180,2 Kilometer hat bisher der Deutsche Boris Stein im Vorjahr mit 4:03:08 Stunden am schnellsten bewältigt.
Ein Rennen ohne "Schlägerei"
Für die im Schnitt fast unglaublichen 45 Stundenkilometer sieht sich Ruttmann trotz der Trainingseinschränkungen während des Lockdowns gerüstet. "Da habe ich mein Training umgestellt, weshalb ich jetzt viel stabiler bin." Um seine Stärke auf der Radstrecke auszubauen, fuhr Ruttmann zu Hause auf dem Ergometer virtuelle Rennen gegen die Weltelite und ließ mitunter sogar die hochdekorierten Brownlee-Brüder hinter sich.
Coronabedingt wurde in Podersdorf der Rennablauf umgekrempelt. Um Athletenkontakte zu minimieren, wurde der Massenstart vor der 3,9 Kilometer langen Schwimmstrecke gestrichen. Stattdessen werden die Sportler einzeln im Fünf-Sekunden-Abstand losgelassen. Der als Erster startende Ruttmann wird zwar zumindest zu Beginn nicht im Wasserschatten eines anderen Kraft sparen können, dennoch ist er sich sicher: "Die Neuerung kommt mir entgegen, weil es so zu keinen Schlägereien am Start kommen wird." Gemeint ist das sonst übliche Gedränge, in dem fliegende Fäuste und Tritte der Nebenleute an der Tagesordnung stehen. Dabei sollte Ruttmann eine gewisse Härte von seiner Nahkampfausbildung als Polizist nicht fremd sein. "Egal ob in der Uniform oder im Neoprenanzug, ich versuche jeder Reiberei möglichst aus dem Weg zu gehen", erklärt Ruttmann. Grinsend fügt er hinzu: "Ich bin halt mehr der Präventionsbeamte." (pue)