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Nicht immer ist der Sport ein Brückenbauer

Von OÖN, 17. Oktober 2019, 00:04 Uhr
Nicht immer ist der Sport ein Brückenbauer
Die türkischen Teamspieler feierten das 1:1 in Frankreich mit einem Militärgruß. Die UEFA berät über Sanktionen. Bild: REUTERS

SAINT-DENIS. Der Militärgruß der türkischen Fußballer macht deutlich, wie sehr die Politik im Sport mitspielt.

Sport verbindet. Um diesem Ideal gerecht zu werden, trachten Sportverbände danach, politische Statements von ihren Bewerben fernzuhalten. Doch es gelingt nicht immer. Jüngstes Beispiel ist der Militärgruß der türkischen Fußball-Nationalspieler bei den EM-Qualifikationsmatches gegen Albanien und Frankreich, mit dem sie ihre Unterstützung für die türkische Offensive gegen Kurdenmilizen in Nordsyrien demonstrierten. Der europäische Fußballverband untersucht die Vorfälle, harte Konsequenzen sind zu erwarten.

 
 

Immer wieder nutzen Veranstalter, Teams und Einzelsportler die große Wirkung ihrer Bühne. Je größer diese ist, desto größer ist auch die Verlockung, die eigene Botschaft anzubringen. Hier einige historische Beispiele, bei denen die Politik auf dem Sportplatz aktiv wurde.

Sport als Propagandainstrument: Es begann 1936, als Deutschland die Olympischen Sommerspiele in Berlin zum Propaganda-Fest für die Nazi-Diktatur stilisierte. Bis heute werden die großen Bühnen benutzt, um das Image des Ausrichterlands aufzupolieren. Russland trug etwa 2014 Olympische Winterspiele aus und 2018 die Fußball-WM, Katar bewarb sich erfolgreich um die Handball-WM 2015, die Leichtathletik-WM 2019 und die Fußball-WM 2022.

Sport als Druckmittel: Politik bestimmt aber auch, wer zum Wettkampf antreten darf: Die Niederlande, Spanien und die Schweiz entsendeten aus Protest gegen die Niederschlagung des Ungarn-Aufstandes durch sowjetische Truppen keine Teams zu den Olympischen Sommerspielen 1956 nach Melbourne. Den Höhepunkt erlebte der sportliche Ost-West-Konflikt nach dem Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan 1979: 42 Länder boykottierten die Sommerspiele in Moskau 1980, als Retourkutsche blieben die Ostblock-Staaten den Spielen 1984 in Los Angeles fern.

Sonderfall Israel: Im Fußball ist der "Sonderfall Israel" gelebte Realität. Geografisch müsste die Mannschaft des aktuellen Teamchefs Andreas Herzog in den asiatischen Wettbewerben mitspielen – aus diesen wurde Israel auf Druck der arabischen Nachbarn aber 1972 ausgeschlossen. Bis 1991 wich Israel in die Ozeanien-Gruppe aus, seitdem treten Nationalteam und Klubs in den europäischen Bewerben an. Noch heute untersagt der Iran allen seinen Sportlern, gegen Israelis anzutreten. Jüngstes Beispiel ist Judoka Saeid Mollaei. Der Titelverteidiger musste bei der WM in Tokio auf Druck der Politik absichtlich verlieren.

Konflikte: 1992 wurde Jugoslawien aufgrund des Balkankonflikts von der Fußball-EM ausgeschlossen, Nachrücker Dänemark holte in Schweden sensationell den Titel. Zurzeit werden Spiele zwischen russischen und ukrainischen Teams bei Auslosungen von vornherein vermieden.

Sport als Krieg mit anderen Mitteln: Ausschreitungen beim Qualifikationsspiel zur Fußball-WM 1970 zwischen El Salvador und Honduras führten zum sogenannten "Fußball-Krieg". Um mehr als um Sieg und Niederlage ging es auch beim legendären "Miracle on Ice": Während einer heißen Phase im "Kalten Krieg" bezwangen die USA im Olympia-Eishockeyturnier 1980 in Lake Placid die hochfavorisierte Sowjetunion. Dass es trotz brisanter Ausgangslage anders geht, zeigten die USA und der Iran bei der Fußball-WM 1998: Vor dem Anpfiff überreichten die Iraner den Gegnern Blumensträuße, das gemeinsame Mannschaftsbild machte weltweit Schlagzeilen.

Sportler auf dem Spielfeld der Politik

1968, Olympische Spiele

Als die US-Hymne bei der Siegerehrung des 200-Meter-Lauf gespielt wird, senken Tommie Smith und John Carlos ihre Köpfe und recken eine Faust mit schwarzem Handschuh in den Himmel – das Symbol der „Black Power“-Bewegung, die sich gegen die Diskriminierung der afroamerikanischen Bevölkerung richtet.

2008, Olympische Spiele

Aus Protest gegen die Tibet-Politik Chinas will Frankreichs Olympia-Team bei der Eröffnungsfeier mit einem kleinen Anstecker einmarschieren. Dieser hätte den Schriftzug „Pour un monde meilleur“ („Für eine bessere Welt“) gezeigt. Die Aktion wird den Sportlern schließlich vom Olympischen Comité untersagt.

