Siegen oder fliegen – aber Flick bleibt gelassen: "Druck verspüre ich gar nicht"

Die Ausgangsposition ist für Deutschlands Fußball-Nationalmannschaft vor dem heutigen dritten Gruppenspiel gegen Costa Rica (20 Uhr, ORF 1) klar – nur ein Sieg wahrt die Chancen auf das Achtelfinale. Die Situation erinnert an die WM 2018 in Russland: Damals flogen die Deutschen nach dem 0:2 im letzten Gruppenspiel gegen Südkorea nach Hause.

Der damalige Teamchef Joachim Löw durfte trotzdem weitermachen – der Weltmeisterbonus von 2014 wog schwerer als das blamable Vorrunden-Aus. Nachfolger Hansi Flick machte klar, dass für ihn auch bei einer frühzeitigen Abreise ein Rücktritt nicht infrage kommen würde. "Ich habe einen Vertrag bis 2024 und freue mich natürlich auf die Heim-EM. Das ist noch lange hin." Übersetzt: Sollte es eine Trennung geben, dann müsste diese vom DFB ausgehen und dementsprechend finanziell abgegolten werden.

Ein Auge auf das Parallelspiel

"Druck verspüre ich gar nicht", sagte Flick gestern. Druck sollen seine Spieler machen, weil die Taktik für das Spiel logisch ist. "Wir werden versuchen, es schnell klar zu machen. Wir wissen, dass es sehr schwierig wird gegen eine sehr defensiv eingestellte Mannschaft", sagte Flick. Um diese zu knacken, dürfte er mit Niclas Füllkrug, beim 1:1 gegen Spanien als Joker Torschütze, mehr Wucht ins Angriffsspiel bringen.

Zumindest mit einem Auge werden die Deutschen auf die Parallelbegegnung zwischen Spanien und Japan schauen müssen. Drei Punkte allein wären nur dann genug, wenn Spanien im Parallelspiel gegen Japan gewinnt oder die Partie 0:0 endet. In allen anderen Fällen muss der Taschenrechner ausgepackt werden.

Glück für Deutschland: Im Gegensatz zur EM zählt bei der WM nicht das direkte Duell bei Punktgleichheit (da hätte man mit dem 1:2 gegen Japan immer einen Nachteil gegenüber den Asiaten), sondern zuerst die Tordifferenz. Dadurch wäre Deutschland bei einem Sieg mit zwei Toren Differenz immer fix durch, wenn sich Japan und Spanien die Punkte teilen.

Das Horrorszenario ist ein japanischer Sieg: Dann bräuchte Deutschland ein Schützenfest, um Spanien abzufangen. "Das wäre sehr vermessen, sehr respektlos gegenüber Costa Rica, wenn wir davon ausgehen", sagte Flick. "Wir sind froh, wenn wir gewinnen." Also muss wohl eine Schützenhilfe Spaniens her.

Unabhängig vom Ausgang wird die Partie in die Fußball-Geschichtsbücher eingehen: Geleitet wird sie von Stephanie Frappart. Die Französin ist die erste Frau, die ein Spiel bei einer Männer-WM pfeift. Dazu steht Manuel Neuer zum 19. Mal bei einer Endrunde im Tor und wird damit WM-Rekordspieler – mit einem Einsatz mehr als DFB-Legende Sepp Maier und Brasiliens Claudio Taffarel.

Die Szenarien

Ein Sieg gegen Costa Rica ist für Deutschland Voraussetzung. Die DFB-Elf steigt auf …

• … bei einem Sieg von Spanien gegen Japan oder einem 0:0.
• … bei jedem Remis ab 1:1 zwischen Spanien und Japan durch einen Sieg über Costa Rica mit zumindest zwei Toren Differenz oder mit mehr Toren, als Japan erzielt.
• … bei einem Sieg von Japan über Spanien, wenn durch den Sieg gegen Costa Rica acht Tore Rückstand in der Tordifferenz gegenüber Spanien aufgeholt werden.