Im Klassiker hatte Deutschland das letzte Wort
AMSTERDAM. Deutschlands Fußball-Nationalmannschaft ist gestern in Amsterdam auf einer Achterbahn der Gefühle unterwegs gewesen. Die Elf des nicht mehr unumstrittenen Bundestrainers Joachim Löw machte eine beherzte Aufholjagd der Niederlande zunichte und startete mit einem 3:2-(2:0)-Auswärtssieg in die EM-Qualifikation. Ein Befreiungsschlag nach den Enttäuschungen bei der WM 2018 (Aus in der Gruppenphase) und in der Nations League (Abstieg). Matchwinner war der aufgerückte Hoffenheim-Verteidiger Nico Schulz (25), der in der 90. Minute vom auf der linken Flanke durchbrechenden "Joker" Marco Reus ideal bedient wurde und staubtrocken abschloss.
Mit diesem Finish war nicht mehr zu rechnen, denn die "Oranjes" drückten diesem Klassiker nach der Pause klar den Stempel auf. Die Reaktion nach dem 0:2-Pausenrückstand war imposant, der frühe Anschlusstreffer durch den vom FC Barcelona umworbenen 19-jährigen Ajax-Verteidiger Matthijs de Ligt (48.) die Initialzündung. Memphis Depay hatte die Vorarbeit geleistet, in der 63. Minute sollte der Olympique-Lyon-Stürmer selbst zum Abschluss kommen und mit einem Flachschuss Deutschlands Torhüter Manuel Neuer keine Chance lassen – 2:2.
Wer hätte das gedacht? Die DFB-Auswahl war in der ersten Spielhälfte klar überlegen gewesen und hätte sogar höher als 2:0 führen können. Die beiden Stürmer Leroy Sané (15.) und Serge Gnabry (34.) brachten die Niederlande mit ihren Volltreffern in arge Bedrängnis, Tilo Kehrer (39.) und Sané (40.) ließen darüber hinaus hochkarätige Möglichkeiten aus. "Das war Weltklasse", urteilte RTL-Experte Jürgen Klinsmann.
Gnabry war nach dem Schlusspfiff erleichtert. "Dieser Sieg gibt uns einen enormen Schub", freute sich der Torschütze über den ersten deutschen Erfolg auf holländischem Boden seit 1996. Löw kann jetzt wieder ruhiger schlafen. (alex)