2016, NFL

Colin Kaepernick, Quarterback von San Francisco, kniet beim Abspielen der US-Hymne vor dem Spiel. „Ich werde nicht aufstehen und Stolz für eine Fahne demonstrieren, die für ein Land steht, das Schwarze und andere Farbige unterdrückt.“ Nach der Saison wird er entlassen und findet kein neues Team mehr.

2018, Fußball-WM-Quali

Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri, Schweizer mit kosovarischen Wurzeln, provozieren Gegner Serbien beim 2:1, indem sie beim Torjubel mit ihren Händen einen doppelköpfigen Adler formen – das Symbol auf Albaniens Flagge. Serbien erkennt den albanisch geprägten Kosovo nicht als eigenständiges Land an.

2019, Fußball-WM

US-Kapitänin Megan Rapinoe singt auf dem Weg zum WM-Titel in Frankreich vor den Spielen die Hymne nicht mit und legt die rechte Hand nicht auf das Herz. Bei der Titel-Parade in New York sowie bei der Wahl zur Weltfußballerin des Jahres nutzt sie die Bühne, um soziale Missstände und Präsident Trump zu kritisieren.

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Politik soll dem Fußball helfen

„Die UEFA setzt sich dafür ein, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um diese Krankheit im Fußball zu bekämpfen“, sagte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin als Reaktion auf die Hitler-Grüße und rassistischen Beleidigungen der bulgarischen Zuschauer beim EM-Qualifikationsspiel in Sofia gegen England.

Der Slowene bat auch die Politik um Hilfe, „um Krieg gegen die Rassisten zu führen“: „Es gab Zeiten, vor nicht allzu langer Zeit, in denen die Fußballfamilie dachte, dass die Plage des Rassismus eine ferne Erinnerung sei. Die vergangenen Jahre haben uns gelehrt, dass ein solches Denken bestenfalls selbstgefällig war.“

Wiederholungstäter Bulgarien drohen drakonische Strafen. Verbandschef Borislaw Michailow trat auf Druck von außen zurück. „Es ist unzulässig, dass Bulgarien, das einer der tolerantesten Staaten der Welt ist, wo Menschen unterschiedlicher Ethnien und Religionen in Frieden leben, mit Rassismus und Fremdenhass verbunden wird“, schrieb Regierungschef Bojko Borissow auf Facebook. Er hatte Michailows Rücktritt gefordert.

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Bild: (REUTERS)

UEFA berät heute über die Strafe für die Türkei

Wird der türkische Fußballverband schon heute für das Salutieren der Teamspieler gegen Albanien und Frankreich bestraft? Die zuständige Kontroll-, Ethik- und Disziplinarkammer tagt, die möglichen Sanktionen reichen von Geldstrafen über Platzsperren bis hin zu Punkteabzügen. Kritikern geht das nicht weit genug.

Der italienische Sportminister Vincenzo Spadafora will die Türkei und deren Präsidenten Recep Tayyip Erdogan für die international heftig kritisierte Militäroffensive in Nordsyrien auch sportpolitisch bestrafen und Istanbul das nächste Champions-League-Finale im Mai 2020 entziehen. Das schrieb er in einem Brief an UEFA-Präsident Aleksander Ceferin und meinte, dass man dadurch zeigen könne, dass der Sport ein Instrument des Friedens sei.

Mittlerweile meldete sich auch der türkische Sportminister Mehmet Kasapoglu zu Wort. „Diejenigen, die den Misserfolg auf dem Platz auf andere Weise überschatten wollen, sollten davon absehen. Die Ergebnisse liegen auf der Hand. Wir führen.“ Die Türkei führt die Tabelle in der EM-Qualifikationsgruppe H vor den punktgleichen Franzosen an. Zudem rief der Minister die UEFA im Zusammenhang mit möglichen Strafen zur „Besonnenheit“ auf.

In der Causa waren am Wochenende auch die deutschen Nationalspieler Ilkay Gündogan und Emre Can in den Fokus gerückt, weil sie positiv auf Instagram-Einträge reagiert hatten, in denen türkische Spieler den Militärgruß zeigten. Beide zogen ihre „Likes“ zurück.

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13  Kommentare
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peas (4.501 Kommentare)
am 17.10.2019 12:10

Hier echauffieren sich wieder die Links-Kasperln in ihrer Blase in der sie leben. Vielleicht einmal selbst in die Region fahren und nicht nur tippen und diskutieren.

