Um die "goldene Ananas"
LONDON. Der Fußball-Klassiker England gegen Deutschland verkommt zum Freundschaftsmatch, trotzdem steht in London viel auf dem Spiel.
Englands Abstieg aus der Liga A der Fußball-Nations-League ist besiegelt, Deutschland kann das Final-4-Turnier nach der 0:1-Heimpleite gegen Ungarn nicht mehr erreichen. Auf dem Papier geht es also im heutigen Klassiker (20.45 Uhr, RTL und PULS 24) im mondänen Londoner Wembley-Stadion um die "goldene Ananas", zu verschenken haben beide Teams trotzdem nichts.
Erstens ist es eine höchst prestigeträchtige Angelegenheit, zweitens steht die WM in Katar vor der Tür – und damit verbunden die Sehnsucht nach Erfolgserlebnissen oder Wiedergutmachung.
"Wir müssen ganz anders auftreten, das Ungarn-Match war eine Riesen-Enttäuschung für uns. Der Nachdruck hat gefehlt", sagte etwa Bayern-Star Joshua Kimmich nach der von Pfiffen bedachten Vorstellung in Leipzig. Auch DFB-Bundestrainer Hansi Flick, der in seinem 14. Ländermatch die erste Niederlage hinnehmen musste, war angefressen. "Im Endeffekt war es zu wenig, das wissen wir alle", betonte der 57-Jährige, der sich übrigens kein Langzeit-Engagement wie Vorgänger Joachim Löw, der von 2006 bis 2021 Teamchef war, vorstellen kann.
"Ich habe keine Ahnung, ob ich das jetzt noch zwei, drei oder fünf Jahre mache. Aber zehn werden es sicher nicht mehr", sagte Flick. "Ich kann mir gut vorstellen, dass ich irgendwann mal als Mentor Trainer begleite – auch wenn das noch weit weg ist. Aber das macht mir einfach Spaß."
Während Flick aktuell unverändert hoch im Kurs steht, befindet sich die "Aktie" Gareth Southgate im Sinkflug. Die englische Fußball-Seele kocht. Geht es nach Umfragen, dann hat der 52-Jährige, der die "Three Lions" ins WM-Semifinale 2018 und ins EURO-Endspiel 2021 geführt hatte, seinen Kredit verspielt. Kein Wunder nach den jüngsten Ergebnissen.
England wartet seit März auf einen vollen Erfolg, von den vergangenen fünf Ländermatches wurde kein einziges gewonnen. Mehr als ein Elfmetertor von Harry Kane sprang nicht heraus, auch beim 0:1 am Freitag im Giuseppe-Meazza-Stadion war das Gehäuse der Italiener wie vernagelt.
Southgate gibt sich trotzdem kämpferisch. "Ich bin der Richtige", sagt er. In Fankreisen wird allerdings der vom FC Chelsea entlassene Deutsche Thomas Tuchel als Coach favorisiert. (alex)