"Wenn alle gegen uns sind, sind wir am stärksten"
LONDON. Finale am Sonntag: England surft auf einer Welle der Begeisterung, den Italienern flößt die Wembley-Kulisse keine Angst ein.
Sonntag, 21 Uhr (ORF 1 und Liveticker auf nachrichten.at), der letzte Akt: Wer wird Fußball-Europameister? Holt Italien den zweiten Titel nach 1968, oder krönt sich Gastgeber England zum ersten Mal? "Es ist ein historisches Finale", betonte Marco Verratti, Mittelfeldstratege der Squadra Azzurra, vor dem Showdown im mit 65.000 Zuschauern ausverkauften Londoner Wembley-Stadion. Der vierfache Weltmeister Italien muss sich auf viel Gegenwind von den Rängen einstellen, "nur" 6500 Tifosi dürfen in der Wiege des englischen Fußballs Platz nehmen.
"Wir sind es gewohnt, in solchen Stadien zu spielen. Daraus werden wir Kraft schöpfen", sagte Verratti, der Rückenwind von Ex-Teamspieler Marco Materazzi bekommt. "Wembley kann allen Angst machen, außer uns Italienern. Wenn es schwierig wird, wenn alle gegen uns sind, sind wir am stärksten", sagte der 47-Jährige, der beim bis dato letzten großen Titel der Azzurri einer der Hauptdarsteller gewesen war. Im WM-Endspiel 2006 in Berlin gegen Frankreich hatte der Verteidiger sein Gegenüber Zinedine Zidane (oder besser gesagt dessen Schwester) beleidigt, sodass der Regisseur der Equipe Tricolore ausrastete und zum Kopfstoß ausholte. Zidane sah Rot, Italien gewann das Elfmeterschießen.
Auch morgen könnte es eine längere Angelegenheit werden. Italiens bisherige EURO-Auftritte in Wembley waren mit Überstunden verbunden. Gegen Österreich hatte sich das Team von Roberto Mancini zu einem 2:1-Erfolg nach Verlängerung gemüht, in der Runde der letzten vier kam es zur Shootout-Entscheidung gegen Spanien. Mit einem blendend gelaunten Kapitän Giorgio Chiellini, dem die Vorfreude auf das Endspiel anzumerken ist. "Wir haben Qualität in allen Mannschaftsteilen und die Überzeugung, dass wir den Pokal in Händen halten werden", sagte der 36-jährige Juventus-Verteidiger.
Das ist ganz im Sinne von Coach Mancini, der am 14. Mai 2018 das Zepter übernommen hat. Damals war Italiens Fußball auf dem Boden und die Squadra nicht einmal für die WM 2018 qualifiziert. Trotzdem versprühte der "Mister" sofort die pure Zuversicht. "Paradoxerweise haben auch wir ihn anfangs für verrückt gehalten, als er uns gesagt hat, dass wir uns in den Kopf setzen sollen, die EM zu gewinnen", verriet Chiellini.
Der Routinier bekommt es am Sonntag mit den brandgefährlichen englischen Stürmern Raheem Sterling (3 Tore) und Harry Kane (4) zu tun. Letzterer braucht einen "Doppelpack" oder einen Treffer und zwei Assists, um Cristiano Ronaldo noch den Titel des EURO-Schützenkönigs abzuluchsen.
Doch das hat nicht Priorität. England ist heiß auf den ersten Titel bei einem großen Turnier seit 1966 – diesem Ziel wird alles andere untergeordnet. "Es geht jetzt um alles. Wir wissen, dass es sehr hart wird gegen die Italiener. Sie spielen ein großartiges Turnier – bis jetzt. Aber wir sind auch gut drauf und werden nicht lockerlassen", sagte Kane. Die jüngsten Bilanzen der beiden Finalisten versprechen eine ausgeglichene Partie. Italien ist 33 Länderspiele ungeschlagen, England zwölf. Morgen muss es einen Verlierer geben. (alex)
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Marco Materazzi hatte grossen Anteil am letzten grossen Titel Italiens?
Es ist eine Schande, dieses Ar...ch überhaupt zu erwähnen.