Der traurige Abgang von der größten Bühne
MOSKAU. Argentiniens Star Messi (31) wurde von Mbappé entzaubert Cristiano Ronaldo (33) biss sich an Uruguay die Zähne aus.
Nein, die Zeit spielt nicht für Cristiano Ronaldo (33) und Lionel Messi (31), die dem vergangenen Fußball-Jahrzehnt in unvergleichlicher Manier ihren Stempel aufgedrückt haben. Am Samstag verabschiedeten sich beide Giganten im Abstand von vier Stunden von der größtmöglichen Bühne, der Weltmeisterschaft. Möglicherweise für immer – und unvollendet. Die Superstars traten traurig und wortlos ab, der Rücktritt aus ihren Nationalmannschaften ist nicht ausgeschlossen, die WM-Bühne bleibt jetzt anderen vorbehalten. Potenziellen Thronfolgern wie Frankreichs pfeilschnellem Stürmer Kylian Mbappé, der mit zwei Toren und einem herausgeholten Elfmeter der überragende Mann im Achtelfinale gegen Argentinien (4:3) war. Messi, der immerhin zwei Assists verbuchte, stand im Schatten des 19-Jährigen, der sich mit einer feinen Umarmung von "Leo" verabschiedete.
Schneller als Bolt
Zuvor hatte Mbappé den Turbo gezündet. Bei seinem Sturmlauf zum Penalty wurde der Youngster mit 38 Stundenkilometern gestoppt, damit war er schneller als Leichtathletik-Ikone Usain Bolt bei dessen Weltrekord-Sprint 2009 in Berlin (9,58 Sekunden).
Der Portugiese Ronaldo ist auch ganz schön flink. "CR7" verließ Russland mit ordentlichen vier WM-Toren, den Europameistertitel 2016 kann ihm niemand nehmen. Aber der ehrgeizige Real-Madrid-Torjäger, nach dem Juventus Turin die Fühler ausstreckt, wäre gerne Weltmeister geworden. Doch dafür hätte es schon in der Runde der letzten 16 einen Schuss Inspiration gegen überragend verteidigende Uruguayer gebraucht. Portugal verlor 1:2 – auch wegen des Doppel-Torschützen Edinson Cavani, der wie Mbappé das PSG-Trikot trägt.
Ronaldo ging ohne herausragende Aktion aus dem Achtelfinale, aber trotzdem als Großer. Als Anführer, der seinen Kollegen Mut zusprach und den verletzten Cavani in der 69. Minute vom Feld geleitete. Eine noble Geste, obwohl es in erster Linie darum ging, Zeit zu gewinnen. Tränen vergoss "CR7" auf dem Feld nicht, Gleiches galt für Messi, der vom legendären Diego Maradona mit Samthandschuhen angefasst wurde: "Leo musste sich die Bälle holen, das Spiel machen, den Ball vor das Tor bringen." Die Ausrichtung von Trainer Jorge Sampaoli sei viel zu offensiv gewesen.
Unabhängig davon haben Javier Mascherano und Lucas Biglia Konsequenzen gezogen, sie traten aus dem Nationalteam zurück. (alex)
Pressestimmen
„Argentinien verliert gegen Frankreich und wird mit seiner schlechtesten Leistung seit 2002 rausgeworfen. Die endlose Niederlage: 25 Jahre der Frustration der Selección. Ein Vierteljahrhundert der Enttäuschungen.“
La Nación, Argentinien
„Vom Traum zum Albtraum. Argentinien bleibt ohne Titel, in einer großen Partie, die sich in elf Minuten von einem 2:1 in ein 2:4 verwandelte.“
Olé, Argentinien
„Mbappé überstrahlt Messi. Frankreich besiegt Argentinien spektakulär, der Jungstar trifft doppelt. Nach dem Schlusspfiff erstarrte Messi zur Salzsäure.“
Welt am Sonntag, Deutschland
„Traum zertrümmert. Abschied einer Legende (Ronaldo, Anm.)?“
A Bola, Portugal
„Messi und Ronaldo: der Fall der Götter. Das traurige Gesicht von Messi, aufgemalt auf die Wand der WM, zerbröselt. Und das Porträt von Cristiano Ronaldo daneben wird zu Mehl. Die Denkmäler fallen, es braucht nicht viel, dass sie zu Staub werden – Staub aus Gold vielleicht, aber immer noch Staub.“
La Repubblica, Italien
„Das traurige Schicksal von Leo und Cristiano.“
La Stampa, Italien