"Unverschämt, respektlos und polemisch"
MÜNCHEN. Die Bayern-Bosse Hoeneß und Rummenigge rechnen vor dem Gastspiel in Wolfsburg mit den Kritikern ab.
Normalerweise treten die Bosse des FC Bayern, Präsident Uli Hoeneß und der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge, nur dann bei Pressekonferenzen in Erscheinung, wenn es darum geht, die Entlassung oder die Bestellung eines Trainers bekannt zu geben. Gestern war das anders.
Niko Kovac ist nach wie vor Coach des deutschen Fußball-Rekordmeisters und in der Diktion der Chefetage unabhängig vom Ausgang des heutigen Bundesliga-Spiels in Wolfsburg (15.30 Uhr) unumstritten. Doch damit nicht genug: Im Kreuzfeuer der Kritik stehen sogenannte Experten und auch Medienvertreter, die in den vergangenen Wochen kein gutes Haar am FC Bayern gelassen haben. Das schmeckt Rummenigge überhaupt nicht: "Geht’s eigentlich noch?", fragt der Ex-Internationale, der Würde und Anstand beim Umgang mit den Bayern-Spielern vermisst. Dabei bezog sich Rummenigge nicht nur auf seinen Verein, sondern auch auf die deutsche Nationalmannschaft. Vor allem Manuel Neuer, Mats Hummels, Jérôme Boateng und Thomas Müller hatten nach dem 0:3 in den Niederlanden ihr Fett abbekommen. "Das ist unverschämt, respektlos und polemisch. Wir wollen mitteilen: Wir lassen uns das nicht mehr gefallen. Mit dem heutigen Tag werden wir unsere Spieler, unseren Trainer und unseren Klub schützen", sagte Rummenigge. Neben ihm nickte Hoeneß: "Es ist einfach mal an der Zeit, dass sich der wichtigste Klub in Deutschland klar positioniert."
Auch Sportchef Hasan Salihamidzic meldete sich zu Wort: "Mir wurde vorgeworfen, dass ich mich nicht öffentlich zu Niko Kovac gestellt habe. Warum? Wir schätzen seine Arbeit, wir müssen uns doch nicht öffentlich ein Küsschen geben. Das, was hier abläuft, ist respektlos und unverschämt."
Ein Negativrekord droht
Die Bayern-Bosse wollen Druck von ihrer schwächelnden Mannschaft nehmen. Das funktioniert aber nur dann, wenn die "Roten" wieder gewinnen. Sollten sie jedoch in Wolfsburg torlos bleiben, wäre das der dritte Liga-Auftritt in Folge ohne Volltreffer. So etwas gab es in der Vereinsgeschichte noch nie. Bei einem Remis oder einer Niederlage würde zudem der Punkteschnitt unter Kovac auf unter 1,86 sinken und den Kroaten zum schlechtesten Bayern-Trainer dieses Jahrtausends stempeln.
An so ein Worst-case-Szenario will Arjen Robben keine Gedanken verschwenden, auch wenn vier sieglose Partien in Folge (1:1 gegen Augsburg, 0:2 bei Hertha BSC, 1:1 gegen Ajax, 0:3 gegen Mönchengladbach) nicht gerade stimmungsfördernd sind. "Wir haben Qualität und müssen versuchen, frei im Kopf zu sein und Spaß miteinander zu haben", sagt der 34-jährige Flügelflitzer, der sich einen Seitenhieb nicht verkneifen kann: "Ich finde die Konstellation super. Das wollen doch alle. Vor ein paar Jahren hieß es noch, alles sei so langweilig mit den Bayern."
Jetzt sind die Münchner nur Tabellensechste – vier Punkte hinter Spitzenreiter Dortmund. Für Robben ist das kein Grund zur Sorge, auch er stärkt Kovac den Rücken: "Er ist ehrgeizig und ein Gewinnertyp. Wir brauchen eine Siegesserie, dafür arbeiten wir hart." (alex)
8. Runde: Heute, 15.30 Uhr: Stuttgart – Dortmund, Augsburg – Leipzig, Wolfsburg – Bayern München, Leverkusen – Hannover, Nürnberg – Hoffenheim; 18.30 Uhr: Schalke – Bremen. Sonntag, 15.30 Uhr: Hertha BSC – Freiburg; 18 Uhr: Mönchengladbach – Mainz. Abendspiel: Frankfurt – Düsseldorf.
Die grundsätzliche Idee, mehr Respekt im Umgang einzufordern, ist ja nicht schlecht.
Allerdings sollten die Bayern-Bosse dann auch mit positivem Beispiel vorangehen (und nicht nur die Presse ansprechen, sondern auch die Fans - auch die eigenen).
Ansonsten kommt so eine Pressekonferenz eben so rüber, wie sie rüberkam: als Ausdruck von Größenwahn und Dünnhäutigkeit.
Ich finde gar nichts Negatives daran, wenn sich die Vereinsführung so klar schützend vor Trainer und Spieler stellt. Im Gegenteil find ich sogar gut.
Eine andere Sache sind die Aussagen zu Juan Bernat. Das war sicher nicht in Ordnung.
Unverschämt, respektlos und polemisch ! Da geb ich den beiden Bayern Bossen vollkommen recht.
Sofern sie damit ihre "Abrechnung" mit ihrem Ex-Spieler Bernat meinten.