Salzburgs „Bullen“ stürmten die Dortmunder Festung

Von Alex Zambarloukos   08.März 2018

Kompliment, FC Salzburg! Die „Roten Bullen“ haben sich von der Kulisse im Signal-Iduna-Park mit der berühmten „Gelben Wand“ völlig unbeeindruckt gezeigt und Borussia Dortmund im Achtelfinal-Hinspiel der Fußball-Europa-League 2:1 (0:0) in die Knie gezwungen. Damit stehen die Chancen ausgezeichnet, erstmals in der „Red-Bull-Ära“ das Viertelfinale zu erreichen. An nötigem Rückenwind im Retourmatch am Donnerstag (21.05 Uhr) sollte es nicht mangeln, die Arena in Wals-Siezenheim wird mit 29.520 Zuschauern restlos ausverkauft sein.

„Wir haben Respekt, aber keine Angst vor Dortmund. Wir werden uns nicht verstecken“, hatte Salzburg-Trainer Marco Rose, der auf die angeschlagenen Akteure Hwang und Samassékou zurückgreifen konnte, vor dem Anpfiff in Westfalen betont – und Wort gehalten. Österreichs Meister, der mittlerweile 31 Pflichtspiele ungeschlagen ist, verkaufte sich großartig. Defensiv stabil, schnell umschaltend, taktisch variantenreich und hervorragend eingestellt, die Räume eng machend, den BVB mit Gegenpressing zu ungenauen Abspielen zwingend – das war ganz stark und hätte schon vor der Pause mit einem Treffer belohnt werden müssen. Erst rettete Borussia-Torhüter Bürki gegen den allein vor ihm auftauchenden Hwang, den anschließenden Kopfball von Dabbur kratzte Schmelzer vor der Linie (40.).

In der Nachspielzeit der ersten Hälfte traf Hwang die Stange. Die Folge: ein gellendes Pfeifkonzert der Dortmunder Fans, die von ihrer Elf eine Reaktion erwarteten.

Doch die kam nicht. Im Gegenteil: In der 48. Minute gingen die Mozartstädter unter dem Jubel der 2000 rot-weiß-roten Schlachtenbummler hoch verdient in Führung. Und zwar durch einen souverän verwandelten Elfmeter von Valon Berisha, nachdem Toprak den pfeilschnellen Hwang zu Boden gerissen hatte.

Das war noch nicht alles. Nach Fehler von Schmelzer ging es ruckzuck: Lainer stieß auf dem rechten Flügel vor, bediente Berisha – und der vollendete mit seinem zweiten Tor staubtrocken zum 0:2 (56.). Ein Dämpfer für Dortmund-Trainer Peter Stöger, der seine erste Heimpleite kassierte. Und das, obwohl es noch einmal spannend wurde. André Schürrle stolperte den Ball zum 1:2 ins Netz (63.). Zu wenig. Salzburg siegte nicht nur, sondern sammelte wichtige Punkte für die UEFA-Fünfjahreswertung.

Meinungen

Peter Stöger (Dortmund-Trainer): "Die Enttäuschung ist nicht wahnsinnig groß, weil wir heute einfach nicht gut genug waren. Wir haben nicht alles abgerufen. Es war nicht genug von dem Spirit da, der den Europapokal ausmacht. Der Elfmeter war außerhalb, beim zweiten Tor war vorher ein klares Foulspiel. Salzburg hat uns immer wieder vor Probleme gestellt, dennoch war es nicht notwendig, hier zu verlieren. Mit so einer Leistung wird es (im Rückspiel) zu wenig sein. Wenn man Dortmund kennt, weiß man aber, dass wir auch auswärts überall gewinnen können."

Marcel Schmelzer (Dortmund-Torschütze): "Dass wir das zu Hause zulassen, ist ein No-Go. Vor dem 0:2 war es ein Foul an mir. Wir müssen im Rückspiel einiges gutmachen."

Marco Rose (Salzburg-Trainer): "Wir haben ein Gegentor bekommen, da hätten wir besser verteidigen können. Aber sonst haben wir viel richtig gemacht und ein gutes Ergebnis für das Rückspiel geholt. Wir haben taktisch anders angefangen, hatten da zu wenig Automatismen. Dann sind wir wieder zurück Raute, dann hatten die Jungs das im Griff. Wir sind unseren Prinzipien treu geblieben, haben nach vorne verteidigt. Es ist jetzt erst Halbzeit, es ist noch nichts passiert. Es ist ein gutes Ergebnis, aber auch ein gefährliches. Wenn wir anfangen zu verwalten, wird diese Mannschaft uns bestrafen."

Valon Berisha (Doppeltorschütze Salzburg): "Es war ein gutes Spiel von uns, aber man hat gesehen, dass sie eine sehr gute Mannschaft sind. Sie haben viel Klasse. Aber wir haben gut dagegen gehalten, hier ein sehr gutes Ergebnis geholt. Ich freue mich für die Mannschaft. Mit einem guten Heimspiel kommen wir vielleicht weiter. Das war nur der erste Schritt, ich will jetzt nicht feiern. Wir mussten gut verteidigen, um dieses Spiel zu gewinnen. Wir sind eine gute Mannschaft, arbeiten sehr hart im Kollektiv. Das zeichnet uns aus."

Andre Ramalho (Salzburg-Verteidiger): "Unglaublich, was wir heute geleistet haben. Wir sind 90 Minuten gelaufen, haben gekämpft und gespielt. Es war meiner Meinung nach ein verdienter Sieg. Aber wir müssen aufpassen, es gibt noch ein Rückspiel. Es warten noch 90 Minuten, wo wir noch so eine Leistung auf dem Platz bringen müssen. Aber wir werden auch bereit sein."