"Wir dürfen nicht ins Verderben laufen"

Sturm und Drang oder abwarten? Der FC Bayern hat zwar Heimvorteil und nach dem 0:0 im Hinspiel an der Anfield Road eine scheinbar akzeptable Ausgangslage, aber das Resultat vor dem heutigen Achtelfinal-Retourmatch der Champions League (21 Uhr, Sky) gegen den FC Liverpool ist auch trügerisch. Kassieren die Münchner ein Tor, müssen sie mindestens zwei schießen und gewinnen.

"Wir dürfen nicht rausgehen ,Hola, die Waldfee‘ – und ins Verderben laufen", warnt Bayern-Trainer Niko Kovac vor der Offensive des Vorjahrsfinalisten. Roberto Firmino, Sadio Mané und Mo Salah ringen dem ehemaligen kroatischen Teamchef Respekt ab: "Wenn wir einen der drei da vorne aus den Augen verlieren, ist es vorbei", betonte Kovac.

David Alaba ist wieder fit

Aber auch der deutsche Meister und Jetzt-wieder-Tabellenführer bringt viel Angriffsqualität mit. Nicht zuletzt deshalb, weil sich Kingsley Coman nach seinem Muskelfaserriss fit gemeldet hat.

ÖFB-Teamspieler David Alaba dürfte in der Startformation auftauchen, von seiner Sehnenreizung war im gestrigen Training nichts mehr zu merken. "Stand jetzt gehe ich davon aus, dass David körperlich und mental in der Lage sein wird, zu spielen", sagte Kovac: "Er hat so trainiert, wie wir uns das vorgestellt haben."

Definitiv nicht an Bord sind Thomas Müller und Joshua Kimmich (beide gesperrt) sowie Arjen Robben und Corentin Tolisso (beide verletzt). Das Quartett wird auf der Tribüne Platz nehmen – voraussichtlich mit Respektabstand zu DFB-Bundestrainer Jogi Löw, dem in München ein rauer Wind entgegenwehen wird. Nach der Streichung von Müller, Mats Hummels und Jérôme Boateng aus der Nationalmannschaft ist der Coach "persona non grata" beim deutschen Top-Klub, Bayern-Präsident Uli Hoeneß hat angekündigt, sich nach dem Liverpool-Match zur "Causa DFB-Team" äußern zu wollen. Eine messerscharfe Abrechnung ist zu erwarten.

Liverpool-Coach Jürgen Klopp tangiert das nur peripher, der 51-Jährige, der selbst einmal ein Trainerkandidat bei den Bayern war, verlangt eine Top-Vorstellung seiner "Reds": "Ein normales Spiel wird nicht reichen. Ich weiß, dass wir auf unserem besten Niveau Außergewöhnliches leisten können." Zuletzt war das nicht immer der Fall: Liverpool – mittlerweile in zehn Pflichtspielen in Folge ungeschlagen – hat die Tabellenführung in der Premier League an Manchester City verloren.

Viele Unentschieden drücken auf das Gemüt, von den jüngsten fünf Partien endeten drei 0:0. Eine "Nullnummer" nach 90 Minuten würde heute eine Verlängerung, vielleicht sogar ein Elfmeterschießen nach sich ziehen. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg, den die Bayern mit breiter Brust in Angriff nehmen. Von ihren jüngsten sieben Pflichtspielen haben sie sechs gewonnen. Vor allem die Liga-Matches in Mönchengladbach (5:1) und gegen Wolfsburg (6:0) haben das lang vermisste "Mia san mia"-Gefühl wieder zum Vorschein gebracht.

Der Aufstieg im Europacup würde sich nicht nur sportlich, sondern auch finanziell rechnen: Es geht um 10,5 Millionen.