Glasner-Club Frankfurt nach Elferkrimi Europa-League-Sieger
SEVILLA. Oliver Glasner ist seit gestern der erste Oberösterreicher, der einen Europacupsieg erringen konnte. Eintracht Frankfurt bezwang die Glasgow Rangers in einem dramatischen Spiel im Elfmeterschießen.
Was für eine Dramatik! Als Rafael Borre um 23.55 Uhr den entscheidenden Elfmeter zum 5:4-Sieg für Eintracht Frankfurt im Europa-League-Finale gegen die Glasgow Rangers ins linke Kreuzeck gehämmert hatte, war auch ein Stück österreichischer Fußball-Geschichte perfekt. Oliver Glasner ist seit gestern der erste Oberösterreicher, der einen Europacupsieg erringen konnte – und der einzige österreichische Trainer nach Ernst Happel, der zuletzt 1983 den Europapokal der Meister gewann. Während in Sevilla alle Dämme brachen, blieb der Riedauer in der Sekunde des Triumphes fast stoisch ruhig – und schüttelte sofort die Hand seines Gegenübers, Rangers Trainer Giovanni van Bronckhorst. Danach meinte er nur: „Es ist unglaublich. Mir fehlen die Worte – und das kommt sonst nicht sehr oft vor.“
Lockerheit bis zur letzten Sekunde vor dem Anpfiff – das hatte Oliver Glasner auch gestern am Spieltag durchgezogen. So manche positive Nachricht, die am Nachmittag nach Sevilla geschickt worden war, wurde noch umgehend beantwortet.
Es war richtig heiß im mit 44.000 Zuschauern restlos ausverkauften Estadio Ramon Sanchez Pizjuan – und das nicht nur wegen der 32 Grad Celsius auf dem Spielfeld. Am Nachmittag herrschte noch einmal Gänsehautstimmung, als bei der Besprechung ein knapp zweiminütiges Video von Frankfurts Weg ins Finale gezeigt wurde, das mit dem Triumph über den großen FC Barcelona seinen Höhepunkt gefunden hatte.
Und Glasners Plan schien auch von der ersten Minute an aufzugehen. Von Nervosität war bei Eintracht Frankfurt keine Spur zu sehen. Die Hessen übernahmen von der ersten Minute weg das Spielgeschehen. Gestoppt nur von einer fünfminütigen Unterbrechung, als Sebastian Rode von Glasgows John Lundstram mit dem Stollen auf der Stirn getroffen wurde, und seine blutende Wunde lange behandelt werden musste.
Bitterer Wiederbeginn
Nach der Pause wurde es zuerst richtig bitter. Da stolperte mit dem Brasilianer Tuta ausgerechnet der Ersatz von Martin Hinteregger vor dem 0:1 über die eigenen Beine. Glasgow-Rangers-Stürmer Joe Aribo, der bis dahin kein einziges Tor in dieser Europa-League-Saison erzielt hatte, nützte den Fehler –und brachte die Rangers in Führung. Tuta musste danach noch dazu verletzt ausgetauscht werden (57.).
Doch Eintracht Frankfurt fand nach einigen Schock-Minuten rasch die richtige Antwort. Nach einer Kostic-Flanke von links spitzelte Rafael Borre den Ball aus wenigen Metern zum 1:1 ins Tor (69.). Damit rettete er die Eintracht hochverdient in die Verlängerung.
Die Hitze machten den Mannschaften zunehmend zu schaffen. Eine zwingende Chance ergab sich im intensiven Vergleich mit kleinen Vorteilen für Frankfurt auf beiden Seiten keine mehr. Es ging in die Verlängerung. Dort öffnete Bassey mit einem Ausrutscher Borre den Weg zum Tor, der Rangers-Verteidiger rettete aber selbst. Hüben wie drüben machten sich deutlich Verschleißerscheinungen bemerkbar. Die Blauen hatten noch eine Riesenchance, Frankfurts Kevin Trapp rettete in der 118. Minute sensationell mit einer Fußabwehr gegen Ryan Kent.
Die Entscheidung musste somit vom Punkt fallen. Die ersten drei Schützen beider Teams traten souverän auf. Lenz, Hrustic und Kamada trafen für Frankfurt, für die Rangers waren Tavernier, Davis und Arfield erfolgreich. Danach trat der extra für das Elferschießen in der 117. Minute eingewechselte Ramsey an und scheiterte an Trapp.
Damit war Frankfurt im Vorteil: Kostic und Borre behielten die Nerven, verwandelten ihre Elfmeter souverän und machten Frankfurt damit zum Sieger der Europa League. Und so konnten die Frankfurter mit den Oberösterreichern Oliver Glasner, Michael Angerschmid und Ronny Brunmayr Europacup-Geschichte schreiben – und nach dem Triumph sprachlos sein.
Reaktionen: "Wir sind alle die Helden"
Oliver Glasner (Trainer): "Jeder hat alles herausgepresst. Wir sind zurückgekommen. Das entschädigt für alles. Jetzt gibt es ein paar Tage Feiern. "Es war eine brutale Anspannung, ein Schlagabtausch von beiden Mannschaften. Wir waren beide gefühlt stehend k.o. Die Jungs haben im Elferschießen die Nerven bewahrt, ich wusste, dass er einen hält. Wir sind wieder zurückgekommen nach dem Rückstand. Ich bin so stolz auf die Mannschaft, unglaublich. Ich werde heute einmal auch die Sau rauslassen, morgen auch und vielleicht übermorgen. Wenn es nicht mehr geht, werde ich in den wohlverdienten Urlaub gehen. Es war eine Wahnsinnssaison mit einem schwierigen Start. Dass wir hier dann als Europa-League-Sieger stehen, ich kann es gar nicht glauben."
