Auch wenn es am Ende nur Lob gab: Dieses Aus hat Salzburg nicht verdient
Europa League: Trainer Marco Rose zeigte auch nach dem Fehler des Schiedsrichters Größe; dennoch regierte nach Salzburgs 2:1 über Marseille die Fassungslosigkeit.
Wenn sie wenigstens verdient mit einer klaren Niederlage ausgeschieden wären. Oder wenn am Ende die Fußball-Lotterie namens Elfmeterschießen entschieden hätte. Aber so wie Salzburg am Donnerstag beim 2:1-Sieg nach Verlängerung über Marseille die Chance auf den Einzug ins Finale der Europa-League genommen wurde, war einfach nicht gerecht.
Sportchef Christoph Freund berichtete danach von Tränen der Spieler in der Kabine. Sein Blick ging ebenso ins Leere, wie jener aller anderen Akteure. Es war keine Wut im Spiel, sondern einfach nur Fassungslosigkeit über die Dinge, die sich in der 116. Minute vor der Fehlentscheidung zum entscheidenden Finaltor für Marseille abgespielt hatten.
Sofort waren die Salzburg-Spieler zu den Assistenten an der Seiten- und Torlinie gelaufen, als der russische Schiedsrichter Karasew einen Eckball für die Franzosen gab, der Abstoß für Salzburg hätte sein müssen. "Jeder im Stadion hat es gesehen. Nur der Torrichter und der Linienrichter nicht, die so nahe am Spielgeschehen dran waren. Wofür haben wir so viele Schiedsrichter auf dem Platz?", fragte Freund.
Salzburgs Trainer Marco Rose war es hoch anzurechnen, dass er im Moment der großen Enttäuschung nicht nur an seine Spieler dachte. "Ich war natürlich kurz nach dem Spiel wütend. Wir sind aber in erster Linie Menschen. Und wenn ich vom Schiedsrichterbeobachter höre, dass sie (die Unparteiischen, Anm.) in der Kabine sitzen und ziemlich fertig sind mit den Nerven, dann zeigt das auch von menschlicher Größe. Man kann Fehler machen, muss aber dazu stehen."
Video: Salzburger nach Europa-Aus wütend - Kritik an Schiedsrichter-Leistung
Mehr Routine im Team
Es wird wohl einige Zeit dauern, bis die Salzburger dieses Aus verdaut haben werden. Die Worte von Abwehrspieler Duje Caleta-Car kann man nur unterschreiben. "Wir haben über 120 Minuten eine großartige Leistung geboten. Ich glaube, wir können alle stolz sein."
Jetzt beginnt für Salzburg die Planung für die Zukunft. Salzburgs Team wird in der Champions League routinierter werden. Zlatko Junuzovic dürfte nicht die einzige Neuerwerbung mit genügend Erfahrung sein. Salzburg wird diese Erfahrung auch brauchen. Denn viele Spieler werden nach den Leistungen gegen Dortmund, Lazio und Marseille nicht in Österreich zu halten sein.
„In der Hölle überlebt“
„Hart bedrängt, ist es Marseille gelungen, sein Schicksal durchzusetzen. Wenn die Angst, alles zu verlieren, regiert, dann werden die Marseille-Fans lange außer sich vor Freude sein, nachdem sie in Salzburg eine Nacht in der Hölle überlebt haben.“
L’Equipe, Frankreich
„Ein Moment, auf den Marseille seit vierzehn Jahren wartet. Ein erstickendes Szenario, das beinahe zum Albtraum wurde. Aber am Ende der panischen Angst, der abgenagten Fingernägel, der verdeckten Blicke, um die österreichischen Chancen nicht zu sehen, eine immense, unbeschreibliche Freude.“
Le Monde, Frankreich
„Nach dem Sieg beim Hinspiel (2:0) hat sich OM dank eines heroischen Torschusses seines Verteidigers Rolando in der Verlängerung in das Finale der Europa League geschossen.“
Le Parisien, Frankreich
„Der Wahnsinn hat Marseille ergriffen. Die Glückseligkeit kam in der 116. Minute.“
Ouest France, Frankreich