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Die zweite Chance in der Bundesliga

Von Hannes Fehringer, 28. Mai 2019, 00:04 Uhr
Die zweite Chance in der Bundesliga
Rudolf Brunner Bild: Josef Moser

STEYR, AMSTETTEN. SKU Amstetten schafft Klassenerhalt in der 2. Fußball-Bundesliga aus eigener Kraft. Nach Verkettung glücklicher Umstände steigt auch Vorwärts Steyr nicht ab. Wie geht es weiter?

Ein solches Ereignis tritt mit der Häufigkeit einer totalen Sonnenfinsternis ein: Drei Absteiger hätte es laut Regelwerk der 2. Bundesliga geben müssen, aber keinen Verein trifft das Los, wirklich in den Keller zu müssen. Als Hartberg am Samstag in der höchsten Klasse die Elf der Admira 3:1 bezwang, änderte sich die Blickrichtung von Vorwärts-Präsident Reinhard Schlager schon wieder grundlegend: "Da habe ich gewusst, dass ich wieder in den Kategorien der 2. Bundesliga denken kann." Die Steirer hatten mit ihrem Sieg den Klassenerhalt gesichert und Wacker Innsbruck in die zweite Bundesliga bugsiert, wo bereits die zweite Mannschaft der Tiroler spielt. Die muss nun in die Regionalliga hinunter, weil sich ein Verein in einer Liga nicht gegen sich selbst matchen darf. Dazu wusste man bereits aus der Regionalliga Ost, dass keiner der beiden Lizenzwerber aufsteigen wird: Rapid (A) scheitert zwei Runden vor Schluss bereits fix am zumindest nötigen zweiten Tabellenrang, und beim FC Mauerwerk, der als "FC Karabakh" des aserbaidschanischen Magnaten Orxan Valiyev nach dem verpassten Aufstieg in die 2. Bundesliga vom gebürtigen Ägypter Mustafa Elnimr übernommen wurde, wurden die eingereichten Unterlagen nicht als ligatauglich anerkannt. Zu guter Letzt für das Tabellenschlusslicht in der 2. Bundesliga, den Rot-Weißen aus Steyr, entzog die Ligakommission Wiener Neustadt die Lizenz, nachdem sie Vorwürfe, der Verein habe Gehälter entgegen der Buchführung erst weit verspätet ausbezahlt, für glaubhaft hielt. "Wir haben mehrfache Falschangaben des Clubs im Rahmen des Lizenz- und Zulassungsverfahrens festgestellt", sagte Thomas Hofer-Zeni, der Vorsitzende vom zuständigen Senat 5 der Liga. Wiener Neustadts Klubchefin Katja Putzenlechner kündigte an, über einen Protest nachzudenken: "Das ist ja kein Dreizeiler. Wir lassen uns alle Möglichkeiten in alle Richtungen offen." Einen Einspruch halten Beobachter aber mangels Erfolgsaussicht für reine Pflichtübung, um den Eindruck eines Schuldeingeständnisses zu vermeiden.

"Auch wenn in Österreich nahezu nichts unmöglich ist, wie wir aus den vergangenen Tagen wissen", hält Schlager den Zwangsabstieg von Wiener Neustadt für ein besiegeltes Schicksal: "Zum Sportlichen gehört auch das Finanzielle. Wenn sie Richtlinien nicht erfüllt haben, ist das so." Bei Vorwärts Steyr hat Trainer Willi Wahlmüller einen Vertrag für die nächste Saison für die Regionalliga und die 2. Bundesliga. Dass es jetzt bei der zweithöchsten Spielklasse bleibt, stört den Präsidenten freilich nicht. "Wir haben das erste Jahr viel Lehrgeld bezahlt." Als Schlussfolgerung wird man sich in der Sommerpause noch gezielter und noch genauer um Verstärkungen auf dem Profi-Markt umsehen. Als reine Amateurtruppe könne man auf dem Niveau nicht bestehen. Schlager: "Wir müssen schauen, dass wir nicht schon wieder die bisherigen Probleme im Herbst kriegen." An der Politik, dass sich der Verein davor hüten wird, über die Verhältnisse Spieler einzukaufen, werde der Vorstand eisern festhalten. "Im Sport brauchst du auch das nötige Glück und darfst nicht zu viel Pech haben, wie wir, als uns verletzungsbedingt die ganze Verteidigung ausfiel."

Auf eine Halbe-Halbe-Strategie zwischen Amateuren und Profis im Kader schwört auch Rudolf Brunner, der nach 22 Jahren scheidende Präsident des SKU Amstetten. Der Vertrag mit Trainer Jochen Fallmann ist verlängert, sportlich schaffte es die Elf über den Strich. Einen Kurswechsel wird es auch nicht geben, nachdem Brunner die Agenden bei der Generalversammlung am 17. Juni – nicht bestätigten – Gerüchten zufolge einem Vierervorstand um Remax-Geschäftsführer Bernhard Reikersdorfer übergeben soll.

Kommentar: Gutes Mittelmaß

Zu Recht warnt der Genetiker Markus Hengstschläger vor der Durchschnittsfalle. In manchen Fällen aber ist das Mittelmaß das Optimum, das nach gegebenen Möglichkeiten maximal Erreichbare. In der Zweiten Fußballbundesliga wird, wenn überhaupt, das Tabellenmittelfeld für die Vereine SK Vorwärts aus Steyr und dem SKU Amstetten der Gipfel des Leistbaren sein. Diese Erkenntnis hat sich in beiden Vorständen festgesetzt, und das ist gut so.

Der SKU schaffte es im ersten Lehrjahr in der zweithöchsten Spielklasse über den Strich, der dank einer Fügung des Schicksals bedeutungslos geworden ist, weil manche Paragraphen des Regelwerkes schlagend wurden und keiner vom Tabellenende absteigen muss. Das beschert der Steyrer Vorwärts die Gnade einer zweiten Chance. Man wird davon ausgehen dürfen, dass der Vorstand diese unverhoffte Gelegenheit in aller Bescheidenheit zu nützen versuchen wird. Die verheerenden Folgen der Großspurigkeit eines Bundesligaklubs, der für Spielerkäufe einen Schuldenberg auftürmte, sitzen noch immer tief in den Knochen.

Der Verein wird im zweiten Bundesligajahr wieder versuchen, was als semi-professioneller Klub geht. Dasselbe gilt für den SKU, bei dem sich eine Wachablöse im Vorstand abzeichnet, die den Kurs einer seriösen und soliden Vereinsführung weiterhin gewährleisten wird.

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Autor
Hannes Fehringer
Lokalredakteur Steyr
Hannes Fehringer

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2  Kommentare
2  Kommentare
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fritzlfreigeist (1.646 Kommentare)
am 28.05.2019 18:31

Schlager wird wahrscheinlich so manches Spiel der Vorwärtsler als Tormann begleiten, er ist selbst so breit, dass er mit seiner Leibesfülle das halbe Tor ausfüllt und so die Gegner am Torschiessen zumindest zu 50 % hindert.

Es ist doch schön, dass ein Fußballpräsident sich persönlich für seinen Club aufopfert.

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aortner (692 Kommentare)
am 28.05.2019 15:16

Sooo viel Massl muss man erst mal haben. Ich hoffe, dass die Verantwortlichen von Vorwärts aus den Fehlern der abgelaufenen Saison gelernt haben und für die kommende Saison eine attraktive UND vor allem gesunde Mannschaft präsentiert.

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