Griezmann: "Dafür bin ich mit 14 von daheim weggegangen!"

Von (alex)   17.Mai 2018

Die Spanier entzauberten im Endspiel im mit 59.000 Zuschauern ausverkauften Stade de Lyon den französischen Vertreter Olympique Marseille, der die Semifinal-Hürde Red Bull Salzburg nur mit viel Glück übersprungen hatte. Diesmal lief alles gegen die "Himmelblauen", die mit 0:3 (0:1) das Nachsehen hatten. Das lag vor allem an einem Mann: Antoine Griezmann, der zwei Tore erzielte.

Nach sehr ambitionierter Startviertelstunde des Außenseiters schlug das Pendel Mitte der ersten Halbzeit doppelt zugunsten von Atlético aus. Nachdem André Zambo Anguissa der Ball zu weit vom Fuß gesprungen war, ließ sich der vom FC Barcelona umworbene Star der Madrilenen, Griezmann, nicht zweimal bitten und traf zum 0:1 (21.). Doch damit nicht genug. In der 31. Minute verließ Marseille-Superstar Dimitri Payet unter Tränen das Spielfeld, eine Verletzung im rechten Oberschenkel war akut geworden. Selbst ein Küsschen seines französischen Landsmanns, Nationalteam-Kollegen und Gegenspielers Griezmann vermochte den Regisseur nicht zu trösten.

Ohne Payet brach bei "OM" die kreative Ader weg. So etwas tut weh gegen einen Kontrahenten, der defensiv sattelfest steht und aggressiv zu Werke geht. Dieses Atlético von Trainer Diego Simeone, der wegen einer Sperre auf der Tribüne Platz nehmen musste, gehört zu dieser unangenehmen Sorte.

Der spanische Tabellenzweite, für den Griezmann (2:0/49.) und Gabi (3:0/87.) alles klar gemacht hatten, kassierte für den Triumph nicht nur 6,5 Millionen Euro, sondern auch einen Champions-League-Fixplatz, den Atlético ohnehin über die Meisterschaft geholt hätte. Marseille, das bei einem Stangen-Kofball von "Joker" Kostas Mitroglou Pech hatte (81.), muss sich mit 3,5 Millionen trösten und in der letzten französischen Ligue-1-Runde am Samstag auf Schützenhilfe hoffen, um noch an Lyon vorbei- und in die "Königsklasse" einzuziehen. 

Antoine Griezmann(Atletico-Doppel-Torschütze): "Ich bin sehr glücklich. Ich habe viele Jahre hart gearbeitet, um so einen Moment erleben zu dürfen. Dafür bin ich schon mit 14 Jahren von zu Hause weggegangen. Wir werden jetzt ordentlich feiern, meine Familie ist da. Hut ab aber auch vor Marseille, sie haben eine großartige Mannschaft. Unsere Stärke ist es hinten gut zu stehen und meine die Chancen vorne eiskalt zu nützen."

Juanfran (Atletico-Abwehrspieler): "Wir haben den Titel für unsere Fans geholt, die uns in den letzten Jahren immer unterstützt haben. Wir sind ein eingeschworenes Team und spielen fantastischen Fußball, so kann es weitergehen. Ich bin sicher, dass es nächstes Jahr wieder so sein wird, wir wieder in einem Finale stehen werden."

Florian Thauvin (Marseille-Offensivspieler): "Wir hatten eine großartige Saison. Wir haben heute gegen ein großartiges Team verloren. Wir müssen aus diesem Finale für die Zukunft lernen."

Adil Rami (Marseille-Abwehrspieler): "Der letzte Schritt war zu groß für uns, aber wir haben bis am Schluss gekämpft. Gegen so eine Mannschaft solltest du nicht versuchen Fußball zu spielen. Man benötigt lange, hohe Bälle und muss dann die zweiten Bälle gewinnen. Wenn du gegen Atletico den Ball verlierst, bekommst du Probleme. Das 0:1 war der Wendepunkt im Spiel. Zuvor hatten wir ihnen Probleme bereitet."

Diego Simeone (Atletico-Madrid-Trainer): "Es war eine herausfordernde Saison. Der Titel ist der Lohn für harte Arbeit. Die Verletzung von Payet hat Marseille viele Probleme bereitet. Heute haben sie gegen eine exzellente Atletico-Mannschaft verloren. Wenn du so einen Titel gewinnst, ist immer ein bisschen Traurigkeit auch dabei. Es ist schwierig auf dieses Level zu kommen und wenn du ein Ziel dann erreicht hast, musst du wieder von vorne starten. Das ist hart. Wenn Antoine bei uns bleibt werden wir als Team weiter wachsen. Wenn er geht ist es großartig für ihn, er hat uns in den letzten Jahren sehr viel gegeben. Aber auch ohne ihn, werden wir unsere Entwicklung fortsetzen."

Rudi Garcia (Marseille-Trainer): "Wir haben unsere Chance in der ersten Hälfte vergeben. Wir haben gleich zu Beginn die beste Chance ausgelassen und dann haben wir einen Fehler gemacht, der uns ein Gegentor gekostet hat. Gegen eine Mannschaft wie Atletico kannst du es dir nicht leisten in Rückstand zu geraten. Dann wird es ganz schwierig. Sie sind in der zweiten Hälfte besser geworden und uns hat beim Stangenkopfball von Mitroglou auch das nötige Glück gefehlt. Ein Tor hätte uns da vielleicht noch einmal ins Spiel zurückgebracht. Atletico ist eine großartige Mannschaft, wir müssen uns für die Niederlage nicht schämen."