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"Urgestein" Thomas Gebauer: "Mein Herz hängt an der SV Ried"

Von Thomas Streif   30.März 2017

Es wird ganz eng für die SV Guntamatic Ried. Noch zehn Spiele hat der Innviertler Bundesligist Zeit, den letzten Tabellenplatz zu verlassen und den Klassenerhalt zu schaffen. Gelingen könnte das (vorerst) schon morgen mit einem Auswärtssieg im Kellerduell gegen den Vorletzten Mattersburg. "Es ist ein enorm wichtiges Spiel, aber noch kein Endspiel", sagt SV-Ried-Kapitän Thomas Gebauer (34) im OÖN-Interview. Nach dem 2:0-Heimsieg vor der Länderspielpause gegen Altach haben die Wikinger Selbstvertrauen getankt.
 

OÖNachrichten: Wie schafft man es, in dieser sportlich so heiklen Situation klaren Kopf zu bewahren?

Thomas Gebauer: In erster Linie mit der harten täglichen Arbeit am Trainingsplatz. Und natürlich ein klares Konzept und Vorgaben, damit man etwas hat, woran man sich festhalten kann. Wir haben im viertägigen Trainingslager in Windischgarsten hervorragend gearbeitet. Jeder von uns konzentriert sich ausschließlich und fokussiert sich voll auf den Abstiegskampf. Dass wir vor der Länderspielpause endlich unseren Negativlauf mit dem 2:0-Sieg gegen Altach gestoppt haben, war für die Stimmung sehr wichtig. Wir wissen, dass wir es schaffen können und werden.

Worauf legt Trainer Lassaad Chabbi besonderen Wert?

Er lebt den modernen Fußball vor. Er schwört uns voll ein, und er lebt es zu 100 Prozent vor, wie man professionell arbeitet. Er verlangt von jedem Vollgas und versucht mit vielen Einzelgesprächen, jedem in der Mannschaft zu signalisieren, wie wichtig er ist.

Stichwort Abstiegskampf: Zwischenzeitlich betrug der Vorsprung auf den Abstiegsplatz neun Punkte. Hat man gegen Ende der Herbstsaison die Situation unterschätzt?

Unterschätzt auf keinen Fall. Wir waren uns immer bewusst, dass der Abstand nach ganz hinten am wichtigsten ist. Klar, hat der eine oder andere von einem fünften oder sechsten Platz geträumt. Wir sind leider während der gesamten Saison nie wirklich in einen positiven Lauf gekommen, eine gewisse Leichtigkeit, ohne Druck agieren zu können, war eigentlich nie gegeben.

Dieser Wirbel rund um die Ablösen von Manager Reiter und Trainer Benbennek. Inwieweit war das ein Thema?

Spätestens mit dem Trainerwechsel war das vom Tisch. Es gibt jetzt eine klare Struktur von oben herab, und wir Spieler konzentrieren uns ausschließlich auf unsere Arbeit am Platz. Dass innerhalb dieser unruhigen Phase etwas Unsicherheit in der Mannschaft da war, ist normal und menschlich. Aber das ist Schnee von gestern, der Blick geht nach vorne.

Wie sehr sind Sie als Routinier in dieser schweren Situation gefragt?

Das Wichtigste ist, selber mit vollem Engagement und einer vorbildlichen Arbeitseinstellung voranzugehen. Es ist ein gutes Zeichen, wenn sich die jungen Spieler sagen, "schau dir den Alten im Tor an, der macht ja auch noch alles voll mit". Es gibt einige Führungsspieler in der Mannschaft (u. a. Marcel Ziegl, Thomas Reifeltshammer), die als Vorbild vorangehen. Ich tausche mich auch mit dem Trainerteam sehr regelmäßig aus.

Sie haben gegen Altach Ihr 300. Bundesligaspiel für die SV Ried absolviert. Hätten Sie sich das, als Sie vor elf Jahren nach Ried kamen, gedacht?

