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0:1 - Dzeko genügte eine Chance, um Österreich im Alleingang zu besiegen

Von Harald Bartl aus Zenica   11.September 2018

Echten Top-Stars genügt eben eine einzige Chance, um ein Spiel zu entscheiden. Das galt gestern auch für Edin Dzeko beim 0:1 (0:0) der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft zum Auftakt der UEFA Nations League in Zenica gegen Bosnien-Herzegowina.

Nach einem zu lässigen Ferserl von Marko Arnautovic schalteten die Bosnier in der 78. Minute blitzschnell um. Dzeko wurde auf der linken Seite von Sebastian Prödl zu spät attackiert – und verwertete eiskalt zum entscheidenden Tor ins lange Eck.

Damit war auch das Pflichtspiel-Debüt von Teamchef Franco Foda verpatzt. Nach sechs Siegen und nur einer Niederlage gegen Brasilien wäre zumindest ein Punkt drinnen gewesen. Torchancen sah man bei der Nationalmannschaft während der gesamten 90 Minuten allerdings keine.

Gänsehautstimmung gab es schon vor dem Anpfiff. Applaus von den rund 10.000 bosnischen Zuschauern beim Vorlesen der österreichischen Aufstellung, Applaus und kein einziger Pfiff vor, während und nach dem Abspielen der österreichischen Bundeshymne. Zeichen (der Dankbarkeit) und Gesten, die man im europäischen Fußball heute kaum sieht.

Überraschende Aufstellung

Die aufgeheizte Stimmung setzte sich auch im Spiel fort. Man musste zwar Angst haben, dass so manch eingerostete Tribüne im altehrwürdigen Stadion "Bilino Polje" bei so vielen gleichzeitig springenden Fans irgendwann nachgeben würde. Das Spiel war ein Fest, getragen von einer positiven Grundstimmung, bei der auch Marko Arnautovic die Pfiffe bei einigen seiner Ballkontakte verkraftet haben dürfte.

Mit dem Publikum im Rücken wurde Bosniens Mannschaft von Minute zu Minute stärker. Bei Österreich häuften sich in der ersten Halbzeit hingegen nach dem passablen Start die einfachen Fehler. Das Passspiel war zu ungenau. Die besseren Chancen hatten die Bosnier. Speziell als Sunjic im Fünfer knapp am Ball vorbeirutschte, brannte es lichterloh (27.).

Weil das rot-weiß-rote Team kaum konkret wurde, änderte Foda auch noch vor dem Halbzeitpfiff die Ausrichtung. Marko Arnautovic löste Michael Gregoritsch als vorderste Sturmspitze ab. Dass der Steirer von Beginn an spielen durfte, war eine kleine Überraschung. Ebenso der Einsatz von Valentino Lazaro anstelle von Alessandro Schöpf, der bei Foda davor stets ein Fixleiberl gehabt hatte. Die Probleme im Offensivverbund wurden dadurch dennoch nicht gelöst. Auch David Alaba setzte links kaum Akzente.

Die Torchancen fehlten dann auch nach der Pause. Österreich schien jedoch ohne großer Gefahr zumindest einen Punkt mitzunehmen. Doch dann kam Dzekos Energieanfall, der Österreichs Position in der Natioions League bereits jetzt extrem schwierig macht. Die Bosnier halten nach dem ebenso effizienten 2:1-Sieg über Nordirland vom Samstag bei bereits sechs Zählern. Österreich muss jetzt schon das Heimspiel gegen Nordirland unbedingt gewinnen, um noch eine Chance auf den Gruppensieg zu haben.

"Beim Tor war ein Handspiel dabei. Wir kämpfen weiter, sind jetzt aber enttäuscht, weil wir nur wenig von dem umgesetzt haben, was wir uns vorgenommen hatten", sagte Sebastian Prödl.

Video: Bosnien-Herzegowina - Österreich (Highlights)

 

Meinungen nach der ÖFB-Niederlage

Franco Foda (ÖFB-Teamchef): "Wir haben sehr gut angefangen und das Spiel in den ersten 25 Minuten kontrolliert und dominiert. Wir hatten da auch gute Abschlussmöglichkeiten. Dann haben wir einfach das Spiel aus der Hand gegeben, ich weiß auch nicht warum. Die Bosnier sind aggressiver geworden, haben uns unter Druck gesetzt, und wir konnten uns nicht mehr befreien und haben nur noch hohe Bälle gespielt. Wir haben es dann zur Pause korrigiert und das Spiel wieder im Griff gehabt. Aus dem Nichts sind wir dann aber in Rückstand geraten. In der Vorwärtsbewegung ein Ballverlust, es darf nicht sein, dass du auswärts ausgekontert wirst. Das Problem war auch die Passqualität und die Ballkontrolle. Wir waren nicht konsequent genug. Uns hat auch der letzte Pass und die Entschlossenheit vor dem Tor gefehlt."

Marko Arnautovic (ÖFB-Kapitän): "Ich denke, dass wir kein gutes Spiel gezeigt haben, aber trotzdem die bessere Mannschaft waren. Es war ein schlechtes Spiel von beiden Seiten, wobei wir trotzdem mehr Chancen gehabt haben, das Spiel zu entschieden. Keiner hat sich einen Sieg verdient, ein Unentschieden wäre gerecht gewesen. Wir haben dumme Fehler gemacht und hatten Chancen, die wir machen hätten müssen. So ist Fußball, wir müssen damit leben. Wir haben das erste Spiel in der Nations League verloren, wir haben aber noch drei Spiele und können das noch ändern. Ich bin zu 100 Prozent sicher, dass die Mannschaft dass noch umdreht und wir als Gruppensieger da rausgehen."

Sebastian Prödl (ÖFB-Verteidiger): "Wir haben nicht viel von dem gemacht, was wir uns vorgenommen haben. Wir wollten in den Zweikämpfen präsent sein, haben uns nach 20 Minuten aber die Schneid abkaufen lassen. Wir sind nach der Hälfte besser ins Spiel gekommen, haben aber klare Torchancen vermissen lassen. Die Bosnier auch. Dem Tor ging ein klares Handspiel voraus. Das war eine klassische 0:0-Partie, so verlieren wir 0:1. Jetzt sind wir vor der nächsten Partie unter Zugzwang. Das war kein optimaler Start. Die Enttäuschung ist groß. Wir können besser spielen. Wir müssen zuhause zurückschlagen."

Robert Prosinecki (Bosnien-Teamchef): "Es war ein sehr schweres Spiel, Österreich hat eine sehr gute Mannschaft. Wir haben gekämpft, waren echt gut. Meine Spieler haben alles gegeben, aber auch ein bisschen Glück gehabt, und dank einem Tor von unserem Weltklassespieler Dzeko haben wir gewonnen. Wir sind sehr zufrieden. Wir haben Österreich sehr gut analysiert. Es ist für uns ein ganz wichtiger Sieg. Wir haben gezeigt, dass wir Qualität haben."

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