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Die Stars tanzen nach seiner Pfeife

Von Günther Mayrhofer, 18. Juli 2019, 00:04 Uhr
Auch Österreichs Schiedsrichter (Bild: Manuel Schüttengruber) sind bei der WM Zuschauer. Bild: APA

LINZ. Manuel Schüttengruber über den Aufstieg in die Elite-Gruppe und die neuen Regeln.

Mit den Erstrundenpartien im ÖFB-Cup wird morgen die neue Fußball-Saison offiziell angepfiffen. Neu sind auch einige Regeln. Der 35-jährige Linzer FIFA-Schiedsrichter Manuel Schüttengruber spricht über die Gewöhnung daran und über seinen Aufstieg in die Elite-Gruppe der UEFA-Schiedsrichter.

 

OÖNachrichten: Ein Schiedsrichter kann vor einem Pfiff nicht überlegen, sondern muss aus der Intuition entscheiden. Wie geht die Umstellung auf die neuen Regeln vor sich?

Schüttengruber: Durch Übung. Die neuen Regeln sind der Grund, warum ich in diesem Sommer mehr Testspiele geleitet habe als sonst. Wenn man dort einen Fehler macht, ist es nicht so schlimm. In den Pflichtspielen dürfen keine passieren. Ich habe zwei Situationen erlebt, wo die Spieler mit den neuen Regeln noch nicht vertraut waren: Ein Tor ist aus der neuen Abstoß-Regel gefallen, einmal musste ich erklären, dass die angreifenden Spieler Abstand zur Mauer halten müssen.

Machen es die neuen Regeln einfacher für den Schiedsrichter?

Dass beim Handspiel die Absicht nicht mehr die alleinige Grundlage ist, macht es leichter. Bisher musste ich einem Spieler ja unterstellen, dass er das Handspiel absichtlich macht – jeder Mensch hat aber eine andere Körperkontrolle. Jetzt ist es etwas klarer definiert.

In England sind Schwalben verpönt. "Diver" werden von den eigenen Fans ausgepfiffen. Wie kann man bei uns die Spieler zu mehr Fair Play erziehen?

Ich werfe es den Spielern nicht vor, dass sie versuchen, das Beste für ihren Verein herauszuholen. Meine Aufgabe als Schiedsrichter ist es, nicht darauf hereinzufallen. Ich sehe Schwalben als Täuschung am Fan, als Foul am Fair Play. Ein Videoschiedsrichter schafft Abhilfe, aber den gibt es in Österreich noch nicht. Zu jedem Spiel gibt es aber ein Reporting. Wenn ein Spieler nach einer Schwalbe nachträglich gesperrt werden würde, kann ich mir vorstellen, dass das schnell aufhört.

Was waren Ihre schönsten Erlebnisse als Schiedsrichter?

Da fällt mir ein Europa-League-Spiel zwischen Sporting Lissabon und Poltawa ein: gute Stimmung, gutes Spiel und 20 Grad im Dezember – das war ein super Erlebnis. Und eine Partie in der EM-Qualifikation zwischen San Marino und Schottland: Das war zwar nicht das höchste Niveau, aber die drei Tage dort waren echt lässig. Die ganze Stadt war mit Schottenröcken voll, 4000 Fans haben das ganze Spiel hindurch gesungen.

Welche Einsätze hätten Sie sich lieber erspart?

Zum Beispiel in der vergangenen Saison Sturm gegen Rapid. Ich habe einen Elfmeter für Sturm gegeben, obwohl das Foul einen halben Meter vor dem Strafraum war. Das war eine Fehlwahrnehmung von mir und meinem Assistenten. Und da war noch eine Rote Karte … (Anm.: Schüttengruber gab nach der Ansicht der TV-Bilder zu, dass er Rapids Stefan Schwab nach einem Foul hätte ausschließen müssen.) Da waren wir leider schlecht. Ebenso in der vergangenen Saison habe ich Fehérvár gegen Rasgrad in der Qualifikation zur Champions League gepfiffen: neun Gelbe, einmal Gelb/Rot. Da lag es nicht an uns, die Partie war einfach aufgeheizt. Trotzdem denkst du dir dann: Warum muss ausgerechnet ich pfeifen?

Wie gehen Sie mit Fehlentscheidungen um?

Je weiter oben du bist, desto mehr stehst du in der Auslage. Man muss mit der Kritik umgehen können oder es lernen und ehrlich mit seinen Entscheidungen umgehen. Da gibt es Spiele, die waren gut, es gibt Durchschnitt – und es gibt leider auch schlechte Spiele. Was für mich zählt, ist der Bericht des Beobachters. Man arbeitet die Fehler auf und versucht, es das nächste Mal besser zu machen.

Sie sind seit 2014 FIFA-Schiedsrichter. Ist mit dem Aufstieg in die Kategorie 1 der UEFA-Referees ein Traum in Erfüllung gegangen?

Das macht mich stolz, weil das aus einem kleinen Fußball-Land wie Österreich schwieriger ist als aus den großen Nationen. Die sind den Video-Schiedsrichter gewohnt, in der Bundesliga gibt es ihn noch nicht – aber hoffentlich so bald wie möglich. Das bedeutet für mich, dass ich wesentlich besser sein musste als die Konkurrenten, um für die Kategorie 1 in Frage zu kommen. Ab 29. Juli bin ich in Zagreb beim UEFA-Elitekurs mit den Top-Schiedsrichtern wie Felix Brych, Deniz Aytekin und Cuneyt Çakir.

Haben Sie ein Schiedsrichter-Vorbild?

