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Warum Hinteregger gegen Polen nicht spielte

Von Harald Bartl   11.September 2019

So bitter die 2:4-Niederlage des österreichischen Fußball-Nationalteams im März in Israel auch gewesen sein mag. Sie dürfte der Weckruf zur richtigen Zeit gewesen sein. Denn seit der Blamage von Haifa hat sich das Blatt massiv gewendet.

Daran ändert auch nichts, dass man im ÖFB heute wohl Krisenmanagement leisten, und sich erklären wird müssen. Es hielt sich rund um das Länderspiel in Polen zuletzt hartnäckig das Gerücht, dass der Ausfall von Martin Hinteregger weniger mit muskulären, als mit disziplinären Problemen nach einer etwas zu langen Feier und einem damit verbundenen verspäteten Einrücken ins Teamcamp in Salzburg zu tun gehabt haben könnte (UPDATE: Der ÖFB reagierte am Mittwoch darauf). Aber auch in dieser Causa gibt es nach der Top-Leistung von Stefan Posch, der kurzfristig eingesprungen war, so oder so auch einen Gewinner. Alle weiteren Details wird man wohl heute im Laufe des Tages erfahren.

Zurück zum Fußball: Über allem steht bei der Neuausrichtung des ÖFB-Teams die taktische Neuausrichtung, bei der auch Teamchef Franco Foda über seinen eigenen Schatten gesprungen ist. Das "Abwarten und Auf-Konter-Lauern", von weniger wohlgesinnten Beobachtern als "destruktiv und unattraktiv" bezeichnet, gehört der Vergangenheit an. Unter anderem deshalb, weil im ÖFB-Team die Spielertypen dafür fehlen. Foda hat das Spielsystem der Mannschaft angepasst. Der Stil ähnelt jenem von Red Bull zumindest in den Grundsätzen. Auch wenn es dann am Ende doch abweicht, weil etwa ein Spieler wie Marko Arnautovic nicht in die Red-Bull-Philosophie passen würde.

Es ist jene Spielweise, die vor allem die Spieler selbst durchziehen wollen – und die sie sich über 90 Minuten zutrauen.

Das Angriffspressing geht an die Substanz. Beim 0:0 gegen Polen war jeder Spieler bereit, den Grenzbereich zu überschreiten.

Wichtig ist außerdem die wiedergefundene Stabilität in der Defensive. Dass Aleksandar Dragovic nach langem Tief jetzt sportlich wieder jene Stärke zeigt, die er als einer der absoluten Leader innerhalb der Gruppe zeigen muss, ist wichtig. Mehr als erfreulich war zudem, dass Team-Neulinge wie Torhüter Cican Stankovic oder Stefan Posch die Belastungsprobe in Warschau souverän bestanden haben. Es gibt also im Vergleich zu vergangenen Jahren mehr Alternativen.

"Die Polen waren schlagbar"

Bei Arnautovic wird in den nächsten Spielen entscheidend sein, ob er nicht nur gegen schwächere Gegner wie zuletzt Lettland (6:0) trifft, sondern auch gegen die großen Rivalen Israel und Slowenien den Unterschied ausmachen kann. Er ist definitiv im Angriff unersetzbar. Generell spielt jetzt im ÖFB-Team jeder Spieler dort, wo er sich auch im Klub wohlfühlt. Das hat vor allem Marcel Sabitzer gutgetan, der im Zentrum um eine Klasse besser als über den Flügel agiert.

Wirklich beeindruckend war, wie die Spieler nach dem Schlusspfiff das Ergebnis einstuften. Man hatte in den Katakomben des Warschauer Nationalstadions das Gefühl, als hätte das ÖFB-Team gerade verloren. Sie wollten unbedingt gewinnen und wären am Ende ein verdienter Sieger gewesen. "Die Polen waren schlagbar, wir haben teilweise zu langsam gespielt, es gibt noch viel zu verbessern", sagte etwa Sabitzer. Konrad Laimer, der erst nach dem Israel-Spiel in die Startelf rutschte und damit in seiner eigenen EM-Qualifikation noch ungeschlagen ist, sah den Punktegewinn ebenso nüchtern. "Ich weiß nicht, ob ich mich wirklich darüber freuen soll. Wir wollten hier gewinnen, es wäre möglich gewesen."

Die Ausgangsposition des ÖFB-Teams ist jetzt dennoch hervorragend. Man hat weiterhin alles selbst in der Hand. Mit vier Siegen ist man auf jeden Fall durch. Auch im Falle von Erfolgen über Israel, Nordmazedonien und Lettland sowie einem Remis in Slowenien würde es sehr gut aussehen.

Die Slowenen müssen noch in Polen antreten, auch Israel trifft noch auf den aktuellen Tabellenführer. Das ÖFB-Team hat definitiv das deutlich einfachere Restprogramm.

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25. April 2024