"Es ist Zeit, dem ÖFB die Rote Karte zu zeigen"
GRAZ. Die IG Referee verlangt vor der heutigen Präsidiumssitzung eine Strukturreform beim Fußballverband
Nach dem Rücktritt von Gerhard Milletich als ÖFB-Präsident muss sich der Fußballverband heute in der Präsidiumssitzung in Graz neu aufstellen. Für viele Beobachter wird das zu wenig sein. Gefragt ist wohl eine Statutenänderung mit einer Entmachtung der Landespräsidenten, die im Präsidium des größten Sportverbandes das Sagen haben. Nicht unbedingt zum Wohl des heimischen Fußballs.
In der Reihe der Kritiker des ÖFB hat jetzt auch die Interessengemeinschaft der österreichischen Fußball-Schiedsrichter aufgezeigt. Man fordert eine weitreichende Strukturreform und das Ende der Ehrenamtlichkeit in der ÖFB-Führung. "Es ist höchste Zeit – nicht nur als IG Referee, sondern als Sportöffentlichkeit generell –, dem ÖFB die Rote Karte zu zeigen", so die IG Referee, die mit Harald Ruiss und Manfred Schüttengruber zwei ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter als Vorsitzende hat.
Kleinster gemeinsamer Nenner
Die (überfällige) Strukturreform dürfte in der heutigen Präsidiumssitzung allerdings höchstens ein Randthema sein. Zunächst wird sich der ÖFB nach dem Rücktritt Milletichs neu aufstellen müssen. Aus dem Kreis um die Vizepräsidenten Gerhard Götschhofer (OÖ), Josef Geisler (Tirol), Johann Gartner (NÖ) sowie Philip Thonhauser (Bundesliga-Aufsichtsratsvorsitzender) soll ein Interimspräsident gewählt werden. Da Götschhofer und Geisler den unbequemen Milletich-Kritikern zugeordnet werden und Thonhauser als Bundesliga-Mann für die Landesfunktionäre kaum wählbar ist, dürfte der 71-jährige Gartner, der lange Milletich den Rücken stärkte, die Verbandsführung zwischenzeitlich übernehmen. Nicht als echte Wunschlösung, sondern vielmehr als kleinster gemeinsamer Nenner.