Tschertschessow lobte Österreichs Entwicklung unter Rangnick
LINZ. Der bekannteste Name von Österreichs nächstem Länderspiel-Gegner ist der Trainer. Stanislaw Tschertschessow hat das kasachische Fußball-Nationalteam im Sommer übernommen und bei seiner Premiere mit einem Heim-0:0 gegen Norwegen zu einem Achtungserfolg geführt.
Der frühere FC-Tirol-Torhmann weiß um die Qualitäten der Österreicher. Er lobte vor dem Gastspiel am Donnerstag (20.45 Uhr/live ORF 1) in Linz auch die Entwicklung, die die ÖFB-Auswahl unter Ralf Rangnick genommen hat. "Sie haben eine gute Europameisterschaft gespielt und den einen oder anderen Spieler aufgebaut. Das war gewaltig", meinte Tschertschessow im Gespräch mit der APA. Er kenne Rangnick seit vielen Jahren persönlich. "Wir wissen, was er kann. Er war bei vielen Stationen, und überall hat man seine Handschrift gesehen."
Bei der EM in Deutschland verfolgte Tschertschessow die ÖFB-Spiele gegen Polen (3:1) und die Niederlande (3:2) in Berlin live im Stadion. Seither hat die Rangnick-Auswahl allerdings drei Partien in Serie nicht gewonnen. Tschertschessow: "Es ist ein neuer Start, die EM ist vorbei."
Einen Neustart hat auch der kasachische Verband vollzogen - und nach davor vier Niederlagen in Serie den früheren russischen Nationalcoach als Teamchef eingesetzt. Beim Tschertschessow-Debüt hielt der Außenseiter im September Norwegens Stürmerstar Erling Haaland 90 Minuten in Schach. "Die Mannschaft war kompakt gut, wir haben unsere Taktik umgesetzt", lobte der 61-Jährige. Gegen Österreich werde sie aber vielleicht anders aussehen.
In Slowenien setzte es für die Nummer 109 der FIFA-Weltrangliste zuletzt ein 0:3. Wie groß seine Hoffnungen auf einen Punktgewinn in Linz sind, wollte Tschertschessow nicht beziffern. "Ich bin in Mathematik sehr schlecht, da kann ich keine Chancen sagen. Aber wir bereiten uns vor." Kasachstans stärkster Offensivmann ist Spielmacher Bakhtiyor Zaynutdinov von Besiktas Istanbul, Kapitän Askhat Tagybergen verdient sein Geld in der Heimat bei Ordabasy Shymkent.
Dreifacher Meister mit Tirol
Tschertschessow hat sein Team in Krems zusammengezogen, fünf Legionäre trafen am Montag allerdings erst verspätet ein. "Es ist wenig Zeit, des geht aber allen Nationaltrainern so. Das muss man annehmen", meinte der Trainer-Routinier. Rund um die Heim-EM 2018 war der Ossete russischer Teamchef (2016-2021). Danach betreute er noch zwei Jahre Ferencvaros Budapest.
In Tirol hat sich "Stani" als Torhüter Kultstatus erarbeitet, wurde in sechs Jahren (1996-2002) dreimal Meister. Beim FC Wacker war der Ex-Goalie danach auch zwei Jahre (2004-2006) als Cheftrainer tätig. Tschertschessow wohnt mit seiner Familie in Russland, ist laut eigenen Angaben aber auch viel in Kasachstan und zur Spielerbeobachtung in Europa unterwegs. "Es ist so wie bei jedem Nationaltrainer: Man kann nicht an einem Stammplatz sitzen, man muss viel reisen."
Das gilt auch für die kasachischen Kicker, die vor Auswärts-Länderspielen regelmäßig Flüge von sechs oder mehr Stunden Dauer auf sich nehmen müssen. "Das macht keinen Spaß, aber das gehört dazu. Wir können die Geografie nicht ändern. Wir leben in Kasachstan und spielen in Europa", gab sich der Teamchef pragmatisch. Als Ausrede will er die Strapazen keinesfalls gelten lassen. "Man muss immer bereit sein."