Barcelona gewann am Referendumstag vor leeren Rängen klar

Von nachrichten.at/apa   01.Oktober 2017

Der Tabellenführer gewann am Sonntag im leeren Camp Nou gegen Las Palmas nach anfänglichen Problemen und Toren von Sergio Busquets (49.) und zweimal Lionel Messi (70., 77.) letztlich noch klar mit 3:0.

Die brisante Partie am Tag des von Protesten und Polizeigewalt überschattenden Referendums war ohne Zuschauer in Szene gegangen. Dass Barcelona aufgrund der Umstände überhaupt antrat, hatte laut Clubpräsident Josep Bartomeu mit dem drohenden Abzug von sechs Punkten zu tun.

Erst kurz vor Spielbeginn hatte Barca angekündigt, dass keine Fans ins Stadion gelassen werden. Gleichzeitig verurteilte der Großclub, dass Menschen in Katalonien an ihrem demokratischen Recht auf freie Meinungsäußerung gehindert worden sind.

Barca-Fans ärgern sich über "vergebene Chance"

Vor dem Ticket-Schalter des Nou-Camp-Stadions von Barcelona haben sich am Sonntagnachmittag lange Schlangen gebildet. Die Fußball-Fans füllen Formulare aus, um ihr Eintrittsgeld zurückzufordern. Der FC Barcelona hat kurz vor Spielbeginn beschlossen, als Protest gegen die Polizeigewalt beim katalanischen Unabhängigkeitsreferendum das spanische Ligaspiel gegen Las Palmas ohne Zuschauer auszutragen.

Der Verein zögerte bis zum letzten Moment. Eigentlich wollte man das Spiel ganz absagen. Doch der spanische Liga-Verband bestand auf die Austragung, nachdem die katalanische Regionalpolizei Mosso d'Esquarda die Sicherheit garantierte. Um nicht drei Punkte auf dem grünen Tisch zu verlieren, beschloss Barca-Präsident Josep Bartomeu, das Spiel doch durchzuführen. Allerdings ohne Zuschauer.

"Viele Touristen ärgern sich, weil sie das Spiel nicht sehen können. Aber für uns ging es um viel mehr", erklärt der Barca-Fan Jordi Molina gegenüber der APA. "Das Spiel ist in vielen Ländern im Fernsehen zu sehen. Wir hätten hier der ganzen Welt zeigen können, dass Katalonien die Unabhängigkeit von Spanien will und wir gegen die Polizeigewalt protestieren können, mit welcher heute der spanische Staat unser Recht auf Selbstbestimmung untergräbt und niederknüppeln lässt".

465 Verletzte in Barcelona

Nach Angaben des katalanischen Gesundheitsministeriums vom Sonntagnachmittag wurden bei dem teilweise rabiaten Vorgehen der spanischen Polizei gegen Wähler und Demonstranten zur Verhinderung des umstrittenen Unabhängigkeitsreferendums in Katalonien mindestens 465 Bürger verletzt. Laut Madrider Innenministerium erlitten auch elf Polizeibeamte leichte Verletzungen.

Tatsächlich ist der FC Barcelona zugleich Weltmarke und Symbol des Katalanismus. Dazu wurde er vor allem unter seinem ehemaligen Präsidenten Joan Laporta und dem Trainer Pep Guardiola, überzeugte Separatisten. Sie gebrauchten den FC Barcelona stets dazu, um den Wunsch vieler Katalanen nach Unabhängigkeit global zu verbreiten. Der FC Barcelona sei das beste Medium, "um die katalanische Identität in die Welt zu tragen", erklärte Laporta immer wieder.

Bei jedem Spiel erheben sich katalanisch gesinnte Fans in jeder Spielhälfte, wenn auf der Match-Uhr die Minute "17.14" angezeigt wird, um laut nach "Independencia", "Unabhängigkeit", zu rufen. Eine symbolische Zahl. Im Jahr 1714 verlor Katalonien im Zuge der spanischen Erbfolgekriege seine Eigenstaatlichkeit und wurde der Krone Kastiliens unterstellt.

Eine Botschaft des Vereins, dass man die Polizeigewalt gegen die Urnen verurteile, konnte man am Sonntag auch auf der Anzeigetafel sehen. Dort stand nicht der Spielstand, sondern in großen Buchstaben das Wort "Democracia" mit dem Bild einer Wahlurne und dem Vereins-Logo.

Aber auch die Spieler rund um den argentinischen Superstar Lionel Messi bekannten Farbe. Sie kamen laut Medienberichten zum Aufwärmen in gelben T-Shirts mit roten Streifen aus der Kabine - eine Anspielung auf die "Senyera", die traditionelle Flagge der Separatisten. Das Match bestritten sie aber in den üblichen blau-roten Trikots. Messi spielte jedoch mit einer Armbinde in den "Senyera"-Farben. Er steuerte zwei Tore zum klaren 3:0-Sieg bei.

Barca-Präsident gegen Unabhängigkeit

Dennoch waren nicht nur die mehrheitlich separatistischen Barca-Fans mit der Entscheidung des Club-Vorstands unzufrieden. Carles Vilarrubi trat sogar aus dem Vorstand zurück. "Wir hätten hier ein klares und eindeutiges Zeichen setzten können", erklärte er vor Journalisten und wetterte gegen den Barca-Präsidenten Bartomeu, der kein Unabhängigkeitsbefürworter ist. Große Proteste der Fans gab es dennoch nicht. Die meisten verschwanden schnell in einer der umliegenden Bars, um das Spiel wenigstens im TV verfolgen zu können.

Die Vereinsführung der UD Las Palmas setzte wiederum ihrerseits eine klare Botschaft ab. Sie ließ vor Spielbeginn spanische Fahnen auf den gelb-blauen Dressen der Gastmannschaft anbringen. In einer Aussendung des Clubs von den Kanarischen Inseln hieß es dazu: "Wir wollen unsere Hoffnung auf eine Zukunft in diesem Land ausdrücken und den guten Willen jener, die darin zusammenleben. Auch wenn unser Stadion auf Gran Canaria sehr weit weg ist, haben wir niemals die Versuchung gehabt, einem Staat anzugehören, der nicht dieser ist. So komplex die Situation auch sein mag, (...) wir glauben an die Einheit Spaniens".

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Leere Tribünen im Camp Nou.