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Hinteregger entschuldigte sich beim ÖFB-Team für die nächtliche Eskapade

Von Harald Bartl   12.September 2019

Die Reaktion des Österreichischen Fußballbunds (ÖFB) kam, wie erwartet, sehr rasch. Ohne große Umschweife wurde bestätigt, was die OÖNachrichten bereits in der gestrigen Ausgabe berichtet hatten: ÖFB-Innenverteidiger Martin Hinteregger war nicht aus gesundheitlichen, sondern aus disziplinären Gründen nicht in der Startelf für das Spiel gegen Polen gestanden.

Ebenso wurde bestätigt, dass er (viel) zu spät ins Team-Trainingslager am Samstag eingerückt war. Treffpunkt wäre um 21.30 Uhr gewesen, die Mannschaft hob am Sonntagvormittag von Salzburg aus in Richtung Warschau ab. "Ich habe am Samstag (bei einer Party in der Flachau) meinen Geburtstag gefeiert und hier eine Grenze überschritten. Ich habe mich bei Trainer, Mannschaft und Betreuerteam für mein Verhalten entschuldigt", ließ Hinteregger gestern via ÖFB-Aussendung wissen. Einige Fragen bleiben dennoch:

Hat der ÖFB richtig reagiert, oder hätte Hinteregger erst gar nicht nach Polen mitfliegen dürfen?

Aus sportlicher Sicht wurde die Situation von den ÖFB-Verantwortlichen optimal gehandhabt. Wäre Hinteregger kurzfristig in Österreich geblieben, wäre die Chance größer gewesen, dass dieses Thema noch vor dem Anpfiff des Länderspiels in Polen alles überschatten würde. Es wäre auch nicht genug Zeit gewesen, um das Thema vor dem Abflug wirklich ernsthaft zu besprechen. So verlief die Vorbereitung in Warschau ruhig ab. Und da Hinteregger gegen Lettland leicht angeschlagen gewesen war, war auch sein Fehlen bei der Veröffentlichung der Startelf in Polen am Montag kurz vor dem Anpfiff nur ein Randthema.

Sollte Teamchef Franco Foda den Spieler härter bestrafen oder ihn sogar für den Rest der Qualifikation ganz aus dem ÖFB-Teamkader stellen?

Diese Frage kann nur der Teamchef selbst beantworten. Ein Fußballteam mit insgesamt 23 Spielern ist schon deshalb ein fragiles Gebilde, weil die Mehrheit des Kaders zu Beginn des Spiels nur auf der Ersatzbank sitzt. Foda gilt als Disziplinfanatiker. Er wird Fingerspitzengefühl benötigen, denn seine Entscheidung hat in jedem Fall Signalwirkung für den Rest des Teams. Hinteregger selbst ist als ehrgeiziger Profifußballer ohnehin gestraft genug. Mit Stefan Posch hat sein Ersatzmann seine Sache hervorragend gemacht. Es gibt also keine Veranlassung, ihn gegen Israel wieder aus der Startelf zu stellen. Hinteregger hat durch sein Verhalten definitiv seine bisherige Rolle als unverzichtbarer Mannschaftsteil eingebüßt. Er hat aber auch kein "Schwerverbrechen" begangen, und hat sich für sein Verhalten entschuldigt.

Muss man über diesen Fall überhaupt medial berichten, oder hätte man die Sache nicht einfach als privaten Ausrutscher unter den Tisch fallen lassen können?

Nein, man darf diese Causa definitiv nicht unter den Teppich kehren. Wenn ein Spieler der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft den offiziellen Team-Treffpunkt aus den bekannten Gründen verpasst, dann fällt das nicht mehr unter die Kategorie Privatsphäre. Diese wird in Österreich auch im Sport als deutlich höheres Gut als in anderen Ländern angesehen. Die OÖN haben zuletzt etwa in Polen die andere Seite erlebt. Da meinte Teddy Pawlowski (der Vater von Ex-LASK-Spieler Peter Pawlowski), der beim polnischen Erstligisten Breslau als Sportchef im Rampenlicht steht, beim gemeinsamen Abendessen am Tag vor dem Spiel: "Ich bin mit dem Taxi hier, weil wenn ich ein Glas Wein trinke und dann von der Polizei aufgehalten werde, steht es morgen in 15 Zeitungen. Und aus dem einen Glas werden dann zehn gemacht."

Die Spieler müssen wissen, wo die Grenzen zu ziehen sind. Hinteregger hat ja gestern auch selbst zugegeben, dass er in der Nacht auf Sonntag eine Linie überschritten hat.

Martin Hinteregger

Auf dem Feld beinhart, verlässlich und kompromisslos. Abseits ein bodenständiger Typ, der nicht in das typische Fußballerschema passt, aber auch immer wieder den Bogen überspannt. So hat sich Martin Hinteregger (27) zuletzt präsentiert. Erst Ende Juli erregte ein Handyvideo Aufsehen. Der damals noch an Augsburg vertraglich gebundene Kärntner wurde in alkoholisiertem Zustand bei einem abendlichen Ausflug während des Trainingslagers des deutschen Bundesligisten in Bad Häring (Tirol) gefilmt. Nach sechs Monaten auf Leihbasis bei Eintracht Frankfurt musste er vorerst wieder nach Augsburg zurück. Am Ende erzwang er aber auch wegen der Eskapaden den fixen Verkauf an Frankfurt.

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20. April 2024