"Österreich ist Litauen mehr als zehn Jahre voraus"

Von sportnet.at   08.Oktober 2009

Vor dem Fall des Eisernen Vorhangs im Herbst 1989 wurde Narbekowas vier Mal zum litauischen Fußballer des Jahres gewählt. Als die Grenze endlich offen war, folgte der Wechsel zur Austria. Sein unvergleichlicher Stil als zentraler Mittelfeldspieler war sowohl in seiner Heimat als auch in Österreich gefürchtet.

Heute ist es still geworden um den mittlerweile 43-jährigen Narbekowas. Als Trainer ist er in der niederösterreichischen Gebietsliga Nord/Nordwest für den SV Langenlebarn tätig. "Es ist schade, weil man in Österreich keine Chance als Trainer bekommt", klagt Narbekowas im Gespräch mit sportnet.at. "Ich würde mich gerne weiter oben beweisen."

Färöer-Pleite als Gemeinsamkeit

Weiter oben - da war er schon einmal. Weshalb er natürlich den Spitzenfußball noch immer genau verfolgt. Vor dem WM-Qualifikationsspiel zwischen Österreich und Litauen am kommenden Samstag in Innsbruck schlagen zwei Herzen in seiner Brust. "Ich weiß nicht, zu wem ich halte. Aber es wird sicher ein spannendes Spiel. Immerhin geht es um den dritten Platz in der Gruppe."

Litauen kommt nicht gerade mit breiter Brust nach Österreich. Zuletzt gab es die peinliche 1:2-Niederlage auf den Färöer Inseln. "Da haben die beiden Teams schon einmal etwas gemeinsam", lacht Narbekowas. "In Litauen war mindestens genauso viel Aufregung wie 1990 in Österreich. Die Leute können einfach nicht begreifen, wie man dort verlieren kann."

Seit 20 Jahren kein neues Stadion

Vom litauischen Fußball hat der Ex-Kicker, der auch schon bei Lokomotive Moskau spielte, keine große Meinung. "Wenn wir auf dem Stand wären, wo Österreich vor zehn Jahren war, wäre es schon ein Erfolg", sagt Narbekowas nachdenklich. Und zieht schon wieder einen Vergleich zu Österreich: "Auch in Litauen ist die Nachwuchsarbeit das größte Problem."

Schuld sei die Politik, die seit der Wende alles verschlafen hat, was man im Sport nur verschlafen kann. "Es gibt seit 20 Jahren kein einziges neues Stadion. Die Jugend kann nirgendwo trainieren. Wenn es einen Platz gibt, dann ist er extrem teuer. Das kann sich niemand leisten."

Der Fehler Brückner

Zieht man all das in Betracht, ist der aktuelle Stand der litauischen Nationalelf also gar nicht so schlecht - die Niederlage auf den Färöern ausgeklammert. "Wir haben einige gute Spieler, wie zum Beispiel Tomas Danilevicius (spielt bei Livorno, Anm.) oder Deividas Semberas (ZSKA Moskau). Die spielen bei Top-Klubs im Ausland. Insgesamt ist es für Litauer aber sehr schwer, ins Ausland zu kommen. Der Stellenwert unseres Fußballs ist sehr niedrig."

Umso mehr bewundert er den Aufschwung des österreichischen Fußballs in den letzten Monaten. Narbekowas zu sportnet.at: "Constantini hat die richtige Mentalität, kann mit jungen Spielern umgehen und zieht seine Linie durch. Das gefällt mir." Über Ex-Teamchef Karel Brückner hat er nicht so eine hohe Meinung: "Es war der größte Fehler, ihn nach der EURO zu holen. Brückner war schwach und hatte kein Interesse für diesen Job."

Das könnte die Austria besser machen

Schwach findet Narbekowas übrigens auch, wie die Austria mit ihren Legenden umgeht. "Das letzte Spiel habe ich vor drei, vier Jahren besucht. Es gibt eigentlich keinen Kontakt mehr", beklagt er. "Bei Rapid ist das anders. Dort werden die Ex-Spieler zu Spielen und Veranstaltungen eingeladen. Schade, dass das die Austria nicht interessiert."

Arminas Narbekowas: Sein Leben, seine Karriere. Weiter auf Seite 2!

Zur Person: Arminas Narbekowas

Geboren am 28. November 1965 in Garg?dai, Sowjetunion.

Karriere als Spieler:
1983 - 1990: Zalgiris Vilnius
1990: Lokomotive Moskau
1990 - 1996: Austria Wien
1996 - 1998: Admira Wacker Mödling
1998 - 1999: FCN St. Pölten
1999 - 2000: Admira Wacker Mödling
2000 - 2001: FC Hundsheim
2001 - 2003: Wiener Sportklub
2003 - 2004: White Star Brigittenau
2004 - 2005: SV Weikersdorf

Karriere als Trainer:
seit 2006: SV Donau Langenlebarn, Gebietsliga Nord/Nordwest (6. Leistungsstufe, derzeit 7. Tabellenplatz)