Ich schaue mir immer von anderen Schiedsrichtern an, wie sie auf Situationen reagieren. Wenn mir etwas gefällt, probiere ich es in Testspielen aus. Das kann für mich passen – oder auch nicht. Denn prinzipiell muss ich bei mir selbst bleiben und authentisch sein. Ich bin umgänglich, bis zu einem gewissen Grad, dann kann ich auch grantig werden. Ich kommuniziere lieber, als gleich Gelbe Karten auszuteilen. Das Spiel ist für die Fußballer gemacht und nicht für die Schiedsrichter.

Regelkunde: Das ist neu in der kommenden Saison

Der Schiedsrichter:

Nachträgliches Gelb: Bisher war der Ball gesperrt, wenn der Schiedsrichter nach einer Regelwidrigkeit Karten zeigen wollte. Jetzt müssen die Angreifer nicht mehr auf den Pfiff zur Freigabe warten und können sofort abspielen. Der Referee holt das Zeigen der Karte bei der nächsten Unterbrechung nach. Das kann zu kuriosen Situationen führen: Wäre ein Spieler verwarnt worden und begeht er nach dem schnellen Abspiel erneut ein Foul, kann er Gelb/Rot sehen.

Schiedsrichter ist nicht mehr Luft: Wird der Schiedsrichter vom Ball getroffen und springt dieser ins Tor, zur anderen Mannschaft oder entsteht dadurch ein Angriff, wird ab sofort abgepfiffen und mit Schiedsrichterball fortgesetzt. Die Mannschaft, die in Ballbesitz war, bekommt den Ball.

Trainer und Auswechselspieler:

Karten für die Bank: Die Schiedsrichter zeigen ab sofort nicht nur den Spielern auf der Bank Karten, sondern auch den Trainern und Offiziellen. Kann der Täter nicht eindeutig identifiziert werden, wird der Trainer als Chef seiner technischen Zone belangt. Bisher wurden Betreuer mit einem Handzeichen auf die Tribüne verwiesen, jetzt gibt es eine Rote Karte.

Auswechslung: Der ausgewechselte Spieler muss das Feld über die nächstgelegene Linie verlassen. Bisher fand der Wechselvorgang an der Mittellinie auf der Seite der Trainerbänke statt – und es war kein Zufall, dass auszuwechselnde Spieler just vor dem Tausch sich plötzlich auf der anderen Spielfeldseite aufhielten.

Der Tormann:

Abstoß: Der Ball muss nicht mehr aus dem Strafraum gespielt werden. Sobald er sich bewegt, ist er für alle frei. Die Angreifer dürfen vor der Ausführung nicht im Sechzehner sein – mit einer Ausnahme: Abstöße können schnell abgespielt werden, also bevor alle Angreifer den Sechzehner verlassen haben. Analog gilt die neue Abstoßregel auch für Freistöße innerhalb des Strafraums.

Rückpassregel: Rasiert der Torhüter nach einem Rückpass oder einem Einwurf den Ball – er wollte also klar mit dem Fuß klären – darf er den Ball mit der Hand aufnehmen.

Elfmeter: Der Torhüter muss anstatt mit zwei Füßen nur noch mit einem Fuß die Torlinie berühren, wenn der Schütze den Ball berührt. Bisher wurden Frühstarts außer bei eklatanten Vergehen toleriert. Bei der Frauen-WM wurden zahlreiche Elfmeter wiederholt, weil der Video-Referee genau kontrollierte. Dazu sehen ertappte Torleute die Gelbe Karte. Weil das in den Elfmeterschießen bei der Frauen-WM fast zu Ausschlüssen geführt hätte, wurde von der obligatorischen Verwarnung im Elfmeterschießen abgesehen. Die zweite Neuerung: Bisher war es so, dass der Gefoulte nicht als Schütze in Frage kam, wenn er von Betreuern behandelt werden musste. Jetzt darf er nach der Behandlung antreten.

Die Feldspieler:

Mauer: Wird bei einem Freistoß eine Mauer mit drei oder mehr Spielern gebaut, müssen die Angreifer einen Abstand von mindestens einem Meter halten. Wird dieser nicht eingehalten, gibt es indirekten Freistoß.

Einwurf: Die Gegner müssen einen Abstand von zwei Metern zur Linie einhalten, selbst wenn der Einwerfer hinter der Linie steht.

Schiedsrichterball: Bisher stand je ein Spieler jedes Teams bei der Ausführung. Jetzt darf nur noch ein Spieler dort stehen, alle anderen müssen vier Meter Abstand halten – eine ganz neue Distanz im Regelbuch. Im Strafraum bekommt der Torhüter den Ball.

Handspiel: Ab sofort kann auch ein unabsichtliches Handspiel strafbar sein. Ist die Hand bei einem Tor und der unmittelbaren Entstehung einer Chance im Spiel, muss der Referee abpfeifen. Trifft der Ball den Arm über Schulterhöhe, wird ein Handspiel geahndet. Darunter liegt ein Vergehen vor, wenn der Arm sich in einer unnatürlichen Position befindet oder bewusst die Körperfläche vergrößert wird. Das liegt weiterhin im Ermessen des Referees. Geht es um keine Torszene, gilt nach wie vor: Springt der Ball von einem anderen Körperteil unabsichtlich auf den Arm, liegt (auch über Schulterhöhe) kein strafbares Handspiel vor, ebenso nicht, wenn der Arm beim Fallen zum Abstützen eingesetzt und vom Ball berührt wird.

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Autor
Günther Mayrhofer
Redakteur Sport
Günther Mayrhofer

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