Zur Klarstellung: Es ist hinsichtlich der gezeigten Emotionen einmal vollkommen egal ob die Türkei einen Angriffs- oder Verteidigungskrieg führt. Das sie nicht Teil der EU sein sollte, ist zwar richtig, soll hier aber keine Rolle spielen. Um was es ging war ein demonstrativer Zusammenhalt, nachdem 99% der Türken vor dem Fernseher hängen,wenn so ein Spiel läuft, war es für die Spieler klar sich als Einheit zu präsentieren. Denn üblicherweise ist es genau das, was bei einem Krieg erforderlich ist. Das das den Kasperl vollkommen unbekannt ist ist evident, dann lieber großspurig weiter träumen und sich künstlich aufregen über die Fehl-Lenkung im Sport. Was für Heuchler! So ein Gejammere gibt es nur im dekadenten Mitteleuropa. Der Rest der Welt funktioniert eben ganz anders, als euer Wunschdenken.

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bogartus (47 Kommentare)
am 17.10.2019 19:43

😳🤔👎

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a1000 (377 Kommentare)
am 17.10.2019 10:48

Die Türkei missbraucht den Sport als politische Bühne. Das ist schon mal eine absolut nicht zu tolerierende Vorgehensweise. Jetzt geht es noch weiter: einige, die dem Beispiel ihrer salutierenden Mitspieler - zurecht - nicht folgen wollten, werden in sozialen Medien öffentlich massiv angefeindet und, um das Ganze auf die Spitze zu treiben, will der Verband diese "Verräter" offensichtlich nicht mehr zu Spielen der Nationalmannschaft einberufen. Das Ganze hat schon System und wenn die UEFA jetzt nicht resolut dazwischengeht und drakonische Strafen (Ausschluss von der EM, hohe Geldstrafen, Entzug des CL-Finales,...) verhängt, entgleitet ihr die Situation vollkommen. Es ist wahrscheinlich ihre letzte Chance, den Sport, im speziellen den Fußball weitgehend politikfrei und damit einigermaßen sauber zu halten! Gut zureden und verwarnen hilft da garantiert nicht - diese Fanatiker verstehen nur eine Sprache - und die heißt Bestrafung!!!

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betterthantherest (33.933 Kommentare)
am 17.10.2019 11:06

Das macht nicht nur die Türkei so.

Das ist in Mitteleuropa nicht anders.

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pepone (60.622 Kommentare)
am 17.10.2019 09:59

im Artikel :

Champions-League-Finale im Mai 2020 entziehen.

genauso soll es sein...HART ABER FAIR .

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betterthantherest (33.933 Kommentare)
am 17.10.2019 09:29

Die in den letzten 10 Jahren massiv verstärkte Instrumentalisierung und Verpolitisierung des Sports hat nicht immer positive Folgen.

Jede Medaille hat 2 Seiten.

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( Kommentare)
am 17.10.2019 08:18

Türken haben keinen Platz in der EU

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max1 (11.582 Kommentare)
am 17.10.2019 09:02

Warum nicht?

Militärische Embleme tragen auch einige unserer Sportler das scheint niemanden zu stören.
Der Staat, Steuerzahler, zahlt dafür und sollte auch etwas für diese Investitionen bekommen. Bekommt der Staat aus den Einnahmen der Sportler etwas?

Wo liegt daher das Problem bei den türkischen Fußballern, weil sie aus der Türkei kommen? So niederträchtig kann normalerweise keiner sein, daß Sippenhaft noch immer Saloonfähig ist, schlimmer als Rechtsradikalismus.

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Scar (148 Kommentare)
am 17.10.2019 10:30

Eine Land mit einem Staatsoberhaupt und einer Regierung, die einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg führen, hat keinen Platz in der EU.

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ElimGarak (10.744 Kommentare)
am 17.10.2019 09:22

Falsch. Nationalismus hat keinen Platz in der EU. Das ist bei weitem nicht auf die Türkei alleine begrenzt.

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max1 (11.582 Kommentare)
am 17.10.2019 10:43

Das wäre ein anderes Thema. Ein Staat und eine militärische Staatengemeinschsft die militärische Überfälle veranstaltet, alle völkerrechtswidrig, auch Österreich ist dabei (PfP) haben keinerlei Recht andere Staaten zu maßregeln, Sie schon gar nicht als Teil dieser kriminellen Gesellschaft.

Vor der eigenen Türe kehren wäre nötig für die NATO/EU/USA. Die Türkei ist mithin ein Mitglied der NATO und hat in diesem undemokratischen Apparat gelernt wie Demokratie exportiert wird. Passierte ja an den Grenzen der Türkei unter anderem.

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max1 (11.582 Kommentare)
am 17.10.2019 10:44

Sie schon gar nicht gilt für SCAR111

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EinsameSocke (2.186 Kommentare)
am 17.10.2019 10:42

Wenn die EU eine reine Wirtschaftsunion wäre und kein Staubsaugerwattbegrenzungsverein mit Wirwissenallesbesser Politikern dann wäre die Türkei eine Bereicherung der EU !
Auch Russland würde sehr gut in eine Wirtschaftsunion rein passen!

Eine EU ohne Religion, ohne politische Interessen/Beteiligung wäre weit besser für Europa und deren Wirtschaft !

Zum Thema;
Sport und Religion hat nichts in der Politik verloren.
Genauso Kunst und die selbsternannten politisch korrekten Künstler.

Nichts peinlicheres als ein politisch aktiver Künstler oder ein singender Politiker !

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