Die USA verteidigten den WM-Titel - und teilten gegen die FIFA aus
LYON. Torschützin Megan Rapinoe über zahlreiche Finalansetzungen am gleichen Tag verärgert.
Die USA haben ihre Vormachtstellung im Frauen-Fußball untermauert. Das Team von Trainerin Jill Ellis gewann am Sonntag das WM-Finale in Lyon gegen die Niederlande verdient mit 2:0 (0:0) und verteidigte den Titel von 2015 erfolgreich.
Nach ihrem fünften Finale durften die US-Amerikanerinnen, die bei allen acht WM-Turnieren unter den Top Drei waren, zum vierten Mal den Pokal in die Höhe stemmen. Den zweiten US-WM-Titel in Folge leitete im ausverkauften Stade de Lyon Kapitänin Megan Rapinoe ein. Die rechtzeitig für das Endspiel fit gewordene 34-Jährige verwandelte einen erst nach Video-Entscheidung gegebenen Elfmeter (61.) souverän. Sie beendete das Turnier damit wie ihre Teamkollegin Alex Morgan und die Engländerin Ellen White mit sechs Toren an der Spitze der Torjägerwertung. Rose Lavelle (69.) traf zum 2:0 (69.). Danach war der Rekord-Weltmeister näher an weiteren Toren als der Europameister am Anschlusstreffer.
Die USA waren einfach um einen Tick besser und münzten ihre Überlegenheit auch zu Recht in die nötigen Tore um. Stefanie van der Gragt traf Morgan mit dem gestreckten Fuß im Strafraum am Körper. Die französische Schiedsrichterin Stephanie Frappart entschied zuerst auf Corner, nach Konsultation der TV-Bilder aber auf Strafstoß, bei dem Rapinoe keine Nerven zeigte.
Acht Minuten später schloss Lavelle ein Solo knapp innerhalb des Strafraums mit einem platzierten Linksschuss ins Eck ab. Ihr drittes Tor im Turnier war ein ganz besonderes. Tobin Heath (71.) und Crystal Dunn (76.) hätten noch nachlegen können, es fehlte aber die Kaltschnäuzigkeit. Einzige nennenswerte Offensivaktion der Niederlande war ein gefährlicher Spitse-Freistoß (80.). Den WM-Titel hatten die US-Amerikanerinnen, die mit ihrem Verband wegen mangelnder Gleichbehandlung mit dem Männerteam juristisch auf Kriegsfuß stehen, neben 2015 zuvor auch 1991 und 1999 geholt.
Bei der Zeremonie war neben FIFA-Präsident Gianni Infantino auch Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron anwesend. Bereits vor dem Anpfiff hatte er sich für eine Angleichung der Gehälter und Prämien von Männern und Frauen im Profi-Fußball ausgesprochen. "Ich denke, wir müssen in diese Richtung gehen", sagte Macron in einem Interview mit dem französischen Sender Franceinfo.
Drei Finali am gleichen Tag
Die US-Torschützin Megan Rapinoe hatte dem Fußball-Weltverband FIFA bereits vor dem Spiel "mangelnden Respekt" für Frauenfußball vorgeworfen. Sie sah es als Affront, dass das Finale am selben Tag wie die Finale in der Copa América (Brasilien gegen Peru) und im Gold-Cup (USA gegen Mexiko) angesetzt wurde. "Es ist eine sehr schlechte Idee, drei Finalspiele an einem Tag zu haben. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte, es ist unglaublich."
Nach dem Spiel regierte aber auch bei ihr die pure Freude. "Es ist unglaublich. Alle haben so viel für den Erfolg der Gruppe geleistet. Und wir haben alle unsere Familie und Freunde hier, es ist einfach surreal. Ich weiß nicht, wie ich mich fühlen soll."
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Mit ihrer Kritik an der Terminansetzung durch die FIFA hat Megan Rapinoe (wie sehr oft) absolut recht.
In Südamerika wird sich am Sonntag niemand für die Frauen-WM interessiert haben, und vermutlich müssen die US-Girls dankbar sein, dass Mexico die USA im Gold-Cup 1:0 besiegt hat, sonst hätte die Herrenmannschaft ach einen Teil der Schlagzeilen beansprucht. Schließlich ist der CONCACAF Gold Cup ja nicht irgendein Turnier, sondern ebenso eine Kontinentalmeisterschaft wie die Copa América.
Die Amerikanerinnen waren schon um mehr als nur "einen Tick" besser.
Ohne ihre hervorragende Torfrau hätten die Niederlande wahrscheinlich 5:0 verloren und hätten sich auch nicht wirklich beklagen dürfen.
Schade, dass das 1:0 nicht früher gefallen ist, denn danach wurde das Spiel deutlich besser, weil die Holländerinnen es sich nicht mehr leisten konnten, so defensiv zu spielen wie bis dahin.
Vor allem waren die USA übers ganze Turnier gesehen mit Abstand die beste Mannschaft. Sie haben auf dem Weg ins Finale das zweitbeste (England) und drittbeste (Frankreich) Team besiegt, im Finale den Europameister, außerdem mit Spanien noch ein weiteres sehr starkes Land.