Elfmeterkrimi zur Geisterstunde: Der FC Sevilla behielt die Nerven

Als der argentinische Fußball-Weltmeister Gonzalo Montiel um 0.03 Uhr in der Puskas Arena zu Budapest den siebenten Penalty (im zweiten Anlauf) gegen die AS Roma versenkte, gab es kein Halten mehr bei den Fans des FC Sevilla.

Hunderte stürmten nach dem siebenten Triumph des Rekord-Champions in der Europa League bzw. im Vorgängerbewerb UEFA-Cup den Rasen. Es bleibt dabei: Die Weiß-Roten verlieren kein internationales Finale.

„Das ist unser Turnier, wir lieben es“, sagte Ivan Rakitic nach dem mit 4:1 im Elfmeterschießen gewonnenen Showdown in Ungarn. Nach 120 Minuten war es 1:1 gestanden. Der Lohn für Sevilla sind 8,6 Millionen Euro und ein Ticket für die Champions League 2023/24. AS-Roma-Startrainer Jose Mourinho muss indes weiter auf seinen 27. Titel warten.

Im Shootout versagten seinen Schützlingen die Nerven – allen voran Gianluca Mancini, der rund um die Geisterstunde zum tragischen Helden avancierte. In der 35. Minute hatte er die 1:0-Führung der Italiener durch Paulo Dybala mit einem Pass in die Tiefe des Raums ideal vorbereitet, den Ausgleich besorgte er selbst. 

Der 27-jährige Verteidiger lenkte eine Hereingabe von Jesus Navas ins eigene Netz – 1:1 (55.). Im Elfmeterschießen sollte Mancini dann im marokkanischen Teamtorhüter Bono, der auch den Versuch von Roger Ibanez via Stange entschärfte, seinen Meister finden.

Es war ein nicht immer hochklassiges, aber intensives und emotionales Endspiel, in dem Referee Anthony Taylor (Eng) – wenn man die „Bankangestellten“ inkludiert – 14 Mal Gelb zückte. Die Nerven lagen blank, die Protagonisten waren mit ihren Kräften am Ende.

Um ein Haar hätte Chris Smalling der Roma ein Happy End beschert. Der Kopfball des Briten in der 11. Minute der Nachspielzeit der Verlängerung sprang aber von der Latte zurück (131.). 

Europa-League-Finale 2022/23: FC Sevilla - AS Roma 4:1 i. E. (0:1, 1:1, 1:1).
Tore: 0:1 (35.) Dybala, 1:1 (55.) Mancini (Eigentor)
Elfmeterschießen: 1:0 Ocampos, 1:1 Cristante, 2:1 Lamela, Mancini gehalten, 3:1 Rakitic, Ibanez gehalten/Stange, 4:1 Montiel
FC Sevilla: Bono; Navas (94. Montiel), Bade, Gudelj (120.+8 Marcao), Telles (95. Rekik); Fernando (120.+9 Jordan), Rakitic; Ocampos, O. Torres (46. Suso), Salvatierra (46. Lamela); En-Nesyri
AS Roma: Rui Patricio; Mancini, Smalling, Ibanez; Celik (91. Zalewski), Cristante, Matic (120. Bove), Spinazzola (106. Llorente); Pellegrini (106. El Shaarawy); Dybala (68. Wijnaldum), Abraham (75. Belotti)
Gelb: Mir (auf der Bank), Rakitic, Lamela, Jordan (auf der Bank), Montiel, Ocampos; Matic, Pellegrini, Mancini, Cristante, Celik, Zalewski, Mourinho (Trainer), Karsdorp (auf der Bank)
Budapest, Puskas Arena, 61.000; Taylor (Eng)

Erfolgreichste Vereine mit Zahl der Titel in der Europa League:

• FC Sevilla: 7 (2006, 2007, 2014, 2015, 2016, 2020, 2023)
• Atletico Madrid 3 (2010, 2012, 2018)
• Liverpool FC 3  (1973, 1976, 2001)
• Juventus Turin 3  (1977, 1990, 1993)
• Inter Mailand 3 (1991, 1994, 1998)
• Chelsea 2 (2013, 2019)
• Bor. Mönchengladbach  2  (1975, 1979)
• Tottenham Hotspur 2  (1972, 1984)
• Feyenoord Rotterdam  2  (1974, 2002)
• IFK Göteborg 2  (1982, 1987)
• Real Madrid 2  (1985, 1986)
• AC Parma 2  (1995, 1999)
• FC Porto 2  (2003, 2011)
• Eintracht Frankfurt 2  (1980, 2022)