Nein, auf gar keinen Fall. Als ich 2006 ins Innviertel gekommen bin, war das eigentlich ein Experiment. Ich wollte einfach nur für ein Jahr ins Ausland wechseln, damit ich etwas anderes kennenlerne. Ich dachte mir, nach einem Jahr kann ich dann eh wieder zurückgehen. Aus diesem einen Jahr sind nun bereits mehr als zehn geworden, und ich bereue keine einzige Sekunde. Thomas Gebauer und die SV Ried – das hat einfach von Anfang an gepasst. Eine Woche vor meinem Probetraining in Ried habe ich eines in Greuter Fürth absolviert. Ich habe dort kaum einen Ball gehalten, in Ried war es umgekehrt. Vielleicht war es Schicksal (lacht).

Wie beurteilen Sie Ihre bisherigen Leistungen der Saison?

Es ist bisher sicher keine überragende Saison von mir, eher durchschnittlich. Es wird von mir zu recht viel verlangt, diesen Anspruch stelle ich auch an mich selber, weil ich weiß, was ich leisten kann. Ich glaube zwar nicht, dass viele grobe Patzer dabei waren, aber einige Fehler sind mir sicher unterlaufen, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Besonders bitter war zum Beispiel der Schnitzer gegen die Admira im August. Wir haben zweifelsohne zu viele Gegentore bekommen, aber wir arbeiten gemeinsam hart daran, das Defensivverhalten zu verbessern.

Grundsätzlich glaube ich, dass ich nach wie vor ein wichtiger Rückhalt für die Mannschaft bin. Wenn ich Fehler mache, bin ich derjenige, der sich am meisten darüber ärgert.

Wie erklären Sie sich den Negativtrend in den vergangenen Jahren?

Unter Paul Gludovatz haben wir uns in mehreren Jahren eine gewisse Kontinuität erarbeitet. So hat sich auch der Erfolg nach und nach eingestellt. Die vielen Trainerwechsel in der jüngeren Vergangenheit haben sehr oft eine neue Spielphilosophie mit sich gebracht. Ich glaube daher, dass jetzt endlich eine gewisse Konstanz wichtig ist, dann wird es auch wieder bergauf gehen, davon bin ich überzeugt.

Haben Sie Pläne, wie lange Sie noch Profi bleiben möchten?

So lange der Körper mitspielt. Ich werde heuer 35, habe einen Vertrag bis 2018. Wenn es nach mir geht, würde ich schon gerne noch bis 2020 spielen. Aber ab einem gewissen Alter muss man von Jahr zu Jahr schauen. Ich hoffe, mein Körper spielt noch einige Jahre mit.

Werden Sie der SV Ried auch nach dem Karriereende erhalten bleiben?

Wenn es nach mir geht, sehr gerne. Ich glaube, auch der Verein kann von erfahrenen ehemaligen Spielern sehr profitieren. Aber darüber müsste man reden. Sicher ist, dass ich mich mit der SV Ried voll identifiziere.

Ried spielt daheim unter anderem noch gegen Admira, Mattersburg und St. Pölten. Wie entscheidend könnte der Faktor Fans/Heimvorteil noch werden im Abstiegskampf?

Ganz entscheidend. Dass wir den Rückhalt der Fans haben, ist für uns enorm wichtig. Ich habe es schon einmal betont: Wir kommen da unten gemeinsam raus.

Das heißt, Sie sind felsenfest davon überzeugt, dass die SV Ried den Klassenerhalt schafft?

Ja, wir schaffen das. Wir sind auf einem guten Weg. Ich bin überzeugt davon, dass wir besser sind als der Tabellenplatz aussagt. Aber ganz klar, jetzt sind Taten gefragt, und wir müssen die notwendigen Punkte holen. Jeder in der Mannschaft glaubt daran, dass wir es packen werden.

Ihr Vertrag gilt nur für die Bundesliga. Wäre es für Sie vorstellbar, auch im Falle eines Abstiegs in Ried zu bleiben?

Ich bin mir sicher, diese Frage wird sich nicht stellen. Steigen wir aber tatsächlich ab, dann bin ich grundsätzlich bereit, diesen Weg mitzugehen. So lange der Verein auf mich zählt, möchte ich hier spielen. Die Liga ist zweitrangig, mein Herz hängt an der SV Ried, und ich möchte in Österreich für keinen anderen Verein spielen.

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