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Cup-Finale verlegt: Ein Sieg für die Brandstifter

Von Günther Mayrhofer   09.April 2019

Drei Wochen vor dem Endspiel im österreichischen Fußball-Cup zwischen Salzburg und Rapid sucht der ÖFB einen neuen Austragungsort. "Die Sicherheit kann am Standort Viola Park nicht gewährleistet werden", begründete der ÖFB gestern in einer Aussendung, warum das Finale nicht im Stadion von Austria Wien stattfinden kann. Die Entscheidung fiel in einer Besprechung zwischen Vertretern der Polizei, des ÖFB und der Austria.

Wo am 1. Mai gespielt wird, steht noch nicht fest. Als Alternativen kommen für den ÖFB das Wiener Ernst-Happel-Stadion und das Wörthersee-Stadion in Frage. Klagenfurt, wo das Endspiel 2010 und in den jüngsten fünf Jahren stattfand, bot sich schon nach Rapids Finaleinzug als Austragungsort an.

Dabei waren erst im vergangenen Juni die Verträge unterschrieben worden, wonach das Endspiel bis 2022 im generalsanierten Austria-Stadion ausgetragen wird. "Wir können mit der Generali-Arena einen idealen Final-Standort fürs Jubiläumsjahr präsentieren", sagte ÖFB-Präsident Leo Windtner damals angesichts des 100-jährigen Bestandsjubiläums des Cupbewerbs. Durch den Einzug Rapids ist dieser jetzt plötzlich nicht mehr optimal. Das Theater um das Jubiläums-Endspiel ist nun ein Eigentor für den ÖFB, der in den vergangenen Jahren versuchte, den Cup-Bewerb attraktiver zu machen.

Schon kurz nach dem Halbfinal-Sieg gegen den LASK forderte Rapid-Präsident Michael Krammer eine Verlegung. "Mein Appell an den ÖFB: Bitte verlegen wir das ins Happel-Stadion, das wäre ganz wichtig und eine gescheite Idee", sagte er. Eine Austragung im Prater wäre "in doppelter Hinsicht besser. Erstens um die Sicherheit des Zugangs zu gewährleisten, zweitens um möglichst vielen Fußballfans die Möglichkeit zu geben, das Spiel zu sehen." Er hoffte bei den handelnden Personen auf eine "gewisse Flexibilität".

Schützenhilfe bekam er von der Wiener Polizei, die wegen Sicherheitsbedenken eine Verlegung empfahl. Austria-Vorstand Markus Kraetschmer wurde schließlich am vergangenen Wochenende von den eigenen Fans zum Rücktritt aufgefordert, weil das violette Heimstadion nicht zur Bühne für die Rapid-Fans werden dürfe. Dass die Austria eine sechsstellige Summe für die Vermietung eingeplant hat, bedenken sie dabei nicht – oder es ist ihnen egal.

 

Die nun gezeigte "Flexibilität" ist gleichzeitig ein Vertragsfoul, auch wenn die Austria für den Mietentgang entschädigt wird – und gleichzeitig ein Kniefall vor den Brandstiftern. Es ist traurig, dass vor einem Fußballspiel automatisch von Krawallen und Sachbeschädigungen ausgegangen wird. "Wir sprechen beim österreichischen Cup-Finale – wir hätten sogar das 100-jährige Jubiläum und mit Salzburg – Rapid sicher ein attraktives Finale – nur darüber, was denn passieren und zerstört werden könnte. Wir reden aber nicht darüber, dass man hier ein Finale abwickeln kann, wenn ich in ein Stadion gehe und mich so verhalte, wie es der gesunde Menschenverstand eigentlich jedem sagen würde", sagte Kraetschmer zu Recht. 2007 gewann die Austria im damaligen Gerhard-Hanappi-Stadion Rapids das Cup-Finale gegen Mattersburg (2:1) – und es war kein Problem.

Fertig gedacht, dürfte eigentlich ab sofort kein einziges Wiener Derby mehr in der Generali-Arena ausgetragen werden. Wenn schon Rapids Fans allein im Austria-Stadion ein zu großes Risiko sind (auch wenn die Finalsituation ein Brandbeschleuniger ist), dann ist ein direktes Aufeinandertreffen mit den Austria-Anhängern erst recht ein Problem – denn jedes Wiener Derby ist aufgeladen.

Doch da endet die Konsequenz. Laut ÖFB gilt die Lagebeurteilung der Wiener Polizei nur für das Finale zwischen Salzburg und Rapid, das nicht "in einem in irgendeiner Weise vertretbaren Aufwand" in der Generali-Arena ausgetragen werden könne, und nicht für die Derbys. Das Verhältnis zwischen Rapids Fans und der Polizei ist nicht erst seit dem jüngsten Derby im Austria-Stadion im Dezember 2018 explosiv: Damals waren die Anhänger der Hütteldorfer beim Anmarsch angehalten worden, die 1338 Identitätsfeststellungen dauerten bis 21.55 Uhr.

Zum Handkuss kommt durch die Entscheidung auch Salzburg. Der Meister hat sich in der Diskussion zurückgehalten, obwohl eine Verlegung ein Nachteil ist. In der 17.500 Zuschauer fassenden Generali-Arena wären die Plätze für die Rapid-Fans beschränkt gewesen. In den größeren Arenen in Klagenfurt oder im Prater sind die Rapid-Fans in jedem Fall in der Übermacht. "Wir freuen uns sehr, dass nun unabhängig vom finalen Austragungsort wesentlich mehr Fußballanhänger, insbesondere Rapid-Fans, bei diesem großen Endspiel live im Stadion dabei sein können", sagte etwa Rapids Wirtschaftsgeschäftsführer Christoph Peschek und versuchte dabei gar nicht, den Vorteil zu verhehlen.

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