Blochin eroberte die Herzen in Steyr erneut im Sturm
"Und, waren alle zufrieden?", fragte Oleg Blochin mit einem breiten Grinsen im Gesicht und in perfektem Deutsch die OÖN. Ja, das waren sie – und wie! Die Vorwärts-Steyr-Fans, Spieler und Funktionäre im übervollen VIP-Club des Fußball-Zweitligisten ebenso wie die zahlreichen Medienvertreter und Kamerateams.
30 Jahre war Blochin nicht in Steyr gewesen, bevor ihn die OÖN jetzt zurückbrachten. Es dauerte keine fünf Minuten, da eroberte der Publikumsliebling von einst die Herzen der Steyrerinnen und Steyrer ein zweites Mal im Sturm. Es schien, als wäre er nie weg gewesen. Die Schmerzen in der Bandscheibe, die ihm einen Sitzplatz bescherten, waren wie weggeblasen.
Die Weggefährten von einst packten die Schmähs aus. Auf die Frage von Peter Drabek, damals wie heute als Stadionsprecher die Stimme des SK Vorwärts, ob es heute noch möglich wäre, einen Weltstar zu holen, meinte er: "Für einen wie Lionel Messi müsstet ihr vorher die Stadt Steyr verkaufen."
Langzeit-Kapitän und Vorwärts-Legende Kurt Hochedlinger kam ins Schwärmen: "Nicht viele können von sich behaupten, mit einem Weltstar gespielt zu haben. Wobei, den Star hat er nie herausgekehrt, ganz im Gegenteil. Darum haben wir mit ihm immer besonders lang gefeiert." Michael Novak hatte die Lacher auf seiner Seite, als er zu Blochin sagte: "Die Leute haben schon immer wieder gesagt, dass du dir von meinen Pässen etwas abschauen kannst."
Blochins Erinnerung an die legendären Waldläufe am Steyrer Damberg: "Ich verstehe bis heute nicht, warum man zehn Kilometer weit laufen soll. Aber ich habe sowieso jede Abkürzung gekannt."
Ernst wurde er nur, als es um den Abschied aus Steyr ging. "Ich wäre gerne geblieben. Das war eine Entscheidung des Vereins, nicht meine. Ich habe meinen Job in Steyr gut erledigt. Aber es hätte geholfen, wenn mein Deutsch besser gewesen wäre." Sein Versprechen: "Zum 111. Geburtstag des Klubs komme ich gerne wieder. Vielleicht sieht das Vorwärts-Stadion dann ja nicht mehr genauso aus wie vor 30 Jahren."
Blochins Gastgeber in Oberösterreich, der Bad Ischler Bauunternehmer Josef Zeppetzauer, spielte den Doppelpass mit Bürgermeister Gerald Hackl: "Steyr ist eine reiche Stadt, da müsste doch genug Geld für die Infrastruktur da sein."
Der Konter des Bürgermeisters: "Steyr ist reich? Ich weiß nicht, woher Sie diese Information haben." Einig war man sich, als der Bürgermeister sagte: "Oleg Blochin war eine Sport-Sensation für Steyr – und ist es auch heute noch."
Blochin-Wunsch: warme Würstel
Berührend war es auch, als Blochin danach beim Mittagessen im Steyrer Hotel Mader Senior-Chefin Eleonore Mader umarmte. "Mein Hotel, meine Gastgeberin, hier habe ich lange gewohnt." Den Speiseplan hatte er selbst diktiert: "Ich wünsche mir einen Würsteltopf mit Frankfurter, Debreziner und Käsekrainer. Das kennt meine Familie in der Ukraine nicht." Auch das war typisch Oleg Blochin.
Oleg Blochin: „Ich dachte, ich würde zum LASK wechseln – und bin in Steyr gelandet“
Bei zwei Namen bekam Oleg Blochin sofort leuchtende Augen, ohne ein Foto von damals gesehen zu haben: bei Kult-Masseur Karl Kötterl und bei Peter Riepl, der einst im Moskauer Kreml mit einem Packerl Dollarnoten einmarschiert war, um den Transfer zu fixieren. Blochins „Auftrag“ an die OÖN: „Ich würde mich sehr freuen, mit Peter zu frühstücken. Er hat mir damals sehr geholfen, das werde ich ihm nie vergessen.
Ich dachte ja, ich würde zum LASK wechseln – stattdessen bin ich in Steyr gelandet.“ 1987 war während des Auftritts von Dynamo Kiew beim Hallenturnier in Linz die Idee zum Transfer geboren worden. Riepl: „Ich habe damals auf Olegs Bitte mit OÖN-Sportchef Leo Strasser geredet, wie wir das einfädeln könnten. Wenige Tage später gab es die erste Schlagzeile.“ Es sollte aber Monate dauern, ehe Blochins Wechsel in den Westen fixiert werden konnte.