Martin Hinteregger (Abwehrspieler/im Finale nicht dabei): "Was war das für ein Spiel heute. Noch im Elfmeterschießen zu gewinnen, das passt zu diesem Spiel. Es ist unglaublich, was hier heute geliefert wurde. Die Reise geht weiter in der Champions League."
Kevin Trapp (Tormann): "Wir sind alle die Helden, schau dir das an. Es gibt nicht einen Helden, wir alle sind es."
Sebastian Rode (Kapitän): "Unglaublich diese Mannschaft. Wir haben es einfach verdient. Wir sind unglaublich glücklich, jetzt mit den Fans feiern zu dürfen. Es stand so viel auf dem Spiel. Ich war direkt wieder bei Bewusstsein, insofern war es okay."
Ansgar Knauff (Mittelfeld): "Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich habe im Elfmeterschießen fast einen Herzinfarkt bekommen. Wir wussten vorher, dass er einen hält. Es ist einfach nur schön, wir haben es geschafft."
Eintracht Frankfurt - Glasgow Rangers Endstand 1:1 (0:0,1:1) n.V., 5:4 i.E.
Sevilla, Estadio Ramon Sanchez-Pizjuan, 43.000, SR Vincic/SLO
Tore: 0:1 (57.) Aribo, 1:1 (69.) Borre
Elfmeterschießen:
- 0:1 - Tavernier trifft
- 1:1 - Lenz trifft
- 1:2 - Davis trifft
- 2:2 - Hrustic trifft
- 2:3 - Arfield trifft
- 3:3 - Kamada trifft
- 3:3 - Ramsey scheitert an Trapp
- 4:3 - Kostic trifft
- 4:4 - Roofe trifft
- 5:4 - Borre trifft
Eintracht: Trapp - Toure, Tuta (59. Hasebe), N'Dicka (100. Lenz) - Knauff, Rode (90. Jakic), Sow (106. Hrustic), Kostic - Lindström (70. Hauge), Kamada - Borre
Rangers: McGregor - Tavernier, Goldson, Bassey, Barisic (117. Roofe) - Lundstram, Jack (74. Davis) - Wright (74. Sakala/117. Ramsey), Kamara (91. Arfield), Kent - Aribo (101. Sands)
Gelbe Karten: Keine bzw. Aribo, Wright
Wie in vielen Fällen wurde ein Bericht der APA übernommen, der von Fehlern durchsetzt ist:
Béla Guttmann war Ungarischer Nationalspieler (3/1), Olympiateilnehmer 1924,
Ungarischer Meister: 1919/20, 1920/21, demnach Ungarischer Staatsbürger, und nie Österreicher, wenngleich er u.a. in Wien (ab März 1964) gewohnt hat. Er war, genau genommen, kein Vorbild.
Die OÖN hat in ihrer Grafik der Europacupsieger ein paar Österreicher vergessen.
Martin Hinteregger, Angerschmid, Brunnmayr und Ilsanker waren neben Glasner Teil dieser Mannschaft und des Erfolgs und gehören genauso aufgelistet wenn mann schon so eine Grafik erstellt!
Herzliche Glückwünsche den
ex SVR-Spielern die als Trainer Crew mit ihrer Mannschaft das große Ziel erreicht haben
Zeigt den Frankfurtern wie die Innviertler feiern
Gratulation auch meinerseits. Vielleicht wird Glasner irgendwann einmal zur SVR zurückkehren. Man darf ja träumen.
Super Spiel, super Team, super Fans, super Spannung. super Trainer, super Sieg. Voll verdient. Gratulation!
Schluchz! Er wäre auch der erste Steirer, wenn er einer wäre. Aber *Ober*-österreicher, das müssen die Nachrichten schon hervorheben.
Daumen hoch und Gratulation an den Oliver und seiner Mannschaft.
Daumen runter an die OÖN, die es wieder einmal geschafft haben als mit Abstand letztes Medium über den Erfolg von Eintracht Frankfurt zu berichten.
Wer schaut denn schon fünf Sekunden nach der Entscheidung gleich ins Internet?
Mit ist ein halbwegs fundierter Bericht eine halbe Stunde später deutlich lieber als irgendein hektisch in die Tasten geklopftes Geschwafel direkt zum Schlusspfiff.
Das Ergebnis selbst steht eh sofort auf hunderten Websites.
Bei aller persönlichen Wertschätzung für Herrn Glaser, aber ein Trainer gewinnt kein Spiel. Es ist vorwiegend die Mannschaft, die für ihre hervorragende Leistung zu Würdigen ist .
Aber das ist ein anderes Thema. " Einfach immer wieder Österreich."
Na Sie sind ja ein echter Profi
Sie haben ja soooo Recht. Warum spart man nicht gleich das Geld für einen Trainer, der gar nicht wichtig ist......
🤦♀️🤦♀️🤦♀️
Das sehe ich völlig anders. Die erfolge von glasner sind arbeit, akribische arbeit, sehr wohl auf seinem mist gewachsen. Herzliche gratulation an glasner sein team und die mannschaft. Das war so spannend gestern dass ich heute noch, obwohl ich weder fan noch angehöriger irgendeiner beteiligten person bin, mit meinen gedanken beim spiel bin.
jep, und warum werden die Trainer öfter ausgewechselt als die Spieler?
Oliver, wir freuen uns mit dir.
Gratulation an die Mannschaft und die vielen Helfer im Hintergrund. Wer den Herrn Glasner einmal kennenlernen durfte, hatte übrigens keinen Zweifel an der Realisierbarkeit dieser Leistung. Man freut sich nun mit ihm über diesen verdienten, tollen Erfolg. Alles Gute Herr Glasner und wir wünschen ihnen weiter solche Erfolge.