Fußball: Norwegens Verbandsführung gegen Boykott der Katar-WM
OSLO. Nach einem Sonderausschuss hat sich auch die Spitze des norwegischen Fußballverbandes (NFF) gegen einen Boykott der WM in Katar 2022 ausgesprochen.
Dies sei kein geeignetes Mittel, um Veränderungen in Katar herbeizuführen, sagte Verbandschef Terje Svendsen am Freitag auf einer Pressekonferenz. Der Verband will sich am 20. Juni auf einer eigens einberufenen digitalen Versammlung mit der Frage eines möglichen Boykotts befassen.
Nach NFF-Angaben würde ein solcher Schritt Einkommensverluste von rund 205 Millionen Kronen (knapp 20 Mio. Euro) für den norwegischen Fußball bedeuten. Am Dienstag hatte auch ein extra eingesetzter Katar-Ausschuss seine Einschätzung präsentiert, dass Norwegens Team um Stürmerstar Erling Haaland die WM im Falle eine Qualifikation nicht boykottieren sollte. Eine Ausschussmehrheit ist der Ansicht, dass ein Dialog mit Forderungen und Druck am effektivsten sei, um die Menschenrechtslage sowie die Rechte von Arbeitern in dem reichen Emirat zu verbessern.
Die WM, die vom 21. November bis 18. Dezember 2022 steigen soll, war 2010 an Katar vergeben worden. Das Emirat steht international immer wieder wegen der Ausbeutung von Gastarbeitern in der Kritik. Nach Recherchen des "Guardian" sind in den vergangenen zehn Jahren mehr als 6.500 Arbeiter aus fünf asiatischen Ländern in Katar gestorben. Die dortige Regierung erklärte, dass sie in den vergangenen Jahren mit Reformen die Lage der Arbeiter deutlich verbessert habe. Mehrere Nationalverbände hatten sich im März zum Start der WM-Qualifikation in Europa für Menschenrechte eingesetzt und mit Protestaktionen auf die Lage hingewiesen.